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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Gemächern des Fürsten.
    Sophie blickte ihm nach, die Hände gegen die Seiten gedrückt, als stünde sie stramm. Wie gelähmt war sie, aber es war eine unbeschreiblich süße Lähmung, eine unbekannte, schwebende Schwäche, die erst nachließ, als Leo Kochlowsky in einem Seitengang verschwand.
    Da kam wieder Leben in ihren zierlichen Körper, sie raffte den langen blauen Rock und rannte die Treppe hinauf zum Boudoir der Fürstin.
    Niemand hilft ihm, dachte sie. Niemand. Nur Feinde hat er.
    Ob es ihm nützt, wenn ich mich der Fürstin zu Füßen werfe?

V
    Fürst Pleß ließ Leo Kochlowsky über eine halbe Stunde warten.
    Unruhig ging Leo in dem großen, prunkvollen Vorzimmer auf und ab, gepeinigt von unangenehmen Vorahnungen. Er war allein; kein Lakai war da, an dem er sich hätte reiben können, kein anderer Dienstbote, bei dem er seinen inneren Druck loswerden konnte. Nur der Erste Privatsekretär des Fürsten hatte ihn empfangen, war in das Arbeitszimmer Seiner Durchlaucht gegangen und dann wieder herausgekommen.
    »Sie sollen warten!« hatte er herablassend gesagt. »Man wird Sie rufen …«
    Kochlowsky hatte genickt und gedacht: Auch du machst beim Kacken die Knie krumm! Du blasierter Affe! Die Behandlung durch den Privatsekretär verhieß nichts Gutes. Früher, wenn Leo zum Fürsten gerufen wurde, hatte er mit diesem immer ein paar Worte gewechselt. Jetzt tat der Bursche so, als stünde ein nach Kuhmist stinkender Knecht im Vorzimmer.
    Was sage ich dem Fürsten eigentlich, dachte Kochlowsky zum wiederholten Male. ›Durchlaucht, ich habe durch Zufall erfahren …‹ Da wird der Fürst sofort fragen: ›Was heißt Zufall? Wer hat Ihnen das zugetragen?‹ – Kann ich Reichert in die Pfanne hauen? Nie! Oder Wanda? Das wäre zwar einerseits eine Freude, aber andererseits hat sie sich in diesem Fall mir gegenüber anständig benommen. Man kann mir alles nachsagen, nur keine Undankbarkeit. Wie soll ich die Sache also anfangen?
    Man könnte so beginnen: ›Seit sieben Jahren bin ich in Ihren Diensten, Durchlaucht, und war immer ein ehrliches und fleißiges Mitglied Ihrer Verwaltung …‹ Das müßte Wirkung zeigen, denn wer unter den Hunderten fürstlichen Beamten ist schon fleißig und ehrlich! Man könnte da Dinge anführen, die der Fürst nicht glauben würde. Er weiß gar nicht, wie er tagtäglich gewaltig beschissen wird …
    Die Tür ging auf, der Sekretär winkte stumm.
    Leo Kochlowsky klemmte seinen Zylinder unter die linke Achsel, machte den Nacken steif und marschierte in das Arbeitszimmer des Fürsten Pleß. Einen Meter hinter der Tür blieb er stramm stehen, mit durchgedrücktem Kreuz, obwohl er nie Soldat gewesen war. Auch das war ein Makel an seiner Person, unter dem er sehr litt. Bei der jubelnd nationalen und militärisch-forschen Geisteshaltung seiner Zeit war einer, der nicht gedient hatte, nur ein halber Mensch. Wer keine Uniform getragen hatte, war irgendwie verdächtig, auf jeden Fall war er kein vollwertiger Mann!
    Kochlowsky wartete. Neben dem Fürsten stand die Fürstin, musterte ihn mit forschendem Blick, winkte dann ihrem Mann abschiednehmend zu und verließ das Zimmer durch eine Tapetentür hinter dem Schreibtisch. Fürst Hans Heinrich XI. räusperte sich, blätterte in Papieren, tat sehr beschäftigt und hob dann ruckartig den Kopf.
    »Kommen Sie näher, Kochlowsky!«
    »Zu Befehl, Durchlaucht.«
    »Ich befehle jetzt nicht, ich will mich mit Ihnen unterhalten.« Fürst Pleß trug einen leichten Sommerjagdanzug mit weißem Hemd und offenem Kragen, sehr lässig, wenn man bedenkt, daß gerade die hohen Herrschaften immer überkorrekt gekleidet gingen, meist in Uniform. »Ihr Name hat einen besonderen Klang …«
    Kochlowsky atmete tief ein. Das war es! Nun kommt es! Er brauchte gar nicht anzufangen – der Fürst nahm ihm die Qual der ersten Worte ab. Nur: Was sollte man darauf antworten? Ein besonderer Klang …
    »Der Name stammt aus Nikolai«, sagte Leo und wußte, wie dämlich das war. »Geboren bin ich in Kochlowitz …«
    »Sie sollen der größte Grobian in Preußen sein.« Der Fürst sah Leo scharf an. »Was haben Sie mit meinem Ersten Bereiter gemacht? Baron von Sencken hat mir einen Bericht schicken lassen … also, ich bitte Sie, Kochlowsky! Sind wir hier in einem Kosakendorf?«
    »Ich möchte gestehen, Durchlaucht, daß es sich hier um eine Weibergeschichte handelte …« Leo schluckte mehrmals.
    Der Fürst runzelte die Stirn. »Um was?«
    »Um eine Frauen … um eine

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