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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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außer sich gesehen. »Hol mal tief Atem, und halt ihn dann an!«
    »Du Saukerl hast Sophie Rinne aufgelauert!« brüllte Reichert.
    »Nein!«
    »Lüg nicht, du Feigling! Es gibt genug Zeugen. Allein vier Lakaien – und zwei Zofen, und Elena hat es auch sofort erfahren. Du hast Sophie auf der Schloßtreppe abgepaßt!«
    »Ich wiederhole: Nein! Ich war auf dem Weg zum Fürsten, da kam sie mir die Treppe herunter entgegen …«
    »Aha! Welch ein Zufall!« höhnte Reichert.
    »Es war ein Zufall. Ein himmlischer Zufall! Ich werde morgen zu Pastor Wildeck gehen und ihn fragen, ob ich Gott danken darf, auch wenn ich seine Kirche und seine Predigten für verlogen halte …«
    »Du hast Sophie angesprochen!«
    »Mir blieb nichts anderes übrig. Wir standen plötzlich voreinander.«
    »Die Treppe ist breit genug, um aneinander vorbeizugehen!« schrie Reichert.
    »Hättest du das getan, du elender Heuchler?«
    »Ja! Vor allem, wenn ich weiß, daß man mir den Schädel einschlägt, wenn ich Sophie Rinne zu nahe trete …« Reichert keuchte. »Das habe ich dir angedroht!«
    »Und das willst du jetzt ausführen? Bitte!« Kochlowsky hielt seinen Kopf mit dem gescheitelten Haar hin. »Schlag zu!«
    »Was hast du zu Sophie gesagt?«
    »Die Wahrheit. Leider sage ich immer die Wahrheit. Wahr ist jetzt, daß du aussiehst wie ein geplatzter Zwerg!«
    »Du hast Sophie etwas vorgesäuselt, nicht wahr? Mit sonorer Stimme den Biedermann gespielt! Ich kenne das ja, darauf fallen sie alle rein! Leo, Sophie ist für mich und Wanda wie eine Tochter. Begreifst du das?«
    »Habt ihr gefragt, ob sie das auch haben will?«
    »Hast du sie gefragt?«
    »Ich habe ihr gesagt, wie schön sie ist … daß sie plötzlich vor mir stand wie ein Engel, der mir verkündet: Fürchte dich nicht, ich bringe dir Glück und Ruhe …«
    »Schämst du dich nicht, Leo?« sagte Reichert dumpf. »Ein unschuldiges, sechzehnjähriges Mädchen mit etwas so Abgeschmacktem zu ködern? Du, ein vierunddreißigjähriger berüchtigter Schürzenjäger!«
    »Sie ist das Schönste und Reinste was ich je gesehen habe.«
    »Das ist sie! Und deshalb ist jedes Wort von dir zu ihr wie ein Bespucken.«
    »Du kriegst gleich einen Tritt in deinen krummen Arsch!« sagte Kochlowsky ruhig. »Auch Freundschaft hat Grenzen.«
    »Ich bin nicht mehr dein Freund!«
    »Um so besser. Dann kann ich dir endlich sagen, was für eine Null du bist! Eine schöne runde Null … ein Loch in der Landschaft!«
    Reichert nahm das hin. Leo konnte ihn nicht mehr beleidigen, nach sieben Jahren kennt man diese Töne und steckt sie weg. »Was war weiter mit Sophie?«
    »Ich habe mich bedankt.«
    »Wofür?«
    »Daß es sie gibt. Daß so ein Engel lebt! Daß sie auf Pleß ist …«
    »Du hast dem kleinen Mädchen also völlig Herz und Verstand vernebelt! Was für ein Satan bist du doch! – Und nun sag weiter die Wahrheit! Mal sehen, ob du das kannst! Wann triffst du Sophie wieder?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Gelogen!«
    »Wir haben uns nicht verabredet.«
    »Zweifach gelogen!«
    »Es bleibt dem Zufall überlassen.«
    »Welch ein Lügenbold!« Reichert hieb mit den Fäusten auf den Tisch. »Aber erhoffe dir nichts! Wanda und ich werden immer um Sophie sein …«
    »Das werden fröhliche Ausflüge zu viert. Mal mit deiner Kutsche, mal mit meiner Kutsche – eine richtige Familienidylle!«
    Reichert seufzte laut, ließ sich auf einen Stuhl fallen und winkte mit beiden Händen.
    »Den Kümmel her!«
    »Anders wäre es auch ein Wunder gewesen.« Kochlowsky goß das Glas voll und schob es Reichert hin. Der stürzte den Schnaps in einem Zug hinunter.
    »Auf Pleß geschieht der erste Mord, wenn du Sophie anfaßt«, sagte er danach langsam. »Leo, nimm das ernst. Sehr ernst! Das ist kein Geschwätz … Wenn ich dich nicht umbringe, tut es Wanda! Und wenn sie dir ein Fleischermesser in den Bauch jagt …«
    »Es könnte sein, daß ich Sophie liebe …«
    »Du bist zu keiner wirklichen Liebe fähig! Zur Liebe gehört eine Seele … Wo hast du die?«
    »Ich weiß, daß heute morgen etwas in mir aufgebrochen ist.« Kochlowsky lehnte sich gegen die Wand. Während er weitersprach, schloß er die Augen. Betroffen, ja geradezu entgeistert starrte Reichert ihn an. »Sie kommt diese große, herrliche Treppe herunter – und aller Glanz und Prunk verblassen plötzlich. Ihr hellblaues Kleid schimmert in der Sonne, die durch die großen Fenster fällt, die weiße Spitzenschürze leuchtet, und das Häubchen auf ihren goldblonden

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