Kodezeichen Großer Bär
gebracht worden. Ekel stieg in mir auf, dazu ein wilder, kaum zu bändigender Zorn.
»Freut mich, Sie wiederzusehen, Professor«, sagte ich beherrscht. »Was heißt hier ›unter Wasser setzen‹!«
Hannibal massierte sich fluchend sein linkes Knie.
Schimpfengs Augen waren so ausdruckslos wie immer.
»Wir befinden uns in einem echten Fluttank. Hier wird niemand nach uns suchen, nicht wahr? Die Zelle wird nur dann benutzt, wenn das Boot ohne Ladung fährt. Dann ist eine gewisse Beschwerung erforderlich. Es soll aber schon vorgekommen sein, daß man diese Zusatz-Zellen aus Sicherheitsgründen fluten mußte. Sie finden da hinten einige Atemgeräte. Schnallen Sie sie vorsichtshalber um und lesen Sie die Gebrauchsanweisung.«
Ich ahnte, daß ich die Farbe wechselte. An den Wasserdruck schien das Ding überhaupt nicht zu denken. Immerhin mußte es mein Gedanke ahnen, auch wenn es sich keine Mühe gab, mein Bewußtsein näher zu erforschen.
Schimpfeng zeigte ein dünnes Lächeln. Sehr zweideutig, für uns allerdings eindeutig, fügte er hinzu:
»Ich mache mir über die Druckverhältnisse keine Sorgen, Gentlemen!«
Natürlich machte es sich keine Sorgen! Ich hatte einen Venusier erlebt, der im absoluten Vakuum des Raumes seinen Helm öffnete, um eine Pille zu nehmen. Wenn ich das nachgemacht hätte, wäre mein Blut in jenem Aggregatzustand davongeschäumt, den eine Hausfrau »kochen« nennt.
Hannibal eilte zu den Atemgeräten. Im gleichen Augenblick drohten mir die Trommelfelle zu platzen. Direkt nebenan heulte hochkomprimierte Preßluft in eine andere Flutzelle.
Das Wasser wurde gurgelnd und rauschend nach außen gedrückt.
Schimpfeng lachte! Er schien die Ruhe selbst zu sein. Ich haßte dieses nichtmenschliche, verderbenbringende Etwas; ich haßte es abgrundtief.
Man hatte die Ballastzelle nicht geflutet und auch sonst nichts getan, was für uns gefährlich gewesen wäre. Ringsum war es totenstill. Sogar die Maschinen schwiegen. Der U-Frachter mußte längst aufgetaucht sein.
Schimpfeng hatte jede Unterhaltung verboten. Er hatte die Augen geschlossen. Ich ahnte, daß er mit seinen übernatürlichen Gaben nach draußen lauschte, um den Bewußtseinsinhalt anderer Wesen zu erforschen.
Ich wartete dagegen auf ein Zeichen unserer Leute. Wenn ich den Planungsstab unter General Mouser richtig eingeschätzt hatte, war bereits sehr viel veranlaßt worden. Es dauerte auch nur noch einige Augenblicke, bis ich die rhythmischen Stromstöße im Bein spürte. Hannibal hustete unterdrückt. Dann lauschten wir nur noch.
Die Nachricht war kurz, aber beruhigend.
»Kontrollanruf Nr. 26 Sup-Ultra-Welle an HC-9 und MA-23. Wenn Sie an Bord des angehaltenen Bootes sind, sofort melden. Sergeant Z-65.«
Große Erleichterung erfüllte mich! Natürlich hatten unsere Leute sofort erkannt, daß wir wider Erwarten in einem Unterseefahrzeug Zuflucht gefunden hatten. Infolgedessen hatte Baby Mouser automatisch die Navy eingeschaltet.
Ich hätte wetten mögen, daß jeder noch so kleine Kahn in diesem Seegebiet angehalten wurde! Die Bezeichnung »Kontrollanruf Nr. 26« wies darauf hin!
So findet man Leute, die man unter Wasser nicht mehr erreichen kann! Man bringt sie also unter einem Vorwand nach oben. Dann kann man ja einmal anfragen. Das war wieder hervorragende Arbeit.
Meine Hand steckte längst in der rechten Hosentasche. Unter dem Futter fühlte ich die winzige Hauterhebung an meinem Oberschenkel. Dort saß der Mikrosender in einer alten Schußwunde, die man mir operativ für die Aufnahme des Individualsenders erweitert hatte. Mein Mittelfinger begann zu morsen. Wenn
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