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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zurück!«
    »Aber du kannst nicht dichten!« erwiderte Eugen triumphierend. »Mit Statistiken über Rübensetzen wirst du niemandem imponieren …«
    Das Erscheinen der drei Männer vor dem fürstlichen Schloß wurde genau beobachtet. Leibkutscher Jakob Reichert, der mit einer Kutsche vor einer Seitentür des Privatflügels hielt, wo der Fürst immer einzusteigen pflegte, wienerte gerade noch einmal den Messingputz der beiden Pferde, als Leo Kochlowsky mit seiner Begleitung an ihm vorbeiging, ohne ihn zu grüßen.
    Das war nicht das schlimmste, seit die Freundschaft der beiden einen Knacks erlitten hatte. Viel deprimierender war, daß Leo im Ton eines Fremdenführers erklärte:
    »Links von mir sehen wir Jakob Reichert, einen verkalkten Knecht, der die Aufgabe hat, den Pferden die Schwanzrübe zu waschen und den Hintern auszuputzen. Außerdem ist er der Schutzheilige der Pleßschen Jungfrauenschaft – mangels eigener aktiver Möglichkeiten …«
    Jakob Reichert wurde rot wie ein Putenkamm, lehnte sich erbittert an eines der Pferde, und ihm wurde übel vor Aufregung. Jetzt ist's soweit, dachte er. Ich bekomme einen Herzschlag. Gleich falle ich um! Leo Kochlowsky hat mich geschafft, mein Herz setzt aus!
    Aber er überlebte diesen Moment, atmete ein paarmal durch und starrte dann Leo in ohnmächtiger Wut nach.
    Nicht viel anders erging es Wanda Lubkenski. Sie stand ebenfalls draußen, am Lieferanteneingang der Küche, und schimpfte mit einem Knecht, der, von ihren Worten niedergeschmettert, an einem Holzkarren mit Gemüse lehnte.
    Kochlowsky sah sie, als er um die Ecke bog. Es gab kein Zurück mehr, kein Ausweichen. Er drückte das Kinn an, fuhr sich durch den Bart und runzelte die Brauen. Er war kampfbereit. Mit kräftigen Schritten ging er weiter, mit der Reitpeitsche gegen seine hohen Stiefel schlagend.
    »Jetzt paß mal auf!« flüsterte Eugen erregt zu Landauer hinüber. »Da bin ich aber gespannt …«
    »Wieso? Wer ist denn das?«
    »Sie …«
    »Der Engel?«
    »Ja.«
    »Gott im Himmel! Die soll ich wie eine Elfe malen? Eugen, die hundert Goldmark sind futsch!«
    Wanda Lubkenski, die gerade noch einmal tief Atem holte, um eine zweite Tirade auf den Knecht abzufeuern, hob die Hand, wedelte durch die Luft und griff in den Wagen, als sie Leo Kochlowsky um die Ecke kommen sah.
    »Da ist er ja selbst, der stinkfeine Pinkel!« rief sie. »Welch ein Glück, da kann er gleich seinen Mist sehen!«
    Sie griff auch noch mit der anderen Hand in den Wagen, riß sie wieder hoch und schleuderte eine Wolke von grünen Blättern in die Luft. Kochlowsky blieb stehen, schlug mit der Peitsche in das grüne Geflatter und zerhieb ein paar Pflanzen. Eugen hielt Landauer zurück und blinzelte ihm zu. So benehmen sich Elflein …
    »Was ist das?« schrie Wanda. »Ist das frischer Spinat? Bei Tau gepflückt? Trockenes Laub ist das! Angewelkt! Von vorgestern, aus den Ecken des Schuppens zusammengesucht! So etwas der Küche zu liefern! Frischer Spinat muß glänzen!«
    »Ich kann ja drüberpinkeln«, sagte Leo Kochlowsky noch ruhig.
    Wanda Lubkenski erstarrte. Der Knecht an der Karre grinste genußvoll. Man hatte so selten Gelegenheit, Leo Kochlowsky in voller Aktion zu sehen, vor allem als Nichtbetroffener. Auch Eugen und Louis schoben sich erwartungsvoll näher, wobei Landauers Malerauge vergeblich bei Wanda nach einer Spur von Puppenhaftigkeit suchte. Denn Leo behauptete ja immer: »Sie hat das Gesicht einer Puppe.« Was hier vor Wut schäumte, war eine dralle, Vollreife polnische Bauernköchin.
    »Du Ferkel!« keuchte Wanda und wirbelte wieder Spinat aus der Karre. »Du Stinkbock! Und hier! Sind das vielleicht Mohrrüben? Krüppelig, klein, holzig!« Sie warf zwei Hände voll Möhren um sich und traf dabei Eugen an der Stirn. Eugen Kochlowsky überlegte schnell, ob er seinem Bruder zu Hilfe kommen und jetzt dramatisch hinsinken sollte, gefällt von einer Rübe. Er entschloß sich aber, der Entwicklung weiter zu folgen. »Was soll ich mit solchen Rüben?« keifte Wanda.
    »Mir ist nicht bekannt, wie die Rübe aussehen soll, die dich befriedigt!« sagte Leo Kochlowsky laut. »Aber ein Trampel wie du sollte mit jedem Rübchen glücklich sein!«
    »Du Arschbeißer!« schrie Wanda, nun völlig von Sinnen. »Du Hurenjäger!«
    Leo Kochlowsky gab dem innerlich jubelnden Knecht einen Stoß, schubste ihn weg, griff an die Holzkarre und kippte sie mit einem wilden Ruck um. Spinat, Mohrrüben und lange Stangenbohnenschoten ergossen sich über

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