Koenig der Murgos
daß wir in Rak Cthaka ein Floß bekommen könnten, ge-schweige denn ein Schiff. Reiten wir südwärts durch den Wald, das ist besser als durch übersichtliches Gebiet in' Fein-deshand. In Fischerdörfern lassen sich Boote leichter mieten als im Hafen einer größeren Stadt.«
»Reitet ihr doch schon voraus«, schlug Silk vor. »Ich möchte gern erst ein paar Fragen stellen.«
Belgarath nickte. »Das ist keine schlechte Idee. Aber halte dich nicht zu lange damit auf. Ich würde den Großen Südwald gern irgendwann vor Ende des Winters erreichen,] wenn es möglich ist.«
»Ich begleite ihn, Großvater«, erbot sich Garion. »Ich brauche Ablenkung.«
Die beiden ritten durch das kniehohe Gras zu dem breiten Strom furchterfüllter Flüchtlinge, die südwärts flohen. »Garion«, sagte Silk und zügelte sein Pferd, »ist das nicht ein Sendarier – der mit dem Schubkarren?«
Garion beschirmte die Augen vor dem Regen und spähte zu dem stämmigen Burschen, auf den Silk gedeutet hatte. »Dem Aussehen nach könnte er einer sein. Aber was hätte ein Sendarier hier in Cthol Murgos verloren?«
»Warum fragen wir ihn nicht? Sendarier erzählen leiden-schaftlich gern; vermutlich können wir von ihm erfahren, was vorgeht.« Der kleine Mann ritt im Schritt zur Straße, bis er sich neben dem stämmigen Mann mit der Schubkarre befand. »Guten Morgen, Freund«, grüßte er höflich. »Ihr seid aber fern von zu Hause, nicht wahr?«
Der Stämmige setzte den Schubkarren ab und beäugte Silks nyissanisches grünes Gewand argwöhnisch. »Ich bin kein Sklave«, erklärte er, »also kommt auf keine dummen Gedanken!«
»Das?« Silk zupfte lachend an seinem Gewand. »Keine Angst, Freund, wir sind keine Nyissaner. Wir haben diese Gewänder von ein paar Toten, auf die wir unterwegs stießen.
Wir dachten, sie wären recht nützlich, wenn uns Militär aufhält. Was in aller Welt macht Ihr hier in Cthol Murgos?«
»Flüchten«, antwortete der Sendarier mit betrübtem Gesicht.
»Genau wie der Rest dieses Gesindels. Habt Ihr denn nicht gehört, was geschehen ist?«
»Nein, wir sind schon lange unterwegs.«
Der Stämmige griff wieder nach seinem Schubkarren, stapfte weiter am grasigen Straßenrand. »Eine ganze malloreanische Armee marschiert westlich von Gorut. Die Schurken haben das Städtchen verbrannt, in dem ich lebte, und gut die Hälfte der Bürger getötet. Um Rak Cthaka haben sie sich überhaupt nicht gekümmert, deshalb wollen wir alle dorthin.
Ich werde sehen, ob ich einen Kapitän finden kann, der wenigstens in die ungefähre Richtung von Sendarien segelt. Aus irgendeinem Grund habe ich plötzlich Heimweh.«
»Ihr habt in einer murgosischen Stadt gewohnt?« fragte Silk überrascht.
Der Sendarer verzog das Gesicht. »Nicht gerade aus freier Wahl«, antwortete er. »Ich kam in Tolnedra mit dem Gesetz in Konflikt, als ich vor zehn Jahren geschäftlich dort war. An Bord eines Kauffahrers gelangte ich aus dem Land. Aber der Kapitän war ein Halunke; als mir das Geld ausging, setzte er mich einfach in Rak Cthaka ab und segelte weiter. Ich wanderte zu einer kleinen Stadt am Nordufer des Sees. Sie nahmen mich dort auf, weil ich bereit war, Dinge zu tun, die unter der Würde eines Murgos waren, aber zu wichtig, als daß man es riskierte, sie einem Sklaven anzuvertrauen. Es war erniedri-gend, aber ich konnte damit und davon leben. Jedenfalls marschierten vor zwei Tagen die Malloreaner ein, und als sie weiterzogen, stand nicht ein Haus mehr.«
»Wie ist es Euch gelungen, ihnen zu entgehen?« fragte ihn Silk.
»Ich versteckte mich unter einem Heuhaufen, bis es dunkel wurde. Dann schloß ich mich diesem Pack an.« Er warf einen raschen Blick auf die Flüchtlinge, die knöcheltief durch den Straßenschlamm wateten. »Ist das nicht idiotisch? Sie haben nicht mal soviel Verstand, daß sie sich verteilen und im Gras gehen. Also, Soldaten würden sich nicht so dumm anstellen, das dürft Ihr mir glauben.«
»Ihr wart beim Militär?«
»Allerdings«, versicherte ihm der Stämmige stolz. »Ich war Sergeant in Prinzessin Ce'Nedras Armee und kämpfte in Thull Mardu unter ihr.«
»Da war ich leider nicht dabei«, bedauerte Silk. »Ich hatte anderswo zu tun. Sind die Malloreaner auch zwischen hier und dem Großen Südwald?«
»Keine Ahnung. Ich spioniere ihnen nicht nach. Ihr wollt doch nicht wirklich durch den Südwald? Das viele Morden hat die Fledderer wach gemacht.«
»Die Fledderer? Wer oder was ist das?«
»Ghule. Meistens ernähren
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