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Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde

Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde

Titel: Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Wehrle
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Ihre – immer pünktlich bezahle, ist diese Sperre für mich nicht nachvollziehbar; ich empfinde sie als Frechheit.
    Bitte legen Sie ganz schnell offen, AUF WELCHER GRUNDLAGE Sie zu dieser Einschätzung kommen – und wie ich mir heute noch gegen Bankeinzug ein Online-Ticket kaufen kann.
    Mit verärgerten Grüßen
    Martin Wehrle
    Ich wartete den ganzen Tag auf Antwort. Vergeblich. Die Fahrkarte musste ich am nächsten Tag im Zug lösen, da der Schalter zum Zeitpunkt meiner Abreise noch nicht geöffnet war. Natürlich mit Aufschlag. Die Antwort auf meine Mail kam sieben Tage später:
    Sehr geehrter Herr Wehrle,
    vielen Dank für Ihre E-Mail.
    Nach sorgfältiger Prüfung des Sachverhalts müssen wir Ihre Anfrage bezüglich der Teilnahme am Lastschriftverfahren ablehnen.
    Sie haben jedoch die Möglichkeit, per Kreditkarte zu zahlen oder eines unserer zahlreichen Reisezentren aufzusuchen.
    Wir bedauern, Ihnen keine andere Auskunft erteilen zu können.
    Mit freundlichen Grüßen
    Martina Grüttner-Machill
    DB Vertrieb GmbH
    Meine Gesichtsfarbe sprang wie ein Bahnsignal auf Rot. War es möglich, dass ich mit einer Standardantwort abgespeist werden sollte, die sich auch noch als »sorgfältige Prüfung« tarnte? Ich schrieb zurück:
    Sehr geehrte Frau Grüttner-Machill,
    dass Sie gründlich geprüft haben, glaube ich nur insofern, als dass Ihre Antwort eine geschlagene Woche gedauert hat. Ich hatte am Bestelltag ausdrücklich um sofortige Hilfe gebeten. Können Sie sich vorstellen, welch mieses Gefühl das ist, eine Fahrkarte für den nächsten Morgen zu brauchen, mit fadenscheiniger Begründung aus dem Bestellvorgang zu fliegen (Teilnahme am Lastschriftverfahren verweigert) und dann den ganzen Tag auf eine Hilfsmail zu warten, die erst eine Woche später kommt?
    Fremdwort mit 20 Buchstaben im Kreuzworträtsel der Bahn? KUNDENFREUNDLICHKEIT
    Den Inhalt Ihrer Antwort akzeptiere ich nicht. Ich zahle überall per Lastschrift, nirgendwo gibt es Probleme. Weshalb sollte das bei der Bahn anders sein?
    Bitte legen Sie offen, aus welchen Gründen Sie mir die Teilnahme am Lastschriftverfahren verwehren wollen. Was werfen Sie mir vor? Auf welche Fakten stützt sich diese Entscheidung? Und bei wem – und auf welche Weise – kann ich sie anfechten?
    Ich bin nicht gewillt, eine weitere Woche zu warten – ich hätte jetzt gern eine schnelle Lösung.
    Mit freundlichen Grüßen
    Martin Wehrle
    Ich war gespannt, ob die Bahn ihren eigenen Geschwindigkeitsre kord von einer Woche Antwortzeit unterbieten würde. Und in der Tat, schon einen Tag später sauste der Antwort-ICE in mein Mailfach:
    Sehr geehrter Herr Wehrle,
    bzgl. Ihrer erneuten Anfrage möchten wir Ihnen folgendes mitteilen, eine Teilnahme am Lastschriftverfahren ist aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten zur BahnCard in der Vergangenheit nicht möglich. Eine Abgabe an Inkassodienstleister zieht eine permanente Sperrung für das Lastschriftverfahren nach sich.
    Wir bedauern, Ihnen keine andere Auskunft geben zu können.
    Mit freundlichen Grüßen
    Serviceteam Forderungsmanagement
    DB Vertrieb GmbH
    Ich grübelte. Hieß »Abgabe an Inkassodienstleister« etwa, dass ich in der Vergangenheit eine Rechnung nicht beglichen hatte? In diesem Moment fiel mir ein: Als die Bahn mir aus Versehen zwei Bahncards geschickt hatte, war ich so frei gewesen, die zweite unbe zahlt zurückgehen zu lassen (siehe Seite 75). Das war viele Jahre her – doch die Spionagebahn vergaß offenbar nichts. Ich schrieb erneut:
    Sehr geehrte Damen und Herren,
    Sie sind lustig! Es gab keine »Zahlungsschwierigkeiten«, mir wurden versehentlich zwei Bahncards ausgestellt, von denen ich eine zurückgehen ließ – und sie selbstverständlich nicht bezahlt habe.
    Bitte prüfen Sie diesen Sachverhalt und heben Sie die Sperre unverzüglich auf.
    Mit allmählich sehr ungeduldigen Grüßen
    Martin Wehrle
    Nun war ich sicher, dass sich das Missverständnis rasch klären würde. Wahrscheinlich ein Blick in die Unterlagen – und schon würde mich eine freundliche Mail erreichen, Motto: »Entschuldigen Sie das Versehen – gerne schalten wir Sie für den Bankeinzug frei.« Doch während ich schon die Friedenspfeife mit Tabak stopfte, legte die Bahn ihr Verbalgewehr zum finalen Rettungsschuss an, dem auch die deutsche Sprache zum Opfer fiel:
    Sehr geehrter Herr Wehrle,
    vielen Dank für Ihre E-Mail.
    Wir bedauern, dass Sie mit der Ablehnung zur erneuten Teilnahme am Lastschriftverfahren teilnehmen zu können nicht

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