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Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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davon.
    Mein Fisch sieht gut aus. Prall, glänzend, knusprig, auf einem Berg Grünzeug. Nur die Blumen im Maul, die hätten sie sich sparen können.
    Der Anwalt starrt auf seine Bratwurst.
    »Was ist?«, frage ich.
    »Wahnsinn«, sagt er.
    »Was?«
    »Das sieht unglaublich lecker aus.«
    Die Wurst ist von einem satten Braun, fast ein bisschen rötlich. Sie sieht aus wie ein Gewürzkuchen. Die Kartoffeln schimmern goldgelb, gespickt mit saftig-grünen Rosmarinzweigen. Mir wirkt das eine Runde zu fettig und schwer, aber ich kann nachvollziehen, dass es toll aussieht, wenn man auf so was steht.
    »Ich steh auf so was«, sagt der Anwalt.
    »Dann hauen Sie mal rein«, sage ich.
    Wir stoßen an, nehmen jeder einen großen Schluck Bier und fangen an zu essen.
    Der Anwalt schneidet seine Wurst an. Da läuft der Saft raus, es riecht nach Thymian und Muskatnuss und Chili und Pfeffer. Es riecht wirklich sehr gut. Er steckt sich ein Stück in den Mund, kaut, reißt die Augen auf.
    »Und?«, frage ich.
    »Ich weiß nicht«, sagt er.
    »Nicht gut?«, frage ich.
    »Doch, doch«, sagt er, »sensationell. Aber anders als alles, was ich bisher gegessen habe.«
    Er nimmt noch ein Stück und kaut. Aus den Boxen über unseren Köpfen kommt jetzt Schweinetechno. Wummert exakt im Takt.
    »Hmm«, sagt er.
    Er steckt sich wieder ein Stück in den Mund und lächelt verzückt.
    »Großartig. Und das in so einer penetranten Umgebung. Ich kann’s kaum glauben. Wie ist Ihr Fisch?«
    Ich setze meine Gabel an, klappe die knusprige Haut zurück, und dann geht die Gabel durch wie durch ein Stück weiche Butter. Das Fleisch ist weiß und zart, aber auch fest. Die Kräuter duften nach einem riesigen südfranzösischen Garten. Ich probiere. Es schmeckt frisch und grün und ganz vorsichtig nach Limone.
    »Vermutlich der beste Flossenmann der Stadt«, sage ich und schüttele den Kopf. »Es ist wirklich nicht zu fassen.«
    Wir stoßen an. Wir haben uns ja schließlich vorgenommen, zu trinken.
    Ich sehe mich noch mal um. Hier sitzen tatsächlich nur Idioten. Ich verstehe das nicht. Dieses Essen, das da auf unseren Tellern liegt, dieses wunderbare Zeug, das passt einfach überhaupt nicht hierher, an diesen Ort, der so sehr nach Dieter Bohlen riecht.
    *
    Es wird bald hell, am Horizont ist schon ein erster blausilberner Streifen zu sehen, und die Sterne machen sich langsam vom Acker. Ich sitze am offenen Fenster und rauche in den Himmel. Ein kleiner Wind ist bei mir und meine Zigaretten. Sonst nichts und niemand. Ich kann nicht schlafen. Zu viel Wodka Tonic getrunken, im Discorestaurant, nach dem Essen, an der Bar. Koks für Arme, sagt Klatsche immer. Er ist nicht zu Hause, das spüre ich. Ich weiß, wenn er da ist. Heute Nacht ist die Wohnung nebenan leer.
    Der Anwalt hat um eins die letzte Bahn genommen. War ein netter Versuch, dieser Abend, aber war dann auch nur ein Versuch. Wir machen das nicht noch mal. So ein Dating-Kram ist einfach nichts für mich. Und Männer, die mit der U-Bahn fahren, auch nicht.
    Mein Telefon macht ein Klick-Geräusch. Carla hat mir geschrieben.
    Bist du noch wach?
    Ich rufe sie an.
    »Hey«, sagt sie.
    »Wie geht’s dir?«, frage ich.
    »Ganz okay«, sagt sie. »Was machst du?«
    »Rauchen«, sage ich. »Und du?«
    »Fenster putzen«, sagt sie.
    Carla putzt ihre Fenster immer nachts. Sie findet das besser. Gibt angeblich keine Streifen, weil nachts ja nie die Sonne scheint.
    Ich hab keine Ahnung von so was.
    »Warum bist du noch wach?«, fragt Carla.
    »Ich war mit einem Anwalt aus«, sage ich, »in einem Restaurant. Und das war so merkwürdig.«
    »Der Anwalt?«, fragt sie.
    »Nein«, sage ich, »der Anwalt war okay. Das Restaurant war das Problem.«
    Ich zünde mir eine frische Zigarette an.
    »Warum?«, fragt sie. »Hat’s nicht geschmeckt?«
    »Muss ich dir in Ruhe erzählen«, sage ich. Ich hab gar keine Lust, jetzt groß zu reden. Ich wollte eigentlich nur mal hören.
    »Kommst du morgen Mittag bei mir vorbei?«, fragt sie.
    »Klar«, sage ich.
    »Dann schlaf jetzt, okay?«
    »Die eine Kippe noch«, sage ich.
    »Das eine Fenster noch«, sagt sie.
    Ich muss lachen.
    »Chas?«
    »Ja?«
    »Ich bin froh, dass du da bist«, sagt sie.
    Ich bin froh, dass du da bist, denke ich.
    »Klar bin ich da«, sage ich, »wo soll ich denn sonst hin. Mach dir keine Sorgen.«
    »Good night and good luck«, sagt sie.
    »Selber«, sage ich.
    Ich rauche meine Zigarette zu Ende, gehe ins Bett und warte darauf, dass der Wecker

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