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Knochenhaus (German Edition)

Knochenhaus (German Edition)

Titel: Knochenhaus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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dass Maureen ihn von ganzem Herzen liebt. Vielleicht umgibt er sich deshalb bis heute lieber mit Frauen. Klar beherrscht er die «Jungs unter sich»-Nummer aus dem Effeff, anders könnte er bei der Polizei auch kaum überleben. Er spielt immer noch Fußball und dazu inzwischen Golf, schätzt seine Kneipenabende und die Kameradschaft unter den Polizeikollegen. Doch genauso sehr schätzt er die Gesellschaft starker, intelligenter Frauen. Deshalb hat er sich auch so zu Ruth Galloway hingezogen gefühlt, weshalb er jetzt in diesem Schlamassel steckt.
    Nelson seufzt, als er vor dem Spens-Anwesen aus dem Wagen steigt. Nachdem er schon den ganzen Sonntag den perfekten Ehemann gespielt hat, fühlt er sich emotional ausgelaugt. Er hat Michelle nicht nur ins Gartencenter begleitet, sondern sie anschließend noch zum Mittagessen ins Pub ausgeführt. Und er hat sich sogar breitschlagen lassen, morgen Abend so ein grauenvolles Theaterstück mit ihr anzusehen. Da ist es eine Erleichterung, sich zwischendurch mal der Arbeit zuzuwenden. Edward Spens wird sich nicht mehr lange hinter seinem perfekten Zuhause und seiner Doppelgarage verstecken können. Nelson will Antworten. Wieso hat Spens ihm nicht von Anfang an erzählt, dass das Haus an der Woolmarket Street seiner Familie gehört? Gibt es da womöglich auch noch ein totes Kind, das er bisher zu erwähnen vergessen hat? Vielleicht ist ja tatsächlich einmal ein Kind zu Tode gekommen und unter der Mauer begraben worden, während sein Kopf im längst trockengelegten Brunnen landete – wenn nicht zu Edward Spens’ Lebzeiten, dann doch in den Jahren, als die Familie das Haus noch selber bewohnte. Das wäre doch mal ein Familiengeheimnis.
    Edward Spens begrüßt Nelson wie einen lange verlorenen Freund. «Harry! Wie schön, Sie zu sehen. Kommen Sie doch herein.» Im Stillen verflucht Nelson Whitcliffe und die Umstände, die dazu geführt haben, dass Spens jetzt glaubt, ihn beim Vornamen nennen zu dürfen. Er kann nichts weiter dagegen tun, als möglichst steif zu antworten. «Guten Morgen, Mr. Spens.»
    «Bitte sagen Sie doch Edward zu mir.» Spens führt ihn in die Küche, die sich im hinteren Teil des Hauses befindet, mit einer Fensterfront, die auf den Garten hinausgeht. Michelle, denkt Nelson, würde grün vor Neid, wenn sie diese Küche sähe. Es ist alles so perfekt, von den strahlend sauberen Arbeitsflächen bis zu den gelben Rosen auf dem Tisch, den blauen Kissen auf dem Rattansofa (ein Sofa in der Küche – so etwas würde in Blackpool ja nie vorkommen) und der sündteuren italienischen Espressomaschine, die in einer Ecke vor sich hin brummelt.
    «Einen Kaffee?», fragt Spens und rückt einen Stuhl für Nelson heran. «Das Maschinchen hier fabriziert einen ganz brauchbaren Cappuccino.»
    «Für mich nur schwarz, danke.»
    Wie um das Bild zu vervollständigen, kommt, während Spens noch mit dem Kaffee beschäftigt ist, die perfekte Frau aus dem Garten herein. Glänzendes honigblondes Haar, blitzende blaue Augen, eine Spur von gebräunter Haut, Parfüm und teurer Kleidung. Die Erscheinung streckt Nelson die Hand hin.
    «Marion, meine Frau», kommentiert Spens knapp.
    Marion war nicht beim Mittelalterfest, was Nelson ihr auch nicht verdenken kann, es ist also seine erste Begegnung mit Mrs. Spens. Und sein erster Gedanke ist: Trau nie einem Mann mit einer schönen Ehefrau. Er weiß, wovon er redet – er hat schließlich selber eine.
    «Es freut mich, Sie kennenzulernen», sagt Marion Spens. Aus der Nähe wirkt ihr Gesicht fast zu perfekt, die Züge zu glatt und insgesamt viel zu ebenmäßig. Außerdem macht sie einen nervösen Eindruck, sieht immer wieder zu Edward hinüber, bevor sie etwas sagt.
    «Harry schaut nur kurz vorbei, um mir ein paar Fragen zum Grundstück an der Woolmarket Street zu stellen», sagt Spens betont munter.
    «Man hat dort eine Leiche gefunden, nicht wahr?» Marion wirft ihrem Mann einen raschen Blick zu. «Roddy hat mir davon erzählt.»
    «Roddy?» Nach Nelsons Informationen heißen die Kinder des Ehepaars Spens Sebastian und Flora. Typische Namen für eine Familie aus der Newmarket Road.
    «Mein Vater, Roderick. Ein besessener Hobby-Historiker.»
    «Er meinte, die Leiche wäre vielleicht aus dem Mittelalter», setzt Marion hinzu.
    «Ich fürchte, sie ist um einiges aktueller», sagt Nelson. «Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen dazu stellen, wie lange das Haus schon im Besitz Ihrer Familie ist.» Er hätte nichts dagegen einzuwenden, vor

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