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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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hatte.
    Anno hob die Fäuste schützend vor das Gesicht und versuchte, an den anderen heranzukommen. Wenn er es schaffte, ihn zu umklammern, dann würde er ihn vielleicht von den Beinen reißen können. Noch bevor er den Gedanken zu Ende gebracht hatte, traf ihn eine Linke, die ihn zurücktaumeln ließ. Ein weiterer furchtbarer Schlag folgte. Hilflos versuchte Anno, seine Arme zu heben, um wenigstens seinen Kopf vor weiteren Treffern zu schützen, doch seine Glieder gehorchten nicht mehr seinem Willen.
    Die Gesichter der Zuschauer begannen zu kreisen. Grölende Rufe feuerten ihn an. Anno machte einen Schritt nach vorne und sank dann auf das Pflaster.
    Der andere baute sich breitbeinig über ihm auf. Er streckte Anno seine riesige Pranke entgegen, um dem Sennberger wieder auf die Beine zu helfen. »Bei den Hörnern des Teufels, du hast Fäuste wie zwei Schmiedehämmer. Ich heiße Rolf! Hast du was dagegen, wenn ich dich auf einen Wein
einlade? Ein Treffer mehr, und du würdest jetzt über mir stehen.«
    Anno blinzelte benommen. Er hatte das Gefühl, aus eigener Kraft so schnell nicht mehr auf die Beine zu kommen. Die Griechen um ihn starrten ihn an und schienen ein höllisches Vergnügen an seiner Niederlage zu haben. Er griff nach der Hand. »Ein Krug Wein käme jetzt gerade recht«, brachte er heiser hervor und ließ sich auf die Beine helfen.
     
    Es war schon lange dunkel geworden, als Heinrich endlich aufgab und das Forum am Milion verließ. Das Licht von Fackeln spiegelte sich rot auf dem Gold des Meilensteins. Konstantinopel machte ihm Angst. Es war eine wahrhaft königliche, undurchschaubare Stadt, so ganz anders als die kleinen Ortschaften am Rhein, die er kannte. Selbst Cöln konnte man, verglichen hiermit, kaum mehr als ein Kuhdorf nennen.
    Der Ritter beschleunigte seine Schritte und verschwand in einer der schmalen Gassen, die vom Forum wegführten. Die Hitze des Tages war hier noch zwischen den Häusern gefangen. Irgendwo hörte man eine Frau in Liebeslust stöhnen. Drei alte Männer saßen auf den Stufen eines Hauses und redeten leise miteinander. Ein junges Mädchen, das einen großen Wasserkrug trug, kam Heinrich entgegen. Scheu drückte sie sich gegen die Hauswand. Der Ritter nahm kaum Notiz von ihr. Er war tief in seinen Gedanken versunken. Wie konnte er nur den Mann finden, der ihn am Milion treffen sollte? Solange es hell genug war, hatte er jeden Mann gemustert, der sich dem Kuppelbau näherte. Hatte versucht, in den Gesichtern zu forschen. Vergebens!
    Heinrich überquerte einen kleinen Platz, auf dem Wasser
aus einem Brunnen plätscherte. Hier war es angenehm kühl. Er hielt einen Moment inne und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Ihr habt Euch den wärmsten Monat ausgewählt, um diese Stadt zu besuchen. Im August kann einem Konstantinopel manchmal wie der Vorhof der Hölle erscheinen.«
    Heinrich fuhr überrascht herum. Hinter ihm trat eine hohe, dunkle Gestalt aus der Gasse. Ein Mann in einer Kutte. Die Kapuze tauchte sein Gesicht in tiefe Schatten. Er sprach deutsch!
    »Wie habt Ihr meine Muttersprache erraten, ohne auch nur ein Wort mit mir gewechselt zu haben?«, fragte Heinrich verblüfft.
    »Indem ich Euch aufmerksam ansehe und Euer Äußeres mit anderen Dingen in Verbindung bringe, die ich weiß. Eure Kleidung und Eure Waffen sind weder die eines Griechen noch eines Orientalen. Der hohe Wuchs, das helle Haar, der Bart, all dies lässt auf einen Franken schließen. Dass es kein Frankenreich mehr gibt, hat sich hier zwar durchaus herumgesprochen, doch aus Bequemlichkeit hat man den Namen für die Barbaren nördlich der Alpen einfach beibehalten. Doch Euer Äußeres ist natürlich nicht mehr als ein Indiz. Wenn man jedoch bedenkt, dass der Stauferkaiser erst vor wenigen Monaten seinen Krieg gegen die lombardischen Städte beendet hat, und dann das Kreuz auf Eurem Mantel betrachtet, dann liegt es nahe, anzunehmen, dass Ihr ein Ritter seid, der beschlossen hat, ins Heilige Land zu pilgern.«
    Heinrich wünschte, er hätte das Gesicht des Mönches sehen können. »Euch ist nicht zufällig so leicht gefallen zu erraten, wer ich bin, weil Ihr auf mich gewartet habt?«

    Sein Gegenüber lachte leise. »Was sollte ich mit einem Franken zu schaffen haben, der nun schon den vierten Abend am Milion steht?«
    Der Ritter leckte sich nervös über die Lippen. Der Erzbischof hatte ihm eine Losung mitgeteilt. Wenn der Mönch die zweite Hälfte kannte, musste er der Richtige sein. »In omnibus

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