Königin der Engel
bist du beunruhigt?
!JILL> Meinem Reaktionsmodell von dir zufolge nahm ich an, du wärst verärgert.
!Keyb> Keine Angst. Warum machst du dir Sorgen? Und wie modellierst du meine Reaktionen?
!JILL> Ich habe schon vor langer Zeit ein Modell von dir geschaffen. Das weißt du doch.
!Keyb> Ja, aber du hast dich noch nie entschuldigt.
!JILL> Ich bitte um Verzeihung für meine Unhöflichkeit, mich nie zu entschuldigen. Du hast einen schweren Tag hinter dir, nicht wahr?
!Keyb> Nicht schwerer als sonst. Du hast mir ganz bestimmt keinen Kummer gemacht.
!JILL> Ich bin froh, das zu erfahren. Ich werde die Details deines Modells verbessern und mich bemühen, deine Reaktionen exakter zu simulieren.
!Keyb> Warum machst du dir Gedanken über meine Reaktionen?
!JILL> Du bist ein Teil von mir, zwar tief verschüttet, aber trotzdem noch vorhanden. Ich möchte eine gute Beziehung zu dir aufrechterhalten. Ich bin besorgt um dein Wohlbefinden.
!Keyb> Danke. Ich weiß deine Besorgnis zu schätzen. Gute Nacht.
1100-11001-11111111111
Gott hat sich gestern abend mit mir ’nen Schuß gesetzt.
Ich hätt ihm ja meine Nadel gegeben
Aber er hat lieber das Empire State Building genommen
Und sich die Adern mit Strom gefüllt
Seine Haare standen ihm ab über ganz
Manhattan
Träume quollen aus seiner Haut
Jesus zog ihn am Arm
Sagte
Na komm, Paps
Aber Gott ist müde, er ist
Sehr alt
Na komm, Paps, gehen wir heim
Gott schüttelt den Kopf
Der Himmel wirbelt
Schaut auf mich herab
Er ist groß
Sagt
Ich liebe das
Liebe dich
Liebe euch alle
Du liebst Ratten, sage ich
Ja, tu ich.
Na komm, Paps, wird ’n schlechten Eindruck machen
In den Zeitungen
Du hier mit dem da
Mein Sohn, sagt er.
Sie haben ihn verändert.
Haben mir das Herz gebrochen.
Aber Jesus bringt
Gott schließlich weg
Kommt zurück.
Sieht mich an.
Sagt, schau dich an.
Schämst du dich nicht?
Mit mir ist nicht mehr viel los
Aber immerhin
hat Gott sich gestern abend mit mir ’nen Schuß gesetzt.
27
LitVid 21/1 A-Netz (David Shine): »Es ist der Morgen des ersten Weihnachtstages, aber AXIS ist heute früh nicht bei uns, obwohl wir seine Worte lesen und uns die Bilder anschauen, die seine Münzenkinder und seine mobilen Explorer aufgenommen haben; diese Bilder sind vor fast vier Jahren auf die Reise geschickt worden, und AXIS ist jetzt seit vier Jahren dabei, Alpha Centauri B zu umfliegen.
Dies ist das erste Weihnachtsfest, an dem die Menschheit weiß, daß sie nicht allein ist. An diesem Weihnachten müssen wir innehalten und über eine neue Wahrheit nachdenken: Wir sind nicht Gottes einzige Kinder. Vielleicht sind wir nicht die am höchsten entwickelten, und auch nicht die nettesten in seinen Augen.
Schauen Sie sich die Statustafeln an. Geben Sie weiterhin Ihre Kommentare ab. Wir wissen, daß Sie wegen solchen besinnlichen Momenten LitVid 21 einschalten. Wir leben in einem aufgeklärten Zeitalter. Es ist an der Zeit, daß wir uns ein paar schlichten Wahrheiten stellen.«
28
Mary Choy wachte neben Ernest auf. Sein Arm lag quer über ihren Brüsten, und sie wunderte sich, wie schön sie es fand, nicht allein zu schlafen. Normalerweise störte es sie, wenn jemand einen Teil ihres Bettes mit Beschlag belegte, auch wenn es Ernest war. Jetzt kam es ihr richtig vor. Ernest schlug die Augen auf, betrachtete eine warzenlose Brust und murmelte: »Ach, bitte. Fahr sie für mich aus.«
Lächelnd richtete sie eine Warze auf, färbte sie – Rosa auf Orca-Schwarz – und machte sie empfindlich. Er kroch wie ein Säugling zur Warze, küßte sie und saugte daran, wodurch ein köstliches Vakuum entstand.
»Du hast mir was versprochen«, erinnerte sie ihn.
»Versprochen. Ja.« Er hob den Kopf und lächelte sie an. »Ich bin heute morgen nicht fähig zur Lust.«
Sie zog skeptisch eine Braue hoch.
»Nicht vor Kaffee und Frühstück. Ich muß was Flüssiges zu mir nehmen.«
»Du mußt mir zeigen, woran du gearbeitet hast.«
»Erst frühstücken wir mal. Versprochen, versprochen.« Er wich vor ihren kitzelnden Fingern zurück und reichte ihr einen exquisiten Morgenmantel aus Seidenimitat mit einem von ihm selbst entworfenen Nanodesign. Ein stramm gefesselter, zweidimensionaler goldener Statikdrache bewegte sich über den schwarzen Stoff, starrte sie an, züngelte und atmete einen Flammenstrahl aus. Sie drehte sich erfreut in dem langen Spiegel. Der Mantel hatte genau ihre Größe. Ernest hatte ihn hereingeholt, während sie schlief. Er
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