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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auch – ein Schokoladenpudding in Gestalt des bayerischen Wappens, zu dem der Hofjuwelier – man bedenke, der Juwelier selbst – eine silberne Form angefertigt hatte, in die Sophie die Puddingmasse goß.
    Das war keine Kunst, aber als der Wappen-Pudding auf ein riesiges silbernes Tablett gestürzt worden war, wozu man sechs Männer brauchte, die auf ein Kommando hin gleichzeitig die Form umdrehten, begann Sophies große Stunde. Das Wappen, die heraldischen Stoffalten, die Krone, die Löwen – alles wurde mit Früchten in den Farben belegt, die das Wappen in natura hatte. Es war eine Mosaikarbeit, wie man sie auf Pleß noch nicht gesehen hatte. Wanda Lubkenski stand nachher sprachlos vor diesem Kunstwerk und mußte sich immer wieder vorsagen: Das kann man auch essen!
    Als im Festsaal der Pudding von sechs Lakaien aufgetragen und vor den König von Bayern hingestellt wurde, blickte dieser die neben ihm sitzende Fürstin Pleß an.
    »Wunderbar!« sagte er. »So etwas habe ich noch nicht gesehen!«
    »Das Dessert, Majestät.«
    »Mein Wappen? Das soll ich aufessen?«
    »Ein Schokoladenpudding mit Früchten, Majestät. Eine Ihrer Leibspeisen …«
    »Fürstin, es schmerzt mich geradezu, dieses Meisterwerk anzuschneiden.« Der König legte die Hände in den Schoß. »Wenn man so etwas Schönes doch für alle Zeit haltbar machen könnte!«
    »Leider ist das unmöglich, Majestät.« Die Fürstin Pleß lächelte. »Wir müssen das Kunstwerk aufessen.«
    »Nicht, bevor ich dem Künstler dafür gedankt habe. Ist es möglich, Fürstin, den Koch zu sehen?«
    »Es ist mein Nichtchen …«
    »Sie kocht?« fragte der König verwundert. Dieses Pleß überraschte ihn immer mehr.
    »Ich nenne sie ›mein Nichtchen‹.« Die Fürstin fächelte sich etwas Luft zu. »Es ist eine ganz junge Küchenmamsell aus dem Bückeburgischen, die mir empfohlen wurde.«
    »Ich möchte sie sehen, Fürstin.«
    Das Küchenpersonal geriet in Panik, als der Leiblakai Seiner Durchlaucht die Tür aufstieß und in das Gewölbe brüllte:
    »Sophie Rinne sofort zum König von Bayern!«
    Wanda Lubkenski fuhr sich mit beiden Händen entsetzt durch die Haare. »Was ist passiert?« schrie sie zurück. »Ist der Pudding schlecht? Mamsell Sophie ist krank, sag das …«
    »Blödsinn! Dahinten steht sie ja!«
    »Sie ist krank, du Ochse!«
    »Der König will ihr die Hand drücken!«
    »Was will er?«
    »Er will den Pudding nicht eher essen, bis er den Künstler gesehen hat! Also rauf mit ihr! Soll Seine Majestät vor dem Pudding sitzen und warten?«
    Sophie Rinne, die hinten bei den Soßenkesseln stand, kroch in sich zusammen. Ihre großen blauen Augen bettelten um Mitleid.
    »Ich kann nicht …«, stammelte sie. »Ich bin schmutzig, ich habe Fettflecken auf der Schürze, Flecken auf dem Kleid … Ich bin nicht frisiert …«
    »Sie ist nicht frisiert!« tönte Wanda zurück. »Sag, du findest sie nicht!«
    »Und wenn sie aus der Jauchekuhle kommt, sie geht jetzt mit!« brüllte der Leiblakai. »Soll Seine Majestät vor dem Pudding Wurzeln schlagen?«
    In Windeseile band man Sophie eine neue Spitzenschürze um, zwei Mädchen kämmten ihr Haar und steckten es hoch, Wanda setzte ihr ein neues gestärktes Häubchen auf, nur das Kleid konnte man nicht mehr wechseln.
    Der Leiblakai nahm Sophie wie ein ängstliches Kind an die Hand und zerrte sie aus der Küche in das prunkvolle Treppenhaus. Hier prallten sie auf Leo Kochlowsky, der vom Oberhofmeister kam. Man hatte ihm mitgeteilt, daß er einen bayerischen Orden zu erwarten habe, so begeistert sei der König von Gut III gewesen.
    Kochlowsky blieb wie versteinert stehen, als er Sophie Rinne sah. Auch sie verhielt den Schritt, und nur dadurch sah Leo, daß der Leiblakai sie fest an der Hand hielt und mit sich zog.
    »Nimm die Pfoten von ihr weg, du Dreckhaufen!« sagte Kochlowsky gefährlich leise. »Sophie, was will er von Ihnen? Belästigt er Sie, mein Engel? Ich peitsche diese Kreatur aus!«
    »Der König von Bayern …«, stammelte Sophie Rinne. Ihre großen blauen Augen bettelten.
    »Was ist mit dem?«
    »Er will die Mamsell sehen!« schrie der Lakai. »Aus dem Weg! Seine Majestät wartet.«
    »Was will er von Ihnen, Sophie?« Kochlowsky wich keinen Zentimeter zur Seite und versperrte den Weg. »Ich nehme es Ihretwegen auch mit einem König auf!«
    »Es geht um einen Schokoladenpudding, Herr Verwalter.« Sie sah ihn an und lachte plötzlich über seine ratlose Miene. »Damals sollte ich Ihnen Glück bringen. Jetzt

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