Kodezeichen Großer Bär
Manövrierfähigkeit der 215 B im leeren Raum und unter der Einwirkung eines starken Gravitationsfeldes getestet werden.
Die aerodynamischen Flugeigenschaften des Fernkampfjägers waren bereits genügend bekannt. Seine flache Scheibenzelle diente innerhalb einer Atmosphäre gleichzeitig als Tragfläche. Unter den hier herrschenden Bedingungen war der Pilot jedoch ausschließlich auf seine Triebwerke angewiesen.
Ich wußte, daß sich Hannibal an Bord des dreisitzigen Jägers befand. Er mußte etwa fünfundvierzig Minuten nach unserer Mondlandung auf den Quemado-Fields gestartet sein. Seinem neuen Triebwerk und den eingebauten Andruckabsorbern entsprechend, konnte er bei hohen Beschleunigungswerten in zirka zwei Stunden über dem Zielgebiet eintreffen.
Ehe es feststand, daß Agent MA-23 an dem Flug teilnehmen würde, war von dem GWA-Planungsstab der verwegene Plan gefaßt worden, den Jäger im Raum kapern zu lassen. Schließlich hatten wir eingesehen, wie ungeheuer schwierig ein Anpassungsmanöver wäre. Außerdem hatte es nicht in unserem Interesse gelegen, von zahlreichen Radar- und Objekttasterstationen geortet zu werden.
Das Unternehmen war geheim, also war es so abzuwickeln, daß es auch geheim blieb. Im Funkmeßbereich der einsatzklaren Satelliten-Abwehrflotte wäre es etwas schwierig gewesen.
Ich stand neben Leutnant Dogendal im Ortungs- und Funkraum des Marskreuzers. Jim hatte auf Robotautomatik geschaltet. Viel mehr konnten wir nicht tun, da wir mit der überlichtschnellen Materieortung nicht klarkamen.
Dogendals Ruhe war bewundernswert. Der errechnete Zeitpunkt war bereits um zehn Minuten überzogen. Wir waren auf unsere eigenen Vermutungen angewiesen, da wir keinen Funkverkehr aufnehmen durften.
Der ohnehin kleine Horizont des Mondes war nun infolge der hohen Felswände überhaupt nicht mehr zu sehen. Es war Nacht auf der Rückseite des Erdtrabanten.
Die zerklüftete Sohle des etwa acht Kilometer durchmessenden Kraterwalls war ein tiefdunkler, bodenloser Abgrund; ein bösartig gähnender Schlund ohne das geringste Anzeichen von Leben.
Bei unserer Landung hatten wir einen Stauborkan aufgewirbelt. Die von den Triebwerken hochgeblasene Feinmaterie war langsam auf den Boden zurückgefallen. Kein Lufthauch hatte die winzigen Partikel davongeweht.
Über den scharfkantigen Kraterwänden flimmerten ferne Sonnen in ungetrübter Helligkeit. Es sah aus, als könnte man diesen und jenen Lichtfunken mit den Händen greifen – und doch waren sie so weit entfernt.
Im Schiff herrschte eine künstliche Schwerkraft von 0,7 Gravos. Das Wummern eines Stromkonverters war das einzige Geräusch, das unsere leisen Worte übertönte. In einer solchen Umgebung spricht man nicht laut. Man wird nachhaltig an die eigene Nichtigkeit erinnert.
Das strahlende Gefunkel der Sterne brachte keinen Lichtschimmer auf den Kraterboden. Draußen war es eisig kalt. Während der schon zwölf Tage anhaltenden Mondnacht war das Gestein ausgekühlt.
Eigentlich ist »kalt« ein relativer Begriff. Man wählt dieses Wort, obwohl der Verstand weiß, daß es in einem absoluten Vakuum weder kalt noch warm sein kann.
Es war eine Mondnacht, die zum Philosophieren oder zum Wahnsinn führen konnte. Es brauchte seine Zeit, bis man seine Sinne umgestellt hatte.
Eine reale Wirklichkeit schien es nicht mehr zu geben. Ich mußte mich zwingen, meine Blicke auf die Bildschirme zu konzentrieren.
Auf ihnen war es strahlend hell. Die Taster des Marsschiffes zeigten die Umgebung so, als schiene die Sonne. Jede Bodenfalte war zu
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