Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
Vom Netzwerk:
Madam?«
    Maeve reckte energisch das Kinn vor und lachte trotzig und voller Hohn auf. »Mich verletzt? Mich kann niemand verletzen, Mylord. Derartige Gefühle habe ich schon lange hinter mir gelassen. Also, wollt Ihr ihn jetzt oder nicht?«
    Nelson vermutete, dass Gray ihr auf irgendeine Weise sehr weh getan hatte, und da er nur zu gut wusste, dass der alte Halunke nichts anbrennen ließ, konnte er sich ziemlich genau vorstellen, was vorgefallen war. Er biss verärgert die Zähne zusammen, wandte sich zu seinem Schreibtisch um und wühlte darin herum. »Euer Lohn«, sagte er barsch, denn er konnte seinen Zorn auf seinen ehemaligen Fähnrich nicht mehr verhehlen. »Ihr müsst Euren Lohn für den Dienst bekommen, den Ihr meinem Land erwiesen habt.«
    »Behaltet Euer Geld, Admiral. Ich will es nicht.«
    »Nein, nein. Ich muss darauf bestehen.«
    »Bitte.« Maeve hob abwehrend die Hand. »Der einzige Lohn, den ich erwarte, ist, dass Ihr mir den Kerl abnehmt. Und bei Gott, ich hoffe, dass ich ihn nie wiedersehe.«
    Sie öffnete die Tür. Draußen stand ein Seemann, der sie mit offenem Mund anstarrte und Anstalten machte, sie am Arm zu packen. Angesichts ihres vernichtenden Blickes zuckte er jedoch zurück. Mit hoch erhobenem Kopf rauschte Maeve an ihm vorbei aus der Kajüte, aus der Nelson ihr besorgt und mit nicht geringer Bestürzung nachsah.
    Zur Hölle mit dir, Gray!
    Zornig schnappte der kleine Admiral sich seinen Hut und eilte gleichfalls hinaus.

13.Kapitel
     
    Mi t gefesselten Händen stand Gray auf dem brei t en Achterdeck der Victory und schaute halb wehmütig, halb kühl-berechnend dem Schoner nach, der in der Nacht verschwand.
    Für seine jüngsten Eskapaden würde er gewaltigen Ärger bekommen, das war sonnenklar. Er trug schmucke schwarze Hosen; sein Haar war vom Wind zerzaust und viel zu lang, sodass es ihm ein gutes Stück den Rücken hinunterhing. Er war barfuß, sein Hemd blutverschmiert, sein Kinn zierten dichte, schwarze Stoppeln, und in seinem Ohr hing immer noch der goldene Piratenohrring.
    In einem solchen Aufzug trat man natürlich nicht vor einen Admiral, und so wappnete Gray sich für die Attacke. Er riss den Blick von den Wellen los, die im Schein der Laternen am Achterschiff der Victory glitzerten, und wandte sich um. Prompt begegnete er Nelsons wutentbranntem Blick - und grinste.
    »Also, Sir. Werdet Ihr mich jetzt hängen?«
    Nelsons Mund wurde noch schmaler, und seine Augen blitzten, doch eine rasche Bewegung in seiner Kehle verriet, wie bewegt er war. »Verflucht, Ihr solltet Euch schämen!«
    »Ich weiß.«
    »Ihr, ein Offizier des Königs und Träger des Bath-Ordens, lauft als gottverdammter Pirat verkleidet herum! Du liebe Zeit, jetzt weiß ich, warum Ihr so versessen darauf wart, das Kommando über die Westindischen Inseln zu bekommen. Hier konntet Ihr Eure Fantasien ausleben und so tun, als wärt Ihr die Geißel der Karibischen See, habe ich Recht?«
    »Aber Sir ...« Auf Grays dunklem Gesicht erschien ein unschuldiges Grinsen, und er streckte die Hände vor, damit ihn auf Nelsons ungeduldigen Wink hin ein Fähnrich losbinden konnte. »Ich bin die Geißel der Karibischen See. Fragt jede beliebige Dame in Westindien, und sie wird es Euch bestätigen.«
    Als sich ihre Blicke trafen, schluckte Nelson heftig, und das Grinsen wich aus Grays Gesicht. Die vergangenen Jahre schienen wie weggewischt - plötzlich war zwischen ihnen wieder alles wie früher, wie es immer gewesen war. Gray sah Nelson an, wie gerührt er war - der Admiral hatte seine Gefühle nie verbergen können oder wollen und schämte sich auch jetzt nicht, sie zu zeigen, hier auf dem Deck der mächtigen Victory vor Hardy, seinen Leutnants und mehreren hundert anderen Männern. In seiner Kehle arbeitete es, und als ob er sich nicht ganz zutraute zu sprechen, legte er Gray nur die Hand auf die Schulter - und umarmte ihn.
    Dann drehte er sich rasch um und gab Gray ein Zeichen, ihm zu folgen.
    Die Besatzung sah den beiden nach, ihrem berühmten Admiral und dem finsteren Piraten. Beiden merkte man an, dass sie es gewohnt waren, Befehle zu erteilen, und doch unterschieden sie sich so sehr voneinander, dass die Seeleute aufgeregt miteinander zu tuscheln begannen und Vermutungen äußerten. Wer war dieser mysteriöse Fremde, den die hübsche Piratin zu ihnen gebracht hatte? Wer war er, dass er ihren geliebten Admiral anreden konnte, als wären sie einander im Rang ebenbürtig? Wer war er, dass ihr armer Nelson beinahe geweint hätte,

Weitere Kostenlose Bücher