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Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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»Er war ein wundervoller Mensch. Deshalb bin ich hier im Restaurant wohl fast gestorben. Die Ähnlichkeit, nun ja, die hat mich eben umgehauen. Eine andere Erklärung dafür habe ich nicht.«
    »Diese reicht völlig«, flüstere ich wahrhaft erschüttert.
    Auf dem uralten Familienfoto der Familie Perings lacht mir Hermann Kerschenbach entgegen. Unverkennbar.

Kapitel 10
    Karamellisierter Orangenkuchen
    heiß aus der Form gestürzt, lauwarm abgekühlt mit heißem Wasser und Cointreau übergossen
    Zwei Tage später
    Welches Geräusch hat mich geweckt? Ich schieße hoch und spitze in der jetzt stillen Dunkelheit die Ohren. Schleicht etwa jemand um die Einkehr herum? Draußen liegt Schnee. Der dämpft jeden Laut. Habe ich nicht so etwas wie ein Klirren gehört? Eine eingeschlagene Fensterscheibe? Hellwach springe ich aus dem Bett und taste nach dem Staubsaugerrohr an der Tür. Mit diesem bewaffnet schleiche ich in den Flur.
    Ich sehe sofort den Lichtstreifen unter der nur angelehnten Küchentür. Mein Atem geht wieder regelmäßiger. Wer nachts etwas Böses im Schilde führt, würde wohl kaum die Beleuchtung einschalten. Vielleicht putzt Gudrun dort die Kühlschränke. Ist mitten in der Nacht durch den Schnee hierher gestapft, weil sie nicht schlafen kann. Unwahrscheinlich. Zumal sie normalerweise nicht gerade leise putzt.
    Es ist ganz still hinter der Tür mit dem Lichtstreifen. Und Regine ist am helllichten Tag in meinem Haus überfallen worden. Wer etwas Übles mit uns vorhat, tut dies bei Licht.
    Angriff ist die beste Verteidigung. Ich hole tief Luft, erhebe das Staubsaugerrohr wie eine Lanze, stoße damit die Küchentür auf und schreie, so laut ich kann: »Stehen bleiben! Oder ich schieße!«
    Riesiges Gepolter.
    Gudrun starrt mich mit offenem Mund an und hebt die Hände, aus denen soeben die Kuchenform zu Boden gestürzt ist. Die hellbraune Masse, die sich auf den Fliesen ausbreitet, sieht wie halb verdautes Ausgespucktes aus. Mit sorgfältig gehäuteten Orangenscheiben.
    Gudrun lässt die Arme sinken.
    »Meine schöne Torte!«, jammert sie, deutet zu Boden und bricht in Tränen aus. »Da! Dauert Stunden, bis alles wieder sauber ist. Wie kannst du mich nur so erschrecken!«
    »Du hast mich erschreckt! Wie kannst du nur mitten in der Nacht einen Kuchen backen!«
    »Mitten in der Nacht?« Gudrun klopft auf ihre Armbanduhr. »Es ist halb neun. Wann bist du denn ins Bett gekommen?«
    Das willst du gar nicht wissen, denke ich, als ich das Staubsaugerrohr auf die Anrichte lege, über die klebrige Angelegenheit hinwegsteige und zum Kaffeeautomaten schlurfe. Sie würde mich für verrückt erklären, wenn ich ihr erzählen würde, was ich gestern Abend unternommen habe, nachdem alle anderen die Einkehr verlassen hatten. Und sie hätte damit völlig recht, denn es war der reine Wahnsinn.
    »Lass mich das aufwischen. Geh wieder heim«, sage ich, als Gudrun unter Klagelauten ihre Putzutensilien aus der Nebenkammer holt. »Daniel wartet da bestimmt auf ein amerikanisches Frühstück«, setze ich hinzu und betrachte sie lauernd. Hängt in Rheinland-Pfalz etwa schon wieder der Haussegen schief? Wieso begibt sich Gudrun am frühen Morgen in die Einkehr , wenn erst am Tag zuvor Davids sehnlich erwarteter Sohn aus Texas eingetroffen ist?
    Übrigens ohne seine Großmutter, was ich sehr bedauere. Mathildes Behutsamkeit im Umgang mit Menschen in extremer Lage hätten wir jetzt gut gebrauchen können. Aber eine andere extreme Lage hat sie zu Hause unabkömmlich gemacht. »Irgendjemand muss sich ja um unsere Tiere kümmern«, hat uns Daniel gestern gesagt. »Es sind plötzlich so viele geworden, und wir haben so schnell niemanden gefunden, der es richtig macht.«
    War ja klar, dass sich Davids Sohn eine Menagerie anschaffen würde, wenn man ihn ließ. Großmüttern fällt es schwer, Nein zu sagen. Vor allem, wenn der Enkel ein solch dramatisches Geschehen zu verarbeiten hat wie Daniel einst bei der Auflösung des Gnadenhofs auf der Kehr. Aber ist der gewaltsame Tod der eigenen Mutter nicht sehr viel traumatischer?
    Mathilde wird alles abgewogen haben. Daniels Mutter ist tot, aber das Überleben seiner verhaltensgestörten Präriehunde, seiner wilden Katzen, kranken Esel, abgehalfterten Pferde, Stinktiere und Klapperschlangen muss gewährleistet sein. Die Frau, die stramm auf die neunzig zugeht, hat Daniel auf seiner traurigen Reise nicht begleitet, weil an deren Ende ein Familien- und Freundeskreis den Jungen auffangen kann. Wüsste

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