Kodezeichen Großer Bär
Kesseltreiben schon längst angelaufen. Den schnellen Kampfbooten konnte der viel zu langsame Riesenfrachter niemals entkommen. Nun bekamen wir auch klaren Kontakt mit den anderen Einheiten. Die Sulu-See wimmelte förmlich von Booten aller Art. General Mouser hatte hervorragende Arbeit geleistet.
Der Alte verhielt sich, als wäre überhaupt nichts vorgefallen. Er stand in bekannter Vitalität vor den Bildschirmen und Mikrophonen und leitete den gesamten Einsatz.
Wir rauschten mit Höchstfahrt auf das Meander-Riff zu, als die Nachricht von der Aufbringung der LADY VIRGIN durchkam. Difenbag, in Erwartung einer erneuten Kontrolle, war ahnungslos aufgetaucht und sofort überwältigt worden. Der Jäger befand sich noch an Bord.
»Okay, das wäre erledigt«, äußerte Reling grimmig. »Die Herren Weltverbesserer werden vor einem internationalen Gerichtshof zur Verantwortung gezogen. HC-9, sind Sie ganz sicher, daß der Mutant und das Schimpfeng-Monstrum noch an Bord der NAGOJA waren?«
»Ganz sicher«, bestätigte ich erschöpft. Mir fielen langsam die Augen zu. Hannibal schlief bereits. Die Geschehnisse der letzten Tage huschten traumhaft an mir vorüber.
Reling war Anfang März von dem Mutanten persönlich überwältigt worden. Nachdem der Japaner Manzo niedergeschossen hatte, war Reling suggestiv gezwungen worden, einen geschlossenen Wagen des Sicherheitsdienstes zu besteigen. Damit hatte man ihn zu Dolvetis Keller gebracht. So »einfach« war es, den wohl wichtigsten Mann der Menschheit außer Gefecht zu setzen.
Akera Siuto war zweifellos geistig nicht normal. Sein erster Kontakt mit dem Venusier mußte vor etwa drei Jahren stattgefunden haben. Damals hatten wir auch den blitzschnellen Einflug, eines unbekannten Flugkörpers geortet. Die »Untertasse« war leider von einem Piloten des Raumjagdkommandos abgeschossen worden. Daher resultierte auch Dolvetis Einschaltung.
Auf Venus schien man sich nicht mehr zu trauen, die so stark gewordene Erde anzufliegen. Andererseits hatte das Monstrum mit den erlangten Nachrichten und Geheimunterlagen nach Hause gewollt. Das hätte Dolveti mit der 215 B erledigen sollen.
Wahrscheinlich hätten wir nie etwas von der Fremdspionage bemerkt, wenn Reling nicht im TESCO-Werk aufgetaucht wäre.
Akera Siuto, den Schimpfeng persönlich angefordert hatte, da einige wichtige Leute einen Suggestivblock erhalten sollten, hatte sofort eingegriffen, als Relings Besuch bekannt geworden war. Man hatte den Chef sofort als ungeheuer wertvollen Mann erkannt.
Das sogenannte Nebelsyndikat war von Siuto aufgebaut worden. Die letzten Börsenskandale waren nur auf die ungeheuren Fähigkeiten dieses Mannes zurückzuführen. Spezielle Nachforschungen hatten inzwischen ergeben, daß das Syndikat nur durch Siutos Einwirkung große Industriekonzerne in Asien übernommen hatte. Damit war auch der Bau der so überaus starken LADY VIRGIN erklärbar.
Die Burschen waren auf dem besten Wege gewesen, eine Großmacht zu werden. Im Hintergrund stand immer das Venusmonstrum, das den Mutanten sehr geschickt nach seinen eigenen Interessen lenkte.
Wie Reling von dem Japaner selbst erfahren hatte, war eine Untergrabung der wichtigsten Welt-Währungen geplant. Auf der NAGOJA waren bereits Banknoten entstanden, die der fähigste Fachmann von echten nicht mehr unterscheiden konnte.
Akera Siuto hatte – anscheinend ohne es selbst zu bemerken – gegen die Menschheit gearbeitet.
Es war alles noch ein wenig verschwommen, aber die groben Umrisse zeichneten sich bereits ab.
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