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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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herum und versuchte den Schenkel eines gebratenen Huhns mit Messer und Gabel zu zerteilen. Als das Besteck auch beim dritten Versuch abrutschte, nahm sie das Hühnerbein in beide Hände und biss hinein.
    »Anne, bitte! Auch wenn es nicht ganz so zart wie bei Tilly ist, wir essen mit Messer und Gabel und nicht mit den Fingern«, rügte ihre Mutter.
    »Die Finger waren schon erfunden, bevor es Messer und Gabel gab«, sagte Anne patzig und dachte an Bojo, von dem sie diese Weisheit hatte. William Cormac schlug mit der Faust auf den Tisch und brüllte: »Ich habe genug von deinen Launen! Augenblicklich stehst du auf, entschuldigst dich bei deiner Mutter und verschwindest in die Küche. Wenn dir nicht gut genug ist, was sie serviert, kannst du Phibbah ja helfen und es besser machen.« Anne sah ihren Vater entsetzt an. Seit Wochen tat sie alles, um den Kontakt mit Phibbah zu vermeiden, und jetzt schickte er sie ausgerechnet in die Küche. Sie schüttelte wild den Kopf. Mit einem Satz stand Cormac hinter seiner Tochter, packte sie am Genick und bugsierte sie unsanft in die Küche.
    »Wenn du vergessen hast, wie man gehorcht, bringe ich es dir gerne bei. Glaub nur nicht, dass ich dein schlechtes Benehmen auch nur einen Tag länger dulde!« Er schloss die Tür mit einem Knall hinter ihr.
    Phibbah hob gerade einen schweren Kupferkessel mit kochendem Wasser von der Feuerstelle.
    »Was ist denn nur los mit dir, Miss Anne?«
    »Was mit mir los ist?« Anne machte einen Schritt auf die Sklavin zu.

    »Ausgerechnet du fragst mich, was mit mir los ist! Vielleicht sagst du mir erst mal, was mit dir und meinem Vater los ist.« Anne versetzte Phibbah einen Stoß. Das siedende Wasser schwappte über den Topfrand auf Phibbahs Schienbeine und Füße. Mit einem unterdrückten Schmerzensschrei stellte sie das heiße Gefäß auf den Boden und gab Anne eine schallende Ohrfeige. Anne warf ihr einen hasserfüllten Blick zu und schlug zurück. Wie eine Furie griff sie mit der rechten Hand in Phibbahs Locken, riss ihr ein Büschel Haare aus und trat gegen eines ihrer verbrühten Schienbeine. Phibbah schossen die Tränen in die Augen. Panisch suchte sie nach einem Gegenstand, mit dem sie sich gegen Anne verteidigen konnte, und bekam einen großen Schöpflöffel zu fassen.
    »Miss Anne, bist du von allen guten Geistern verlassen! Bleib mir vom Leib, sonst ziehe ich dir mit der Kelle eins über den Kopf.« Außer sich vor Wut spuckte Anne ihr ins Gesicht, drehte sich einmal um sich selbst, sah ein scharfes Fleischmesser auf dem Küchentisch und packte es.
    Phibbah hatte nicht einmal mehr Zeit, um Hilfe zu rufen, da war es schon geschehen. Das Messer steckte bis zum Schaft in ihrer Brust. Ein großer Blutfleck breitete sich auf ihrer weißen Schürze aus. Phibbah fasste sich an den Hals, schwankte, suchte Halt am Tisch und sank röchelnd zu Boden. Voller Entsetzen über das, was sie angerichtet hatte, beugte sich Anne über sie und zog das Messer aus ihrem Körper.
    »Phibbah! Phibbah!«, schluchzte sie. »Das habe ich nicht gewollt. Phibbah, steh auf!« Die Sklavin krallte sich an Annes Arm fest und versuchte vergeblich, den Kopf zu heben.
    »Kümmere dich um Jubilo. Er ist dein Bruder«, waren ihre letzten Worte. Phibbah stieß einen gurgelnden Seufzer aus und starb. Das blutige Messer in der Hand saß Anne wie versteinert vor der Leiche. Ihre Starre löste sich in einem markerschütternden Schrei. In Sekundenschnelle stand ihr Vater in der Tür.
    Unfähig zu begreifen, was er sah, brachte William Cormac zunächst keinen Ton hervor. Dann beugte er sich zu Phibbah hinunter, fühlte ihr den Puls und blickte voller Abscheu auf seine Tochter.
    »Was hast du getan?« Er hob Anne vom Boden auf, packte sie bei den Schultern und schrie: »Was hast du nur getan!« Seine Augen
füllten sich mit Tränen. Anne zitterte am ganzen Körper. Ihre Zähne schlugen aufeinander. Sie wankte zur Hintertür und übergab sich. Cormac folgte ihr, fasste sie um die Taille und führte sie in den Garten. Das kalte Wasser aus der Pumpe brachte Vater und Tochter wieder zur Besinnung. Nebeneinander saßen sie auf einer kleinen steinernen Bank. Cormac atmete tief durch. Was geschehen war, ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Phibbah war tot. Jetzt galt es, möglichen Schaden von Anne abzuwenden. Eine tote Sklavin konnte und durfte die Zukunft seiner Tochter nicht ruinieren. In ein, zwei Jahren würde er einen Mann aus den ersten Kreisen für Anne finden. Sie würde heiraten,

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