Koenig der Murgos
sehen. Er verhielt sich ganz ruhig, damit ihm kein Geräusch entgehen möge.
Irgendwo aus dem Nebel erklang ein schwaches regelmäßiges Klicken. Er brauchte eine Weile, bis ihm klar wurde, daß es von einem Berittenen kam, der ein Kettenhemd trug. In der Dunkelheit tastete er nach seinem Schwert.
»Ich bin nach wie vor der Meinung, daß du uns sagen mußt, was du in dem Haus gefunden hast, ehe wir es in Brand steckten.« Es war eine barsche Männerstimme mit malloreanischem Akzent. Der Sprecher mußte ein gutes Stück entfernt sein, aber die Nacht und der Nebel tragen Geräusche weit, so konnte Garion deutlich hören, was gesagt wurde.
»Oh, es war nicht viel, Korporal«, antwortete eine andere malloreanische Stimme ausweichend. »Ein bißchen von diesem, ein wenig von jenem.«
»Ich finde, daß dieses Zeug zwischen uns aufgeteilt werden soll. Schließlich war es ein gemeinsames Unternehmen.«
»Ist es nicht merkwürdig, daß du erst daran dachtest, nachdem es mir gelungen war, ein paar Kleinigkeiten einzustecken? Wenn du einen Anteil an der Beute haben möchtest, solltest du mehr auf die Häuser achten und nicht deine ganze Zeit damit verbringen, Gefangene zu pfählen.«
»Wir sind im Krieg«, erklärte der Korporal salbungsvoll. »Es ist unsere Pflicht, den Feind zu töten!«
»Pflicht!« schnaubte der zweite Malloreaner abfällig. »Wir sind Fahnenflüchtige, Korporal. Unsere Pflicht besteht einzig und allein uns gegenüber. Wenn du deine Zeit damit verbringen willst, murgosische Bauern abzuschlachten, ist das deine Sache, ich aber versuche, was für meinen Lebensabend zu-sammenzukriegen!«
Garion kroch vorsichtig unter der Zeltklappe hinaus. Er empfand plötzlich eine eigenartige Ruhe, fast als wären seine Gefühle irgendwie ausgelöscht. Er stand auf und ging lautlos zu ihrem Gepäckstapel und kramte in einem großen Beutel, bis seine Finger Stahl berührten. Dann zog er behutsam, um nur ja kein Geräusch zu verursachen, sein schweres Kettenhemd heraus. Er zog es an und bewegte ein paarmal die Schultern, bis es richtig saß.
Toth stand Wache bei den Pferden, seine Umrisse hoben sich schwach im Nebel ab.
»Ich muß etwas erledigen«, flüsterte Garion dem stummen Hünen zu.
Ernst blickte ihn Toth an, dann nickte er. Er löste ein Pferd von einem Stamm und reichte Garion die Zügel. Dann legte er die Hand auf Garions Schulter, drückte sie kurz in stummer Billigung und trat zurück.
Garion wollte den Malloreanern keine Zeit geben, im Nebel zu verschwinden, deshalb schwang er sich auf das ungesattelte Pferd und ritt leisen Schrittes aus dem Weidendickicht.
Die schwindenden Stimmen, die aus dem Nebel erklungen waren, hatten sich offenbar in Richtung Wald bewegt Garion ritt ihnen leise durch die neblige Dunkelheit nach und fand sich durch sein Gehör und sein inneres Auge zurecht.
Nachdem er etwa eine Meile geritten war, hörte er schallendes Gelächter ein Stück links vor sich. »Habt ihr gehört wie sie quietschten, als wir sie aufspießten?« fragte eine rauhe Stimme aus dem dichten Nebel.
»Das genügt!« knirschte Garion durch die Zähne und zog sein Schwert. Er lenkte sein Pferd auf die Stimme zu ur drück-te ihm die Fersen in die Weichen. Das Tier rannte schneller, und auf der feuchten Erde verursachten seine Hufe keinen Laut.
»Zünden wir eine Fackel an!« schlug ein Fahnenflüchtiger vor.
»Hältst du das für klug? Es sind immer Patrouillen unterwegs, die nach Deserteuren suchen.‹
»Es ist nach Mitternacht. Die Feldjäger sind längst im Bett.
Mach schon, zünd eine Fackel an.«
Einen Augenblick später glühte ein rötlicher Punkt auf - ein Wegweiser für Garion.
Sein Ansturm kam für die Fahnenflüchtigen völlig unerwartet. Mehrere starben, noch ehe sie wußten, was sich da auf sie stürzte. Schreie und Brüllen gellten von beiden Seiten in Garions Ohren, als er durch sie hindurchritt und sie mit gewaltigen Schwerthieben nach links und rechts aus den Sätteln schlug.
Seine mächtige Klinge schnitt mühelos durch Kettenpanzer, Fleisch und Knochen. Fünf schmetterte er beim Hindurchrei-ten zu Boden. Dann wirbelte er herum und stürmte auf die drei restlichen los. Nach einem erschrockenen Blick ergriff einer die Flucht; der zweite zerrte sein Schwert aus der Scheide, und der dritte, der die Fackel hielt, saß vor Entsetzen erstarrt.
Der Malloreaner mit dem Schwert hob die Waffe, um seinen Kopf vor dem schrecklichen Hieb zu schützen, zu dem Garion sein Schwert bereits
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