Koch zum Frühstück (German Edition)
musste lachen, weil ich ihre Argumentation so süß fand, dass ja die Möbel schon weiß wären und eigentlich ja rosa ihr ‚Lieblings‘ ist. Und David auch, aber nur, wenn er rosa Farbe kauft. Offensichtlich fand er's erstrebenswert...
»Flori?«
»Hm?«, hab ich gefragt, als ich ihr dabei geholfen hab', die Strumpfhose anzuziehen.
»Magst du auch rosa?«
»Klar.« Ich bin schwul.
»Und mein Bett, das wir gekauft haben?« Sie war schrecklich aufgeregt, auch schon im Möbelhaus.
Laut David hatte sie noch nie ein eigenes Kinderzimmer und ich fürchte, an dem Spruch, den er über ihr Bett abgelassen hat, war was Wahres dran. Er hält sich mit Erzählungen zurück, nur diese Sache mit Wilhelmsburg hat er erwähnt, aber ich glaube, es sind nicht wirklich besonders gute Verhältnisse, aus denen sie kommt.
»Das ist ein echt tolles Bett«, hab' ich ihr versichert.
»Das andere war ja auch fast zu klein, ich bin ja bald sechs.« Sie hätte eigentlich lieber ein anderes gehabt, das zum Schrank passt. Aber wir konnten sie davon überzeugen, dass sie nicht lange was davon hat.
»Das große find' ich viel schöner. Und wenn man es auszieht, können deine Freundinnen bei dir übernachten«, hab' ich in den Ring geworfen. Und dass man eine der drei Schubladen, die den Bettkasten bilden, ja rosa streichen kann.
»Die da«, sagt sie grade und zeigt auf die Wand gegenüber des Fensters, an der später das Bett stehen soll. »Und die da auch.«
Mittlerweile trägt sie einen seiner alten, weißen Kochkittel, der ihr bis über die Knie reicht, und einen Hut aus Zeitungspapier, der auf mein Konto geht. Ich hab' auch einen auf, man macht sich ja gerne mal zum Vollidioten… vor allem vor einem Kerl, auf den man wahnsinnig steht und für den man eigentlich gerne sexy sein will…
»Na schön…« Er verzieht das Gesicht, als habe er Schmerzen.
Er hat natürlich keinen Papierhut auf. Er hat auch kein Shirt mehr an, nur eine alte, verwaschene Jeans ohne Gürtel, die ziemlich tief auf seiner Hüfte hängt.
Ich kann, je nachdem, wie er sich bewegt, wieder seine Pants drunter vorblitzen sehen. Seine leicht vorstehenden Hüftknochen tun ihr Übriges und auf seinen hübschen Nabel und seinen flachen Bauch stand ich ja schon neulich Nacht. Ich hoffe, er bückt sich nicht, denn vermutlich könnte ich dann ein bisschen mehr von seinem Arsch sehen, als mir und vor allen Dingen meinem Schwanz lieb ist…
***
»Brauchbar?« Er wischt sich mit dem Handrücken die Stirn. Es ist vier – zu meiner Verwunderung tatsächlich erektionsfreie – Stunden, zwei rosa Wände und ein paar aufgebaute ‚IKEA‘ -Möbel später. Die Sachen stehen noch nicht am richtigen Platz, weil die Farbe ja noch trocknen muss, aber ich kann mir vorstellen, dass es ein ganz nettes Kinderzimmer wird.
»Ich find's eigentlich ziemlich gut.« Ich nicke anerkennend, greife nach der Wasserflasche und nehm' einen Schluck. »Du hast echt ein Händchen für rosa.«
»Ha ha ha«, macht er, kneift kurz die Augen zusammen, grinst aber dann. Offenbar weiß er schon, wie's gemeint ist. Für eine Sekunde treffen sich unsere Augen. Gott…
Ich schlucke noch mal, obwohl das Wasser schon längst in meinem Magen ist.
»Aber das Bett muss an die Wand.« Stella hüpft zweimal auf und ab, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. »Und dann noch das Zelt.«
Damit meint sie eine Art Himmel, den er spendiert hat, weil sie ihn so toll fand. Dabei hat er ihr schon mindestens fünfmal erklärt, dass das erst geht, wenn die Farbe trocken ist. Sie war auch ein bisschen enttäuscht, dass sie heute Nacht noch nicht in ihrem Zimmer schlafen darf. Aber er meinte, obwohl die Farbe ohne Lösungsmittel ist, wäre das vielleicht keine so gute Idee.
»Oder denkst du?«
»Nein, ich…«
»Man weiß ja nicht, was sie da alles so einatmet…«
Er ist schon ganz süß und diese Versuche als fürsorglicher Vater stehen ihm gut. Auch wenn er selbst das nie zugeben würde und echte Väter ihre Töchter wohl auch nicht ‚Sous-Chef‘ , sondern eher ‚Prinzessin‘ nennen.
»Sollen wir die mittlere Schublade noch streichen?«, frage ich, um sie vom Zelt abzulenken. Außerdem ist noch genug Farbe da. Ich hoffe, das geht mit Wandfarbe, aber auf der Beschichtung sollte es halten.
»Ja«, ruft sie begeistert und wedelt aufgeregt mit den Händen. »Und auch noch oben den Schrank.«
»Der bleibt weiß«, sagt er streng und ignoriert die Unterlippe, die sie beleidigt
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