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Knochenhaus (German Edition)

Knochenhaus (German Edition)

Titel: Knochenhaus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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jetzt neben ihr, legt den Arm um sie. Er riecht nach Holzfeuer und Seife.
    «Ruth. Was ist denn los?»
    «Da … da hat jemand … oben im Graben … mein Name … an einer Mauer …»
    «Wie bitte?»
    Ruth atmet tief durch und hält Max’ Arm umklammert, um aufrecht stehen zu bleiben. «Ich war oben bei der Ausgrabungsstätte … ich wollte mich etwas umsehen. Und plötzlich sah ich, dass jemand meinen … meinen Namen an eine Mauer geschrieben hat. Dann hatte ich das Gefühl, dass ich beobachtet werde. Ich habe jemanden atmen hören. Das klingt alles furchtbar albern, ich weiß.»
    In der Dunkelheit kann sie sein Gesicht nicht sehen, spürt aber, wie sein Arm sich anspannt. Doch als er spricht, klingt seine Stimme sanft und beruhigend. «Ich gehe mal rauf und schaue nach. Du bleibst so lange hier. Setz dich in den Wagen und mach die Heizung an. Du zitterst ja. Warte mal.»
    Er wendet sich ab, und nun sieht Ruth auch seinen Range Rover, der gleich neben ihrem Renault steht. Max kommt mit einem dicken Pullover und einer Thermosflasche zurück. «Hier, zieh den über.» Ruth gehorcht. Der Pulli riecht tröstlich nach alter Wolle. Sie öffnet die Autotür und steigt ein. Max reicht ihr die Thermosflasche. «Trink einen Schluck davon. Ich bin gleich wieder da.»
    Vorsichtig nippt Ruth an der Flüssigkeit. Es ist schwarzer Kaffee. Zur Zeit schmeckt ja jedes Getränk irgendwie seltsam, aber dieser Geschmack ist wirklich anders. Sie braucht einen Moment, bis ihr klarwird, dass ein Schuss Whisky darin ist.
    Ein paar Minuten später ist Max wieder da und beugt sich zum Fenster herein.
    «Schaffst du es, nach Hause zu fahren? Ich komme dir nach.»

    Zum ersten Mal ist Ruth dankbar für den Bewegungsmelder, der anspringt, als sie ihr Gartentor öffnet. Im Augenblick braucht sie alles Licht, das sie kriegen kann. Sie schließt die Haustür auf, in der vergeblichen Hoffnung, ihr Wohnzimmer nicht allzu unordentlich vorzufinden.
    Doch Max Grey scheint weder die auf dem Boden verstreuten Unterlagen noch die schmutzige Wäsche auf dem Sofa zu registrieren. Er streichelt Flint, bewundert Ruths Bücher und ihre Sammlung alter Pfeilspitzen und nimmt den angebotenen Tee mit sichtlicher Freude entgegen. Erst als sie mit ihren Bechern in der Hand auf dem Sofa sitzen – die Wäsche hat Ruth hastig in der Küche verstaut –, kommen sie wieder auf den Vorfall an der Ausgrabungsstätte zu sprechen.
    «War jemand dort, als du angekommen bist?», fragt Max.
    «Nein. Kein Mensch. Phil hatte mich gebeten, ihm ein paar Bodenproben mitzubringen, und ich wollte mir den Graben nur kurz ansehen. Ihr seid ja schon richtig weit gekommen. Und dann habe ich … diese Inschrift entdeckt.»
    «Du hast gesagt, du hättest jemanden gehört …»
    «Ja. Ich habe Geräusche gehört, ganz in der Nähe … Atemgeräusche. Ich weiß auch nicht. Vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet. Hast du denn jemanden gesehen?»
    Max schweigt einen Augenblick, dann sagt er: «Ich habe nur ein Tier gesehen, einen Hund, vielleicht auch einen besonders großen Fuchs. Sonst nichts.»
    «Ein Hund.» Ruth muss vor Erleichterung lachen. «Das erklärt natürlich das laute Atmen.»
    «Ja.» Doch Max lacht nicht mit, sondern blickt stirnrunzelnd in seinen Teebecher.
    «Hast du irgendeine Vorstellung, wer das gewesen sein kann?», fragt Ruth. «Deine Studenten wissen doch gar nicht, wer ich bin. Und dann der Aufwand, sich mit einem Topf brauner Farbe in den Graben zu schleichen …»
    Max hebt den Kopf. «Ich glaube, das war keine Farbe.»
    «Was …» Ruth braucht ein paar Sekunden, um zu begreifen, was er damit sagen will, und dann noch ein paar weitere, um das Wort tatsächlich auszusprechen. «Blut?»
    Max nickt. «Ja, ich glaube schon. Wir werden das morgen überprüfen.»
    «Aber warum …» Ruth hört ihre Stimme schriller werden. « … warum schreibt denn jemand meinen Namen mit Blut an eine Mauer?»
    «Keine Ahnung.» Nach kurzem Schweigen setzt Max hinzu: «Sag mal, Ruth, hast du je den Roman Ich, Claudius, Kaiser und Gott gelesen?»
    Ruth sieht ihn erstaunt an. «Ja, schon. Das ist aber ziemlich lange her. Der ist von Robert Ranke-Graves, oder?»
    «Ja. Du bist wahrscheinlich noch zu jung, um dich daran zu erinnern, aber es gab dazu auch eine richtig tolle Fernsehserie, mit Derek Jacobi und Siân Phillips.»
    Ruth erinnert sich durchaus, findet es aber schmeichelhaft, dass Max sie für zu jung hält. Sie musste immer ins Bett, wenn die Serie

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