Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
zurückzuweichen. Das weiße Licht, das die letzten Seiten der Apokalypse anstrahlten, erreichte kaum noch seine perfekten Züge und die Wellen seines weißgoldenen Haars.
Er legte seinen Kopf schräg, als hätte er etwas gehört, den Bruchteil einer Sekunde, bevor Beth das Zischen der Türen zur Galerie hörte, die drei Säle weiter geöffnet wurden, und sich Schritte näherten. »Hallo? Mrs Cox? Sind Sie hier?«
Es war der Wachmann, derjenige, dem sie auf dem Platz bei der Bahn zugewinkt hatte.
Sie gab nicht sofort eine Antwort und wunderte sich darüber. Wollte sie Arius davor bewahren, entdeckt zu werden?
»Mrs Cox?« Die Stimme kam näher, und obwohl die Lampen in der Ausstellungshalle eingeschaltet waren, huschte der Strahl einer Taschenlampe in die dunklen Ecken.
»Ich bin hier hinten«, rief sie schließlich und wandte den Kopf um.
Der Wachmann, von dem sie nur noch wusste, dass sein Name mit G anfing, kam um die Trennwand herum und sagte: »Alles in Ordnung? In der Einsatzzentrale haben wir ein Eindringen registriert.«
Beth sah zu Arius zurück, doch er war verschwunden.
»Ich habe meinen Code eingetippt«, versicherte Beth ihm.
»Ich weiß, das haben wir gesehen. Aber danach hat das System noch ein Eindringen registriert.« Er ließ den Strahl der Taschenlampe im schwach beleuchteten Raum umherwandern und steckte den Kopf hinter ein paar der herumstehenden Schaukästen. »Muss wohl ein Fehlalarm gewesen sein.«
Jetzt konnte sie den Namen auf dem laminierten Dienstabzeichen erkennen – Gary Graydon.
Aber wohin war Arius verschwunden? Es gab nur einen Weg aus der Galerie, doch wie konnte er dort unbemerkt am Wachmann vorbeigeschlüpft sein?
»Was ist das da auf dem Fußboden?«, frage Graydon, und Beth schaute zu den Papieren zu ihren Füßen herunter, die sie vollkommen vergessen hatte. Sie bückte sich und hob den Ordner mit den anderen Seiten des geheimen Briefes auf. Dann legte sie das Blatt, das sie noch in der Hand hielt – und das sie ebenfalls vollkommen vergessen hatte – hinein. Nachdem sie sich noch ein letztes Mal im Raum umgeblickt hatte, sagte sie: »Ich bin dann hier fertig.«
»Gut«, erwiderte Graydon. »Wir haben heute schon genug am Hals.«
»Was meinen Sie damit?«, fragte Beth und verließ die Galerie, der Wachmann folgte ihr dichtauf.
»Die Flächenbrände.«
Beth blieb stehen. »Wo brennt es?«
»Die Frage lautet eher, wo es nicht brennt«, sagte Graydon. »Sie sind überall in der Stadt ausgebrochen, von Bel Air bis zu den Palisades. Trotz der ganzen Warnungen wegen Feuerwerk und der Dürre, sieht es aus, als könnten manche Leute einfach nicht hören.«
Mehr brauchte Beth nicht zu wissen. Sie klemmte den Ordner fest unter den Arm, eilte aus der Galerie und sprintete über den leeren Platz auf die Bahn zu. Arius’ Warnung hallte noch in ihren Ohren nach.
39. Kapitel
Carter war so in die Arbeit vertieft, dass er zuerst gar nicht bemerkte, als sein Handy in der Tasche vibrierte. Er hatte den Klingelton abgestellt, sobald er das Museum betreten hatte. Er wollte nicht, dass irgendjemand, insbesondere Gunderson, herausfand, dass er hier war, noch dazu an einem landesweiten Feiertag, versteckt in einem Lagerraum im Kellergeschoss, und an der explosivsten Entdeckung arbeitete, die die La-Brea-Teergruben je hergegeben hatten. Er hätte das niemals erklären können.
»Sieh dir diese Bruchlinie an«, sagte Del gerade und deutete mit dem Skalpell auf einen Spalt im Schädel neben dem Schläfenlappen. »Wenn das nicht von einem Schlag stammt.«
Das Telefon vibrierte erneut, und dieses Mal merkte Carter es. »Warte mal kurz«, sagte er.
Die Verbindung war, wie immer hier unten, miserabel. Doch es war Beth, und sie klang aufgeregt. Sie erzählte irgendetwas über … Arius.
»Langsam«, sagte Carter. Unwillkürlich wandte er sich vom Tisch ab und trat hinaus auf den Korridor. »Du bist gerade weg gewesen.«
»Arius«, wiederholte sie, »war gerade hier, in der Galerie.«
War das nur ein weiterer Anfall von Hysterie? Sie hatten schon mehrmals geglaubt, Hinweise zu entdecken, dass Arius überlebt hatte und ihnen nachstellte. Oder war es diesmal ernst? All ihren Vermutungen und Ängsten zum Trotz hatte keiner von ihnen ihn jemals mit Sicherheit gesehen oder war ihm begegnet.
Beth sagte noch etwas, aber es kam nur ein Rauschen an.
»Ich kann dich nicht verstehen«, sagte Carter und fragte sich, ob sie ihn wohl hören konnte. »Bist du in Ordnung? Ist mit Joey
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