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Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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nicht, ob er Frau Schröder was davon gesagt hat. Oder Regine ihrem Hermann. Oder Gudrun und David irgendwelchen Gästen.«
    Beide schütteln den Kopf.
    »So oder so«, sagt Marcel. »Das schränkt den Kreis der Tatverdächtigen doch immens ein, findet ihr nicht auch?«

Kapitel 8
    Belgischer Reiskuchen
    mit Speck, griechischen Bergpfirsichen, gerösteten Mandelsplittern und holländischem Bröckelkäse
    Am nächsten Morgen
    Alles ist fremd. Ich habe die Augen noch geschlossen, doch die Luft um mich herum riecht seltsam, fühlt sich anders an. Seit wann habe ich eine dicke Daunendecke? Wer hat mein kleines, feines hartes Kissen gegen dieses riesige erstickend weiche Monstrum ausgetauscht? Und wer hat meinen Füßen, die so gern die Unendlichkeit meines Bettendes ausloten, ein Holzbrett vorgelegt? Langsam öffne ich die Augen. Es ist viel zu dunkel, um irgendetwas in mein Erwachen einzuordnen. Ich taste nach der Nachttischlampe, doch selbst die ist nicht da, wo sie sein sollte.
    Wenigstens geht mir jetzt endlich ein Licht auf. Ich liege gar nicht in meinem eigenen Bett.
    Da schläft jetzt ein belgischer Polizeiinspektor. Marcel. Oder sein Kollege Erwin. Ich bin woanders. Zwar auch auf eigenem Terrain, nämlich in der Einkehr , allerdings in einem Raum, den ich nicht mehr betreten habe, seitdem ihn Jakob Perings vor vielen Wochen bezogen hat. Der allerdings diese Nacht auf einem Sofa in Krewinkel verbracht hat, mit der Axt oder Petronella Schröder im Arm.
    Zumindest weiß ich, wo hier der Lichtschalter ist. Und blicke mich staunend um, als es hell wird. Vermutlich bin ich noch nie in einem derart penibel aufgeräumten und blitzblank geputzten Zimmer wach geworden. Jakob Perings ist nicht nur ein liebenswerter, sondern auch ein extrem reinlicher Mann. Der einen Raum nicht verwohnt, sondern ihn hochwertiger herrichtet, als er ihn vorgefunden hat. Nirgendwo liegen Kleidungsstücke oder andere persönliche Habseligkeiten umher. Behälter mit Möbelpolitur, Bohnerwachs, Glas- und Metallreiniger stehen wie Soldaten ausgerichtet auf der Fensterbank. Neben einem Usambaraveilchen, das dem Zimmer, wie die beiden verblichenen und ziemlich abgegriffenen Fotos in Silberrahmen auf dem Tisch, eine kleine persönliche Note verleiht. Hat sich Perings die Fotos aus Brüssel schicken lassen, oder hat er sich in den vergangenen Wochen in einem Eifelort die passenden Rahmen besorgt? Vor dem Schrank steht ein Rosenstrauß, nachlässig in einen Eimer gestopft. Wahrscheinlich lagert er hier nur auf der Durchreise und ist für Petronella Schröder bestimmt. Angesichts der schrecklichen Ereignisse hat sich Perings wohl nicht getraut, ihn ihr zu überreichen. Aber vielleicht hat er ihn auch nur vergessen.
    Ich freue mich. Der alte Herr, der dem Tod nicht nur ins Auge geblickt, sondern ihn dank Marcel quasi überwunden hat, der jahrzehntelang in einer Art von Exil im eigenen Land einer Arbeit nachgegangen ist, die ihm nichts weiter als ein Auskommen bot, der aus Angst, einer Frau nicht gerecht werden zu können, nie geheiratet hat, hat endlich angefangen, das Leben zu genießen. Bei diesem schönen Gedanken würde ich an diesem dunklen Morgen gern länger verweilen. Geht aber nicht, weil mir jetzt auch wieder einfällt, weshalb ich nicht in meinem eigenen Bett schlafe.
    »Wenn der Täter keiner von euch, sondern ein Fremder gewesen ist«, hatte Marcel gestern Nacht gesagt, »dann weiß der womöglich noch nicht, dass wir die Tat bereits entdeckt haben. Dann könnte er in der Nacht zurückkommen, für die Leiche wegzubringen. Wenn das passiert, seid ihr alle entlastet.«
    »Wir haben Regine doch nichts getan«, flüsterte Gudrun. »Wie kannst du nur so etwas von uns denken? Sie war doch unsere Freundin. Und du bist auch unser Freund!«
    »Ach, Gudrun«, sagte Marcel und legte ihr begütigend einen Arm um die Schulter. »Ich kann doch auch nicht glauben, dass einer von euch Regine den Schädel eingeschlagen hat. Aber irgendjemand hat es getan. Jemand mit einer fürchterlichen Wut im Bauch.«
    Gudrun fasste sich an den eigenen Bauch, in dem, wie wir jetzt alle wussten, etwas ganz anderes steckte, und flüsterte: »Wenn ich doch nur netter zu ihr gewesen wäre! Aber sie hat so genervt. Mit all diesen Hochzeitsplänen. Könnt ihr das verstehen?« Ihre Stimme schraubte sich höher. Sie blickte Hilfe suchend zu Marcel. »Nix anderes hat sie mehr geredet! Da kommen wir abends mit müden Füßen heim, und sie spricht nur von Hermännche, ihrem Kleid,

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