Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
Vom Netzwerk:
die Kajüte, die den Toten an
Deck bringen sollten. Schweigend sahen die Piraten zu, wie der ermordete Segelmacher in ein Beiboot gelegt wurde. Corner und Carry ruderten das Boot an Land und halfen Mary, ein Grab auszuheben. Schaufel um Schaufel bedeckten sie den Leichnam mit Sand, dann ruderten sie zurück zur Royal Queen .
    Wieder an Bord, atmete Mary tief durch, stellte sich auf eine Kiste und sagte mit fester Stimme: »Ich möchte mich bei euch bedanken. Ich weiß, dass ich nicht einfach auf Rackham losgehen durfte.« Sie hielt inne.
    »Aber er hatte die Abreibung verdient, und ich habe ihn schließlich nicht umgebracht. Ihr wisst jetzt, dass ich eine Frau bin. Ich bin immer eine Frau gewesen und werde wohl auch eine bleiben. Nachdem Foster tot und mein Lebensplan zerstört ist, möchte ich gerne bei euch bleiben. Wenn ihr allerdings sagt, dass ihr das nicht wollt, verlasse ich das Schiff.« Sie blickte in die Runde. Schließlich ergriff Fetherston das Wort.
    »Dein Platz ist hier bei uns. Ich sehe keinen Grund, warum du die Royal Queen verlassen solltest. Vorausgesetzt natürlich, du versprichst, in Zukunft deine Fäuste bei dir zu behalten und uns nicht einen nach dem anderen zu verdreschen, wie du es mit Rackham gemacht hast. Ich habe nämlich keine Lust, den Rest meines Lebens mit einer gebrochenen Nase und ohne Zähne zu verbringen.« Die Mannschaft quittierte seine Worte mit Gelächter und Zustimmung.
    Anne stellte sich neben Mary und wartete, bis die Männer sich wieder beruhigt hatten. »Leute! Ihr seid wirklich ein ganz besonderer Haufen. Zwei Frauen auf einem Kaperer, das hat es noch nie gegeben. Aber schon morgen werdet ihr sehen, dass es nur von Vorteil für euch ist. Read, Fetherston, Corner und ich werden die Ladung in Caribarién verkaufen, ich garantiere euch, dass wir mit einem fetten Sack voll Geld zurückkommen.«
    In den frühen Morgenstunden des folgenden Tages standen Mary, Anne und die beiden Männer im Laderaum und wühlten in den Kisten, in denen sich die erbeuteten Kleidungsstücke des indischen Handelsschiffes befanden. Anne entschied sich für einen leuchtend roten Sari, Mary wählte ein gelbes Gewand. Fetherston und Corner sahen ratlos auf das, was Anne ihnen entgegenhielt.

    »Macht nicht so lange Gesichter, es ist doch nur für ein paar Stunden. Wenn wir diese Sachen anziehen, halten uns alle für indische Kaufleute, und niemand kommt auf die Idee, uns zu misstrauen.« Während die Männer sich an Ort und Stelle umzogen, verkleideten Mary und Anne sich in der Kabine. Beim Anblick des Bettes, in dem ihr Geliebter vor wenigen Tagen gestorben war, kamen Mary erneut die Tränen. Anne versuchte, sie von ihrem Kummer abzulenken.
    »Denk nicht mehr daran. Du kannst ihn nicht wieder lebendig machen. Wir müssen nach vorne sehen. Hilf mir, meine Haare unter diesem Tuch zu verbergen. Da darf keine Locke herausgucken, oder hast du schon mal eine Inderin mit roten Haaren gesehen?«
    Auf dem Tisch lag eine Liste, auf der alle Güter sorgfältig notiert waren. Anne steckte das Pergament in die Falten ihres Saris und öffnete die Tür. Draußen warteten Fetherston und Corner. Bekleidet mit Kaftan und Turban, an den Füßen bestickte Seidenschuhe, wirkten sie wie zwei vornehme Herren aus einer anderen Welt. Anne war begeistert.
    »Ihr seht fabelhaft aus. Selbst wenn unser Freund Woodes Rogers heute zufällig ein Galadiner in Caribarién geben würde, könntet ihr hingehen, kein Mensch würde euch erkennen.« Fetherston grinste.
    »Das Kompliment kann ich nur zurückgeben. Wenn ich Read so sehe, tut es mir um jede Minute leid, die ich dachte, sie wäre ein Kerl.« Mary lächelte dankbar.
    An Deck wurden sie mit lautem Gejohle empfangen. Die Männer schlugen sich auf die Schenkel und überboten sich gegenseitig mit anzüglichen Bemerkungen. Anne hatte auch Fenwick, Dobbins, Earl und Harwood mit sauberer Kleidung aus den Kisten ausstaffiert. Jetzt ruderten die vier das Beiboot in Richtung des Städtchens.
    Der Hafen von Caribarién war um einiges kleiner als der von Havanna, doch Anne hatte darauf bestanden, die Ladung der Royal Queen hier zu löschen.
    »Erstens brauchen wir Geld für frischen Proviant, zweitens ist der Laderaum so voll, dass wir keine weitere Beute aufnehmen können, und drittens nutzen wir die Gelegenheit, um zu erfahren, ob Rogers oder seine Leute sich in der Gegend herumtreiben.«

    Während sie mit Mary, Fetherston und Corner nach Käufern suchen wollte, sollten sich die anderen

Weitere Kostenlose Bücher