König der Vampire Bd. 3 - Hexentanz
Zöglinge, einfach nicht erwähnt hatte! Was war denn, wenn Sandra oder Paulina eines Tages einen passenden Zögling zugeteilt bekamen?
„Ich denke, wenn mir eines Tages ein zwanzigjähriger Vampir zugeteilt wird, der auch noch ein ansehnliches Exemplar der männlichen Gattung ist … dann flippt Etienne aus. Er ist wahnsinnig eifersüchtig!“
„Betrifft das nicht alle männlichen Vampire? Mir ist zu Ohren gekommen, Vincent sei auch so ein Kandidat. Eli sagte, er wäre manchmal überaus eigen, was ihre Person betrifft. Weshalb es nur gut ist, dass er Tobias nährt und Eli mich“, erklärte Sandra.
„Wisst ihr, ihr bauscht das viel zu sehr auf, für meinen Geschmack. Wenn einmal die Wahl auf euch trifft, dann ist – wenn ich das so richtig verstanden habe – dieses Kind gerade erst geboren worden. Also blieben zwanzig Jahre Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen und eine Lösung zu finden. Eine, bei der keiner eifersüchtig sein muss“, gab Quentin zu bedenken.
„Da ist was dran“, murmelte Paulina darauf.
„Wenigstens Eli hätte aber etwas sagen können, wo sie doch sonst fast alles erzählt hat. Mein Wissen stammt fast ausschließlich von ihr“, warf Sandra ein.
„Ähm, nee. Wohlmöglich weiß sie das ja auch nicht. Vincent hat es ja auch versäumt ihr zu sagen, dass Vampirblut bei Menschen eine Wandlung auslöst. Denn wenn sie das gewusst hätte, säße ich jetzt sicher nicht hier.“
„Oder doch? Das war eher Schicksal, denn du bist für Etienne wie geschaffen. Es war gut, dass Eli es nicht wusste“, sagte Sandra überzeugt.
„Niemand weiß, wohin der Weg einen führt. Ich denke, das ist auch gut so“, kommentierte darauf Quentin das Gespräch der beiden weitsichtig.
Kurz darauf kamen sie bei Julis Haus an. Allem Anschein nach war Vincent auch kurz zuvor mit Etienne zurückgekommen, denn die beiden standen im Hof vor der Eingangstreppe und sahen ihnen entgegen. Am Wetter konnte es nämlich nicht liegen, dass die beiden sich draußen aufhielten. Der Himmel war mittlerweile Unheil verkündend verfärbt und zugezogen. Das drohende Unwetter hing direkt über ihnen.
Wie auf Kommando öffnete die Wolkendecke ihre Schleusen, als Sandra und Paulina ausstiegen. Quentin ließ sich erstaunlich viel Zeit, während die beiden Frauen zur Tür liefen, besser gesagt flüchteten. Trotzdem waren sie bis auf die Haut durchnässt - von den paar Metern. Als Sandra sich nach Quentin umsah, erkannte sie, warum er sich Zeit gelassen hatte. Der Mann war genial! Nun ja, schließlich war er eine Hexe und nutze seine Macht gut. Er hatte einen unsichtbaren Schutz um sich gezogen, in dem es nicht regnete. Es wirkte, als wäre er in einer unsichtbaren Luftblase eingeschlossen.
Anstatt zum Haus zu gehen, stellte er sich an Nathans Wagen. Sandra traute ihren Augen kaum, als Quentin mithilfe seiner Luftblase erst Anna, dann die Kleinen und zum Schluss Nathan trockenen Fußes zur Haustür begleitete. Sie hatten noch nicht einmal nasse Schuhsohlen!
„Hey! Hättest du uns das nicht sagen können? Dass du so etwas kannst!“, fragte Sandra ihn aufgeregt.
„Ihr beide habt mir keine Chance gelassen. Ihr hattet ja schon den halben Weg hinter euch, bis ich überhaupt was sagen konnte“, wehrte er sich.
Anschließend schmunzelte er, betrachtete Sandra von oben bis unten. Ihre dünne Sommerkleidung klebte an ihr wie eine zweite Haut und zeigte mehr als sie verhüllte. Ein süffisantes Grinsen umspielte sein Gesicht, während er sie musterte. Sandra sah das Verlangen, das in seinem Blick lag. Und dann kam ihr eine Idee.
Kannst du die Blase auch undurchsichtig machen? , dachte sie, gedanklich an Quentin gerichtet.
Er nickte zwei Mal, betont langsam. Dann griff er Sandras Hand und zog sie in seine magische Schutzhülle hinein. Kurz darauf wurde alles um sie herum schwarz. Die Luftblase umhüllte sie mit vollkommener Dunkelheit.
„Ist das undurchsichtig genug?“, raunte er ihr zu.
„Ich denke schon. Ich hoffe nur, du kannst das auch aufrechterhalten“, gab sie zurück und drängte sich gegen ihn.
„Das hoffe ich auch!“
Die anderen hatten das Schauspiel am Rande beobachtet. Paulina, durchnässt bis auf die Knochen, wurde schnell von Etienne ins Haus gezogen und im Zimmer von ihrer nassen Kleidung befreit.
Nathan und Anna betrachteten die jetzt schwarze Luftblase schmunzelnd, während Vincent kopfschüttelnd ins Haus trabte.
Was Magie alles möglich macht!, dachte er und schmunzelte.
Anna und Nathan
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