Kodezeichen Großer Bär
vernünftig?«
Kenonewes Gesicht umwölkte sich. TS-19 schwieg plötzlich auch. Ich hörte nur noch das Summen anlaufender Aggregate. Mein Argwohn erwachte, als Kenonewe gepreßt sagte:
»Coatla mußte vor drei Stunden mit gefährlichen Kreislaufstörungen in die Klinik gebracht werden, Sir. Wahrscheinlich sind es gar keine Kreislaufbeschwerden, sondern ernstere Symptome, die wir hier nicht richtig erkennen konnten. Der Deneber dürfte schon längst im HQ angekommen sein, wo sich die Kapazitäten um ihn bemühen werden.«
Die Nachricht wirkte auf mich wie ein Schock. Coatla, der letzte Überlebende eines Volkes, das aus dem fernen Sonnensystem Deneb stammte, war nicht mehr da! Nachdem er sich endlich bereit erklärt hatte, der Menschheit mit seinem phänomenalen Wissen unter die Arme zu greifen, war sein biologischer Zusammenbruch eingetreten.
Ich wußte, daß unsere Wissenschaftler schon lange auf diesen Zeitpunkt gewartet hatten. Das denebische Gehirn, das man mit Hilfe einer unfaßlichen Operationstechnik in den Schädel einer irdischen Wissenschaftlerin transplantiert hatte, war den organischen Gegebenheiten unterlegen. Dazu gehörte in erster Linie die gesunde, kräftige Kreislauffunktion eines Körpers, dessen normaler Stoffwechselablauf für die überempfindlichen Zellen eines artenfremden Gehirns schon immer eine sehr starke Belastung bedeutet hatte.
Ich sah ungeahnte Komplikationen auf uns zukommen. TS-19 warf ein:
»Die hiesigen Mediziner sind der Ansicht, daß die nach dem biologischen Tiefschlaf künstlich erweckte Zell-Regeneration das Existenz-Maximum überschritten hat. Es kann nicht übersehen werden, daß Coatla mehr als hundertachtzigtausend Jahre lang klinisch tot war. Es ist zu befürchten, daß die bisher geglückte Symbiose mit dem Trägerkörper mit einer Katastrophe endet. Wir können nichts daran ändern, Sir.«
»Wenn er stirbt, brauchen wir tausend Jahre, um das Erbe des Mars zu begreifen«, erklärte Kenonewe düster. »Sir, es liegt in Ihrem Ermessen, ob Sie für das Unternehmen einen normalen Plasmakreuzer nehmen wollen. Die Anweisung kam kurz vor Ihrem Eintreffen durch.«
Schwerfällig setzte ich einen Fuß vor den anderen. Auf den Piloten Coatla mußten wir also verzichten. Dieses Wesen, das ich einmal aus tiefster Seele gehaßt hatte und dessen wiedererwachtes Volk von uns mit allen Mitteln bekämpft worden war, verließen nun auch die Kräfte.
Vor dem Zentrallift blieben wir stehen. Von der Besatzung war nichts zu sehen.
»Wer soll den Kreuzer fliegen?«
»Captain Lobral, Sir. Er behauptet die Schaltungen nun genau zu kennen. Der Deneber hat ihn und Dr.-Ing. Snofer hart geschult.«
Die Männer sahen mich an. Sie wußten auch, daß ein genauer Planungsablauf mit einem Plasmakreuzer praktisch unmöglich war. Dafür waren die Schiffe weder schnell noch wendig genug. Außerdem hätten wir alle unter der grausamen Geißel der Beharrungskräfte zu leiden gehabt. Gerade das konnten wir aber nicht gebrauchen.
Mein letztes Zentrifugentraining war bis auf 18,2 g hochgeschraubt worden. Wie man sich aber nach einer solchen Tortur fühlt, braucht man eigentlich niemand zu erzählen.
So entschied ich möglichst gelassen:
»Okay, Lobral soll den Raumer fliegen. Kommt er mit den Symbolkontrollen klar?«
»Er dürfte die Meßwerte im Kopf haben. Außerdem haben wir praktisch ein generalüberholtes Schiff.«
Als Kenonewe bei der Bemerkung verhalten zu grinsen begann, dachte ich an unseren letzten Einsatz. Verrückt gewordene Roboter hatten den Kreuzer in der Mondwerft »Zonta« in Empfang genommen, als wären wir
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