Kodezeichen Großer Bär
unseren Willen die flache Sandbank verfehlt hatte. Dagegen behauptete der Chef, die NAGOJA hätte keine Unterwasserwaffen an Bord. Demnach hätte sie uns nicht gefährlich werden können. Wohl aber gab es Grundpanzer, die mit Kleintorpedos ausgerüstet waren. Wären wir einem solchen Fahrzeug in den Ortungstaster gelaufen, wäre es garantiert vorbei gewesen.
Wir bewegten uns zur Zeit auf dem Grund einer phantastischen Tiefseeschlucht. Rechts und links wuchsen steile Gebirge nach oben. Es war schöner und geheimnisvoller als in der unbekanntesten Gegend der Oberfläche. Hier unten gab es wirklich noch Neuland, das niemals von einem menschlichen Auge wahrgenommen worden war.
Bizarre, mir völlig unbekannte Tiefseepflanzen oder Tiere, die wie Pflanzen aussahen, waren überall zu erblicken. Wir waren unverhofft in den Bereich eines wahrscheinlich urhaften Lebens eingetaucht; eines Lebens, das es schon lange vor der Entstehung des Menschen gegeben hatte.
Unsere Rundum-Beleuchtung lockte Wesen von äußerlich erschreckender Gestalt an. Die in unserem Sinne blinden Fische schienen eigenartig auf das Infrarotlicht zu reagieren. Manchmal hatten uns ganze Rudel dünner, fadenähnlicher Tiefseebewohner mit körpereigenen Leuchtorganen umringt. Fast war mir, als würden sie sich in unserem Licht baden.
Wir hatten die Schlucht durchquert. Davor erstreckte sich eine wellige Ebene, die ebenso gut der Boden eines Oberflächen-Gebirgstals hätte sein können. Es war atemberaubend. Man fühlte sich nichtig und klein in dieser gewaltigen Tiefe.
»HONDO an Großer Bär, wir haben Ihre Infra-Scheinwerfer geortet«, ertönte es aus dem Lautsprecher. »Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«
»Alles in Ordnung, danke sehr«, erwiderte ich. »Ich halte den Wagen an. Brauchen Sie noch Peilzeichen?«
»Unnötig, danke. Wir haben Sie auf den Schirmen.«
»Haben Sie den Angriffsbefehl weitergegeben?«
»Jawohl, Sir, sofort nach Erhalt. Drei Kreuzer der Navy, ein englisches Boot und zwei Japaner sind auf das Meander-Riff angesetzt worden. Wir hatten Sie in dieser Ecke vermutet. Alle Kreuzpeilungen nach dem plötzlichen Verschwinden und Wiedererscheinen der LADY VIRGIN ergaben die gleiche Position. Die LADY VIRGIN ist laufend von Booten mit Hochleistungsgeräten verfolgt worden. Sie muß nun in der japanischen Tosa-Bucht stehen, wo sie von der Flotte zweifellos aufgebracht wird. Der Angriffsbefehl ist ebenfalls bestätigt worden.«
Ich sah mich nach dem Chef um. Sein Haar war in den letzten Tagen sehr grau geworden. Jetzt zeigte er ein grimmiges Lächeln.
»Nicht zerstören!« sagte er knapp. »Ich will wissen, was da gespielt wurde.«
»LADY VIRGIN darf nicht abgeschossen werden«, gab ich durch. »Versuchen Sie, die NAGOJA ebenfalls unbeschädigt zum Auftauchen zu zwingen.«
»Verstanden. Befehl geht weiter. Wir haben Sie nun in der Echoortung.«
Wenige Minuten später entdeckten wir einen gewaltigen, haifischschnäuzigen Schiffskörper, der mit geringer Fahrt und dicht über Grund auf uns zukam.
Die HONDO mochte zehntausend Tonnen haben.
»Nachricht von U-Kreuzer NEBRASKA. Wortlaut: Liegeplatz NAGOJA gefunden. Boot mit hoher Fahrt abgelaufen. Ortung von kleinen Körpern, anscheinend Grundpanzer. Marine-Einsatzkommando mit Spezial-Jagdgeräten im Anmarsch. Ich bleibe auf Warteposition.«
Das war die letzte Meldung, die wir vor unserer Einschleusung erhielten. Anscheinend war der Mutant sofort geflohen, als er merkte, daß wir entkommen waren. Unsere Funksprüche mußte er ebenfalls empfangen haben.
Als wir in der Zentrale der HONDO begrüßt wurden, war das
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