Königin für eine Nacht?
erinnern, dass du immer noch nackt unter meinem Jackett bist?“
Er überlegte amüsiert, wann er das letzte Mal eine Frau hatte erröten sehen. Gedankenvoll musterte er die zusammengekauerte Gestalt neben sich, die tapfer die Champagnerflasche an die Lippen setzte und einen gehörigen Schluck nahm. Was für eine faszinierende Mischung. Scheu wie ein Reh in der einen Sekunde und herausfordernd sexy in der nächsten.
Als er sie vorhin geküsst hatte, kam es ihm fast so vor, als sei es für Rina eine völlig neue Erfahrung, doch im nächsten Moment erwiderte sie seinen Kuss mit so viel Leidenschaft und Inbrunst, dass sich dieser Eindruck gleich wieder verwischte.
Sie daran zu erinnern, dass sie unter seinem Jackett nackt war, erschien ihm noch nachträglich als grob fahrlässig und war schlicht ein Eigentor. Denn die Jacke war so groß, dass Rina ihm bei jeder Bewegung einen unbewussten Einblick auf ihre aufregenden Kurven gewährte. Er konnte sich wahrhaftig nicht erklären, was ihn geritten hatte, sie zum Bleiben zu überreden, wenn ihm sein gesunder Menschenverstand signalisierte, dass er sich so schnell wie möglich aus der Gefahrenzone begeben sollte.
Stattdessen beherrschte ihn ein einziger Gedanke. Er wollte unbedingt noch einmal ihre süßen Lippen küssen und niemals damit aufhören …
„Also, Rina …“, begann Nikos mit belegter Stimme. „Was hat dich dazu gebracht, Kellnerin zu werden?“
Grundgütiger! Was sollte sie ihm darauf antworten?
„Ich … ich brauchte einfach eine Arbeit“, stammelte Kitty errötend. „Wie die meisten Menschen muss ich mir meinen Lebensunterhalt selbst verdienen und habe nichts anderes gelernt.“ Noch während sie sprach, dachte sie an ihr intensives Studium und die ungezählten Stunden, Tage und Nächte, die sie der Ahnenforschung in der Palastbibliothek und Aristos Museum gewidmet hatte.
Gleichzeitig versuchte sie, sich vorzustellen, wie sich ihr Leben ohne das Privileg einer exzellenten Ausbildung gestalten würde. Ihre Vorstellungen, wie es außerhalb des goldenen Käfigs, der von jeher ihr Zuhause gewesen war, zuging, waren sehr begrenzt. Die einzige Erfahrung dieser Art war eine freiwillige Zeit als Helferin im Hospital von Aristo gewesen, die ihr sehr gefallen hatte. Leider wurde sie von ihrem Vater – angeblich aus Sicherheitsgründen – abrupt beendet.
„Hast du schon immer in Aristo gelebt?“
Das war zum Glück leichter zu beantworten.
Kitty nickte. „Ich bin hier geboren worden und möchte auch nirgendwo anders leben. Aristo ist für mich der schönste Platz auf der Welt.“
Nikos lachte erneut. „Hast du mit deinem Gehalt als Kellnerin überhaupt schon die Möglichkeit gehabt, andere Länder zu besuchen, um vergleichen zu können?“
„Nun … natürlich nicht“, murmelte sie verlegen, weil sie schlecht zugeben konnte, ein ganzes Jahr in Europa unterwegs gewesen zu sein, um sich Städte wie London, Paris, Rom, Florenz oder Venedig anzuschauen. Danach schlossen sich noch sechs Monate in einer exklusiven Schule in der Schweiz an. Sie war Gast in verschiedenen Königshäusern und Luxuslandsitzen gewesen, hatte die berühmtesten Kunstgalerien aufgesucht und etliche Sehenswürdigkeiten bestaunt.
Trotzdem war ihre Aussage ganz ernst gemeint.
„Aristo ist meine Heimat, die ich über alles liebe …“, wiederholte sie noch einmal mit weicher Stimme.
Ihre Leidenschaft für die Insel, die auch das Juwel des Mit telmeeres genannt wurde, berührte Nikos, und er fragte sich, warum Rina so sehr daran hing.
„Lebt deine Familie auch hier?“, fragte er neugierig.
Was er wohl sagen würde, wenn sie ihm erklärte, dass ihre Familie den Inselstaat regierte? Kitty schauderte unwillkürlich, als ihr bewusst wurde, dass sie sich immer tiefer in ein Lügennetz verstrickte.
„Ich habe eine Mutter … drei Brüder, eine Schwester …“, gestand sie stockend und spürte, wie sich ihr Herz bei der Aufzählung zusammenkrampfte. „Mein Vater ist vor ein paar Monaten gestorben.“
„Das tut mir leid.“
Es schien nicht nur so dahin gesagt. Kitty meinte, echte Anteilnahme in der gewohnten Floskel wahrgenommen zu haben, und spürte plötzlich heiße Tränen aufsteigen. „Ich … ich vermisse ihn ganz schrecklich“, bekannte sie ehrlich. „Manchmal sehe ich sein Gesicht ganz deutlich vor mir … höre seine Stimme. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich ihn nie wiedersehen soll.“ Verlegen wischte sie mit dem Handrücken die Tränen von den
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