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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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krallte die Finger in den Stoff seines Reitrocks und stemmte die Beine, Halt suchend, gegen den Fahrzeugboden.
    »Laß los …«, sagte Leo Kochlowsky schwach. »Laß mich einfach fallen …«
    »Ich lasse dich nicht fallen, Leo.«
    »Einmal stehe ich wieder auf. Irgendwann einmal … Danke, Sophie.« Sein Kopf fiel gegen den Wagen, mit einem Arm hing er in den Radspeichen. Trotzdem wäre er gestürzt, wenn Sophie ihn nicht festgehalten hätte.
    Am Waldrand stand noch immer Leutnant von Seynck an dem Baum und hielt ihn umklammert. Sein Kopf hing nach unten, er erbrach sich und hatte den unbändigen Wunsch, jetzt zu sterben. Ein Weiterleben kam ihm sinnlos vor.
    Nur ein paar Atemzüge lang klammerte sich Kochlowsky ans Rad, dann kehrte ein wenig Kraft in seinen Körper zurück. Er richtete sich auf, zog sich mit Hilfe von Sophie auf den Sitz und tastete nach den Zügeln.
    »Du kannst doch jetzt kein Pferd halten!« sagte sie. »Laß mich das machen.«
    »Du … du kannst mit Pferden umgehen?« Er sah sie an, ihr Gesicht schwebte wie hinter einer Nebelwand.
    »Ich bin die Tochter eines Fuhrmannes … Wir haben in Bückeburg ein Transportunternehmen.«
    Kochlowsky nickte und hielt sich fest, als der Dogcart anzog. Durch immer dichter werdende, sich drehende Nebelschwaden sah er Leutnant von Seynck vom Waldrand heranschwanken. Jakob Reichert rannte ihm entgegen und stützte ihn auf den letzten Metern zur Kutsche. Die schöne Husarenuniform war voller Blut, Staub und Erbrochenem, einige Tressen und Litzen waren von den Peitschenhieben abgerissen.
    »Ich liebe dich, Sophie«, sagte Kochlowsky mühsam. Sein Kopf sank auf die Brust. Der Dogcart rumpelte über den Feldweg, das Pferd fiel in einen schnellen Trab. Sophie hatte die Zügel sicher in der Hand, als hätte sie nichts anderes in ihrem Leben getan als zu kutschieren.
    Welch eine Frau, dachte Kochlowsky. Um sie zu bekommen, würde ich gegen Teufel und Engel kämpfen! Sophie, ich habe bisher nicht gewußt, was Liebe ist …
    »Nicht so schnell über die Querrillen, du Trampel!« sagte er mühsam. »Sollen die Räder brechen? Daß ihr Weiber immer sagt: Das kann ich auch! Nichts könnt ihr!«
    Sophie lächelte still in sich hinein, während sie das Tempo minderte. Er erholt sich schon wieder, dachte sie glücklich. Die stachelige Haut wächst wieder zu. Leo Kochlowsky kommt wieder zu sich.
    Bis zur Allee des Schlosses Pleß ließ Leo sie kutschieren. Mit geschlossenen Augen saß er neben ihr, fühlte ihr Bein an seinem Bein, ihren Arm an seinem Arm, nahm jede Bewegung von ihr auf und schwelgte in einem unbeschreiblichen Glück. Aber am Beginn der Schloßallee nahm er ihr die Zügel aus der Hand.
    »Ein Kochlowsky wird von keinem Weibsbild gefahren«, sagte er mit wieder fester Stimme. »Wie sehe ich aus?«
    »Schrecklich! Man erkennt dich nicht mehr, nicht am Gesicht …«
    Kochlowsky lenkte seinen Dogcart zur Gartenseite des Wirtschaftstraktes und ließ Sophie vom Sitz klettern. Sie reichte ihm die Hand hinauf, als sie auf dem Weg stand.
    »Wann … wann sehe ich dich wieder, Sophie?« fragte er gepreßt.
    »Wann du willst, Leo.«
    »Alle werden das verhindern.«
    »So viele Hände gibt es nicht, um mich festzuhalten.« Sie sah ihn an, und ihre Mundwinkel begannen wieder zu zucken. »Du mußt sofort zu einem Arzt, Leo! Bitte, geh sofort zu einem Arzt!«
    »Wenn ich mich gewaschen habe, sieht alles halb so schlimm aus.«
    »Bitte, Leo …«
    »Jetzt hast du nicht mehr Angst vor mir, sondern um mich …«
    »Ja.«
    »Sophie, ich liebe dich unendlich …«
    »Ich dich auch, Leo.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, küßte ihm die blutige Nase, warf sich dann herum und rannte ins Schloß. Kochlowsky blieb wie versteinert sitzen und begriff zum erstenmal das bisher von ihm als Blödheit bezeichnete Gefühl, wenn man vor Glück sterben könnte. Langsam ließ er sein Pferd nach Haus trotten, spannte es im Stall aus, rieb es noch mit Stroh ab, gab ihm Heu und Häcksel zu fressen, tränkte es und schwankte dann in sein Haus.
    Dort löste sein Erscheinen Panik aus. Bruder Eugen raufte sich die Haare und rannte in die Küche, um eine Schüssel mit heißem Wasser und zwei Handtücher zu holen, Louis Landauer stützte Leo, führte ihn zum Sofa, drückte ihn in die Kissen und sagte wie ein echter Freund: »Wem ist es endlich gelungen, dich kleinzukriegen?«
    Erst nachdem man Kochlowsky den gröbsten Schmutz und das verhärtete Blut vom Gesicht gewaschen hatte, wobei Leo seinen

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