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Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde

Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde

Titel: Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Wehrle
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Kühltruhe kann eine Nachfrist von 30 Minuten ausreichen – bei einer kaputten Steckdose wären einige Stunden angemessener.
    Lässt der Handwerker die Nachfrist verstreichen, können Sie Ihren Auftrag zurücknehmen. Gleichzeitig erwächst Ihnen der Anspruch auf Schadensersatz – zum Beispiel, wenn die Reparatur des zweiten Handwerkers durch die Verzögerung teurer wird (das abtauende Wasser hat einen Schaden an der Elektrik verursacht) oder Ihnen ein anderer Schaden entsteht (etwa durch das Auftauen der tiefgekühlten Produkte).
    8. Nicht zuständig
    Das elektrische Garagentor öffnet sich nicht. Der Kunde wendet sich an einen Schlosser und schildert am Telefon sein Problem. Der Handwerker kommt, schraubt an dem Tor herum und gelangt zu der Einsicht: »Bei diesem Schaden brauchen Sie einen Elektriker.« Dennoch stellt er seine Anfahrt und Arbeit in Rechnung. Offenbar war das der eigentliche Zweck der Übung.
    Gegenmaßnahme: Ein Werkvertrag ist erst dann erfüllt, wenn der Handwerker das Vereinbarte geleistet hat und diese Leistung von Ihnen abgenommen wurde. Beides ist bei dem Garagentor nicht der Fall gewesen. Also war die Rechnung unwirksam.
    Schildern Sie, wenn Sie einen Auftrag erteilen, immer genau, welche Arbeiten anliegen: »Mein elektronisches Garagentor klemmt und soll wieder instand gesetzt werden.« Dann muss der Handwerker einschätzen können, ob die Aufgabe ein Fall für sein Gewerk ist – der Schlosser hätte den Kunden in obigem Fall sofort an einen Elektriker verweisen müssen.
    9. Kollateralschaden
    Das Umzugsunternehmen wuchtet schwere Wohnzimmermöbel in Ihre neue Wohnung. Nach der Lieferung – die Möbelschlepper sind verschwunden –, fällt Ihnen auf: Der Türrahmen ist massiv be schädigt. Offenbar ist einer der Schränke dagegengerammt. Die Tür schließt nicht mehr sauber.
    Gegenmaßnahme: Für alle Kollateralschäden einer Arbeit, von der zertrümmerten Lampe bis zum beschmutzten Teppich, haftet ein Handwerker (wofür er eine Haftpflichtversicherung hat). Weisen Sie ihn auf den Schaden hin. Schreiben Sie auf und fotografieren Sie, was passiert ist – und lassen Sie den Handwerker das Protokoll gegenzeichnen. Setzen Sie eine Frist zur Reparatur und machen Sie bei Widerstand deutlich: Der nächste Schritt wird eine Klage.
    10. Wucher in Werkstätten
    Vor einigen Jahren spielte die Belichtung meiner analogen Nikon-Spiegelreflexkamera verrückt. Im Fotogeschäft konnte man mir nicht weiterhelfen, bot jedoch an, das Gerät in die Vertragswerkstatt zu schicken. Vielleicht sei nur eine »Kleinigkeit« defekt. Vorsichtshalber bat ich dennoch um einen Kostenvoranschlag der Werkstatt. Zum Glück: Die Reparatur sollte 300 Euro kosten – und war damit unrentabel.
    Gegenmaßnahme: Geben Sie niemals einen Auftrag an eine Vertragswerkstatt, ohne vorher ein Angebot einzuholen. Prüfen Sie, ob der Auftrag nicht von einer freien Werkstatt übernommen werden kann. In meinem Fall wurde der Belichtungsfehler schließlich von einem Feinmechaniker behoben – für 75 Euro.

9. Spionage à la carte: Der gläserne Kunde

D ie Kundenkarte ist ein Instrument der psychologischen Kriegsführung: Sie zieht dem Kunden die Zähne, entreißt ihm seine Daten und legt seine Geheimnisse offen. Dieses Kapitel verrät Ihnen …
warum mich meine Kundenkarte beim Kleiderkauf viel Geld gekostet hat,
weshalb die meisten Prämien nichts als Luftnummern sind,
warum jeder, der eine Kundenkarte besitzt, als Axtmörder verhaftet werden kann,
und wie Ihre Kundenkarten Sie verfolgbar machen wie ein Tier mit Peilsender.
    »Haben Sie schon unsere Kundenkarte?«
    Der junge Blondschopf an der Kasse der Tankstelle kann sich nicht entscheiden, ob er mit mir sprechen oder seinen Kaugummi kauen will – deshalb tut er beides zur selben Zeit, was die Kontur seiner Aussprache zu einem Lallen verwischt: »Aben Si scho« – schmatz, schmatz – »unse Kundenkart?«
    »Nein«, sage ich, »welche Vorteile hätte die denn? Und welche Risiken?«
    Sein Blick, der bis dahin zwischen der Kasse und einer aufgeblätterten Autozeitschrift hin und her gewandert war, wendet sich mir zu; das Wort »Risiken« scheint ihn zu irritieren. Er parkt den Kaugummi in der Seitentasche seines Kiefers: »Mit der Kundenkarte spa ren Sie Geld, so einfach ist das. Der Liter Benzin ist billiger. Und wenn Sie genug Punkte gesammelt haben, können Sie umsonst etwas einkaufen. Oder bekommen eine Prämie. Feine Sache, sage ich Ihnen.«
    Sein Kaugummi wandert wieder

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