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Kodezeichen Großer Bär

Kodezeichen Großer Bär

Titel: Kodezeichen Großer Bär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ge­bracht wor­den. Ekel stieg in mir auf, da­zu ein wil­der, kaum zu bän­di­gen­der Zorn.
    »Freut mich, Sie wie­der­zu­se­hen, Pro­fes­sor«, sag­te ich be­herrscht. »Was heißt hier ›un­ter Was­ser set­zen‹!«
    Han­ni­bal mas­sier­te sich flu­chend sein lin­kes Knie.
    Schimp­fengs Au­gen wa­ren so aus­drucks­los wie im­mer.
    »Wir be­fin­den uns in ei­nem ech­ten Flut­tank. Hier wird nie­mand nach uns su­chen, nicht wahr? Die Zel­le wird nur dann be­nutzt, wenn das Boot oh­ne La­dung fährt. Dann ist ei­ne ge­wis­se Be­schwe­rung er­for­der­lich. Es soll aber schon vor­ge­kom­men sein, daß man die­se Zu­satz-Zel­len aus Si­cher­heits­grün­den flu­ten muß­te. Sie fin­den da hin­ten ei­ni­ge Atem­ge­rä­te. Schnal­len Sie sie vor­sichts­hal­ber um und le­sen Sie die Ge­brauchs­an­wei­sung.«
    Ich ahn­te, daß ich die Far­be wech­sel­te. An den Was­ser­druck schi­en das Ding über­haupt nicht zu den­ken. Im­mer­hin muß­te es mein Ge­dan­ke ah­nen, auch wenn es sich kei­ne Mü­he gab, mein Be­wußt­sein nä­her zu er­for­schen.
    Schimp­feng zeig­te ein dün­nes Lä­cheln. Sehr zwei­deu­tig, für uns al­ler­dings ein­deu­tig, füg­te er hin­zu:
    »Ich ma­che mir über die Druck­ver­hält­nis­se kei­ne Sor­gen, Gent­le­men!«
    Na­tür­lich mach­te es sich kei­ne Sor­gen! Ich hat­te einen Ve­nu­sier er­lebt, der im ab­so­lu­ten Va­ku­um des Raum­es sei­nen Helm öff­ne­te, um ei­ne Pil­le zu neh­men. Wenn ich das nach­ge­macht hät­te, wä­re mein Blut in je­nem Ag­gre­gat­zu­stand da­von­ge­schäumt, den ei­ne Haus­frau »ko­chen« nennt.
    Han­ni­bal eil­te zu den Atem­ge­rä­ten. Im glei­chen Au­gen­blick droh­ten mir die Trom­mel­fel­le zu plat­zen. Di­rekt ne­ben­an heul­te hoch­kom­pri­mier­te Preß­luft in ei­ne an­de­re Flut­zel­le.
    Das Was­ser wur­de gur­gelnd und rau­schend nach au­ßen ge­drückt.
    Schimp­feng lach­te! Er schi­en die Ru­he selbst zu sein. Ich haß­te die­ses nicht­mensch­li­che, ver­der­ben­brin­gen­de Et­was; ich haß­te es ab­grund­tief.
     
    Man hat­te die Bal­last­zel­le nicht ge­flu­tet und auch sonst nichts ge­tan, was für uns ge­fähr­lich ge­we­sen wä­re. Rings­um war es to­ten­still. So­gar die Ma­schi­nen schwie­gen. Der U-Frach­ter muß­te längst auf­ge­taucht sein.
    Schimp­feng hat­te je­de Un­ter­hal­tung ver­bo­ten. Er hat­te die Au­gen ge­schlos­sen. Ich ahn­te, daß er mit sei­nen über­na­tür­li­chen Ga­ben nach drau­ßen lausch­te, um den Be­wußt­seins­in­halt an­de­rer We­sen zu er­for­schen.
    Ich war­te­te da­ge­gen auf ein Zei­chen un­se­rer Leu­te. Wenn ich den Pla­nungs­stab un­ter Ge­ne­ral Mou­ser rich­tig ein­ge­schätzt hat­te, war be­reits sehr viel ver­an­laßt wor­den. Es dau­er­te auch nur noch ei­ni­ge Au­gen­bli­cke, bis ich die rhyth­mi­schen Strom­stö­ße im Bein spür­te. Han­ni­bal hus­te­te un­ter­drückt. Dann lausch­ten wir nur noch.
    Die Nach­richt war kurz, aber be­ru­hi­gend.
    »Kon­trol­l­an­ruf Nr. 26 Sup-Ul­tra-Wel­le an HC-9 und MA-23. Wenn Sie an Bord des an­ge­hal­te­nen Boo­tes sind, so­fort mel­den. Ser­geant Z-65.«
    Große Er­leich­te­rung er­füll­te mich! Na­tür­lich hat­ten un­se­re Leu­te so­fort er­kannt, daß wir wi­der Er­war­ten in ei­nem Un­ter­see­fahr­zeug Zu­flucht ge­fun­den hat­ten. In­fol­ge­des­sen hat­te Ba­by Mou­ser au­to­ma­tisch die Na­vy ein­ge­schal­tet.
    Ich hät­te wet­ten mö­gen, daß je­der noch so klei­ne Kahn in die­sem See­ge­biet an­ge­hal­ten wur­de! Die Be­zeich­nung »Kon­trol­l­an­ruf Nr. 26« wies dar­auf hin!
    So fin­det man Leu­te, die man un­ter Was­ser nicht mehr er­rei­chen kann! Man bringt sie al­so un­ter ei­nem Vor­wand nach oben. Dann kann man ja ein­mal an­fra­gen. Das war wie­der her­vor­ra­gen­de Ar­beit.
    Mei­ne Hand steck­te längst in der rech­ten Ho­sen­ta­sche. Un­ter dem Fut­ter fühl­te ich die win­zi­ge Hauter­he­bung an mei­nem Ober­schen­kel. Dort saß der Mi­kro­sen­der in ei­ner al­ten Schuß­wun­de, die man mir ope­ra­tiv für die Auf­nah­me des In­di­vi­du­al­sen­ders er­wei­tert hat­te. Mein Mit­tel­fin­ger be­gann zu mor­sen. Wenn

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