Koenigin der Meere - Roman
ich froh, dass du wieder zurück bist. Das Mädchen, das mein Mann als Ersatz für dich vom Feld geholt hat, war zwar tüchtig, aber nicht mit dir zu vergleichen.« Margaret, die sich bisher geweigert hatte, einen Fuß in Richtung Hütten und Felder zu setzen, ließ sich in allen Einzelheiten schildern, wie es dort zuging. Was Phibbah berichtete, stimmte ihre Herrin nachdenklich.
Auf der einen Seite beschrieb die junge Frau eine Idylle von eigenen Behausungen, Kindern, die miteinander spielten, Eltern, die am Sonntag sogar ein paar Stunden Freizeit hatten, herumlaufenden Hühnern und Schweinen. Diese Seite entsprach keineswegs dem schrecklichen Bild, das Margaret sich von Sklavenhaltung gemacht hatte. Doch dann erzählte Phibbah von den drakonischen Strafen, denen die Leute beim kleinsten Fehlverhalten ausgesetzt waren.
»Die Aufseher sind schreckliche Menschen. Ein Schritt zu langsam bei der Arbeit, ein falscher Blick, ein falsches Wort, und sie schwingen die Peitsche, ziehen die Sklaven nackt aus, hängen sie an den Füßen an hohen Ästen auf, sodass ihnen das ganze Blut in den Kopf läuft, und prügeln sie ohnmächtig. Wenn sie Frauen bestrafen, haben sie Spaß daran, ihre Opfer zu demütigen. Sie lassen sie auf allen vieren über die
Erde krabbeln, schlagen sie wie störrische Esel, und oft vergewaltigen sie sie auch.« Margaret schauderte.
»Was ist mit den Kindern, müssen sie das alles mitansehen?«
»Die jüngeren bekommen nicht viel davon mit, denn bestraft wird direkt bei den Feldern, damit die anderen Arbeiter es sehen. Aber ab dem achten oder neunten Lebensjahr müssen auch die Kinder auf die Felder, und dort sehen sie dann natürlich alles, was geschieht.« Phibbah seufzte bei dem Gedanken an Jubilo und das Schicksal, das ihren kleinen Jungen erwartete, wenn nicht ein Wunder geschah.
Zweimal hatte Margaret nach dem Vater ihres Kindes gefragt, zweimal hatte Phibbah ausweichend geantwortet. Margaret war zu dem Schluss gekommen, dass es da einen dunklen Punkt - vielleicht sogar eine Vergewaltigung gab. Phibbah wollte nicht darüber sprechen, und Margaret drang nicht weiter in sie.
Die Winter in South Carolina waren kurz und mild. Margaret hätte sie gerne auf der Plantage verlebt, aber ihr Mann bestand darauf, die Zeit bis zum Frühling in der Stadt zu verbringen.
»Wir können uns nicht völlig von der Außenwelt abkapseln. Es wird Einladungen geben, Bälle, Diners, du musst auch an Anne denken. In ein paar Jahren ist sie erwachsen, dann gilt es, einen passenden Mann zu finden. Wie sollen wir das anstellen, wenn wir niemanden kennen.« Margaret fügte sich. Schwer beladen fuhren die Kanus flussabwärts. Phibbah saß am hinteren Ende eines der Boote und weinte. Cormac hatte sie gezwungen, Jubilo auf der Plantage zu lassen.
»Wir haben nicht genug Platz im Haus. Wie willst du deine Arbeit tun, wenn du ständig ein Kind zwischen den Beinen hast«, begründete er seine Entscheidung. Phibbahs Schluchzen rührte ihn.
»Es ist nur für dieses eine Mal. Die Geschäfte gehen so gut, dass ich in diesem Winter ein größeres Haus und noch ein paar Sklaven kaufen werde. Und nächstes Jahr um diese Zeit kannst du deinen Jubilo mitnehmen.«
Anne saß mit verdrossenem Blick und verschränkten Armen auf einer der schmalen Ruderbänke. Kabelo winkte sie zu sich.
»Miss Anne, was macht dich denn so böse, dass du so gucken musst?«
Anne runzelte ihre sommersprossige Stirn.
»Daddy macht mich böse, weil er mir verboten hat, Zebrony mit in die Stadt zu nehmen. Wir haben keinen Platz, hat er gesagt, und das stimmt nicht. Im Garten ist Platz.« Sie starrte auf ihre Schuhe.
»Im Garten wachsen die Blumen deiner Mutter. Kannst du dir vorstellen, wie traurig sie wäre, wenn Zebrony sie alle abfressen würde?« Kabelos Stimme hatte einen sonoren Klang. Anne sah ihn trotzig an.
»Nicht so traurig, wie ich darüber bin, dass Zebrony nicht mitdurfte.« Sie trat wütend gegen eine Reisekiste.
»Miss Anne, deinem Pony geht es auf der Plantage viel besser, es hat eine eigene Wiese, es hat einen Unterstand, der es vor Regen schützt. Wenn du wiederkommst, wird es sich freuen, dass du es so lieb hast, dass es da bleiben durfte.« Kabelo machte eine Pause, neigte den Kopf und flüsterte: »Erinnerst du dich noch an unser Geheimnis?« Augenblicklich hellte sich die Miene des Mädchens auf.
»Du meinst die Lichtung?«, wisperte sie. Kabelo nickte.
»Wenn du mir versprichst, dass du den ganzen Winter ein freundliches
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