Koenig der Murgos
sie sich von Leichen, aber in letzter Zeit habe ich Erschreckenderes über sie gehört. Ich würde mich ganz sicher nicht in diesen Wald wagen, mein Freund.«
»Wir werden daran denken. Habt Dank für Euren und die Neuigkeiten. Und viel Glück in Rak Cthaka, ich wünsche Euch, daß Ihr gut nach Camaar zurückkommt.«
»Im Augenblick würde ich mich sogar mit Tol Honeth zu-friedengeben. So schlimm sind tolnedrische Gefängnisse auch wieder nicht.«
Silk lächelte ihm zu, dann wendete er sein Pferd und galoppierte mit Garion zu den anderen zurück.
Am Nachmittag überquerten sie den Cthaka an einer Furt, mehrere Meilen flußauf von der Küste. Gegen Abend ließ der Regen etwas nach, doch der Himmel blieb bewölkt. Von der anderen Flußseite konnten sie die unregelmäßigen Umrisse der Baumwipfel am Rand des Großen Südwaldes sehen, der sich hinter etwa drei Meilen offenen Graslandes erhob.
»Wollen wir dort übernachten?« fragte Silk.
»Warten wir lieber«, beschloß Belgarath. »Ich mache mir ein wenig Sorgen über das, was Euch dieser Sendarier erzählt hat.
Auf Überraschungen möchte ich verzichten – vor allem im Dunkeln.«
»Ein Stück flußab wachsen Weiden dicht beisammen.« Durnik deutete auf einen ziemlich großen Hain hoher Bäume etwa eine halbe Meile südwärts, unmittelbar am Fluß. »Toth und ich können dort die Zelte aufschlagen.«
»Ist gut«, erklärte sich Belgarath einverstanden.
»Wie weit ist es noch bis Verkat, Großvater?« fragte Garion, als sie am Ufer des Hochwasser führenden Flusses entlang zu den Weiden ritten.
»Nach der Karte sind es bis zur Küste, die der Insel gegenü-
berliegt, etwa hundertfünfzig Meilen südostwärts. Und dann müssen wir erst noch zusehen, daß wir ein Schiff oder Boot finden, das uns übersetzt.«
Garion seufzte.
»Kopf hoch«, sagte Belgarath. »Wir kommen schneller voran, als ich ursprünglich dachte, und Zandramas kann nicht ewig davonrennen. Früher oder später holen wir sie ein!«
Während Durnik und Toth die Zelte aufbauten, suchten Garion und Eriond im Weidendickicht nach Reisig. Es war schwierig, etwas zu finden, das trocken genug war zu brennen, und nach einer Stunde hatten sie gerade genug für ein kärgliches Kochfeuer. Als Polgara sich daran machte, ihr Abendessen, bestehend aus Bohnen und Wild, zuzubereiten, fiel Garion auf, daß Sadi suchend ihren Lagerplatz abschritt.
»Das ist gar nicht komisch, Kleines!« sagte er streng. »Du kommst jetzt sofort her!«
»Was ist los?« erkundigte sich Durnik.
»Zith ist nicht in ihrer Flasche«, antwortete Sadi, ohne in seiner Suche innezuhalten.
Durnik sprang auf. »Seid Ihr sicher?«
»Es macht ihr Spaß, sich hin und wieder vor mir zu verstek-ken. Du kommst jetzt sofort zu mir, du ungezogen Schlange!«
»Ihr solltet Silk lieber nicht darauf aufmerksam machen«, riet Belgarath. »Er würde durchdrehen, wenn er hörte, da sie sich frei herumtreibt.« Der alte Mann schaute sich um. »Wo ist er überhaupt?«
»Er und Liselle machen einen Spaziergang«, antwortet Eriond.
»In dieser Nässe? Manchmal zweifle ich wirklich an seinem Verstand!«
Ce'Nedra kam herüber und setzte sich neben Garion auf einen Baumstamm. Er legte die Arme um ihre Schultern und zog sie an sich. Sie kuschelte sich an ihn und seufzte. »Ich frage mich, was Geran gerade macht«, sagte sie traurig.
»Er schläft wahrscheinlich.«
»Er sah immer so süß aus, wenn er schlief.« Wieder seufzte sie, dann schloß sie die Augen.
Ein Krachen und Knacken war in den Weiden zu hören.
Plötzlich rannte Silk mit vor Schrecken weit aufgerissenen Augen und totenbleichem Gesicht in den Feuerschein.
»Was ist passiert?« rief Durnik.
»Sie hatte die Schlange im Mieder!« platzte Silk heraus.
»Wer?«
»Liselle!«
Polgara drehte sich mit einer Schöpfkelle in der Hand um und betrachtete den heftig zitternden kleinen Mann mit erhobener Braue. »Willst du mir vielleicht verraten, Kheldar«, sagte sie mit kühler Stimme, »was du in Markgräfin Liselles Mieder gesucht hast?«
Silk ertrug den strengen Blick nur einen Herzschlag lang, dann errötete er.
»Oh«, sagte sie, »ich verstehe.« Sie wandte sich wieder dem Kochtopf zu.
Gegen Mitternacht wachte Garion auf, aber er wußte nicht, was ihn geweckt hatte. Er stand leise auf, um Ce'Nedra nicht zu wecken. Er zog vorsichtig die Zeltklappe zurück, um hinauszublicken. Dichter Nebel war vom Fluß aufgestiegen, und so konnte er nichts weiter als eine schmutzigweiße Wand
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