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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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Frau Lindentals Wohnung war weit geöffnet und laute Stimmen, Rumoren, wie das Öffnen und Schließen von Schränken und Schubladen tönte von drinnen. So leise wie möglich lief sie die Treppen hinunter und zu ihrer Erleichterung wartete Willi auf dem unteren Absatz auf sie. Er schlang den Arm fest um sie und flüsterte ihr zu: »Stütz dich auf mich, so fest du kannst. Und sei ganz ruhig – überlass alles mir.«
    Vor dem Eingang postierte eine Wache, die sie sofort aufhielt. »Halt! Wohin wollen Sie? Wer ist diese Frau? Keiner darf das Haus verlassen ohne meine Genehmigung!«
    »Ich bin Willi Schwarz und arbeite bei der Radarüberwachung.«
    »Schön und gut, aber was machen sie dann hier?«, fragte der Polizist und streifte Magdalena mit einem misstrauischen Blick. »Ausweis, aber dalli!«
    »Das sehen Sie doch …« Willi fuchtelte aufgeregt vor der Nase des Polizisten mit seinem Ausweis herum. »Meine Frau bekommt ihr Kind! Ich bin nur kurz von der Dienststelle weg, um sie ins Krankenhaus zu bringen. Sie hat große Schmerzen, und wir müssen uns beeilen. Die Hebamme hat gesagt, das Kind liegt falsch. Das ist sehr gefährlich – jede Minute zählt!«
    Magdalena krümmte sich, stöhnte effektvoll und streckte ihren Bauch so weit wie möglich vor.
    Der Beamte zögerte.
    »Wollen Sie etwa die Verantwortung übernehmen, wenn ihr etwas passiert?«
    Magdalena jammerte leise, hielt sich an Willis Schulter fest und schien vor Schmerzen fast in die Knie zu brechen.
    Der Polizist kratzte sich unschlüssig am Kopf, sah auf Willis Ausweis und schien zu überlegen. »Na, dann gehen Sie mal«, sagte er schließlich. »Meine Frau hat auch erst ein Kind gekriegt.
    Ich möchte nicht schuld sein, wenn bei Ihnen was schiefläuft.«
    Die beiden humpelten davon, und als sie um die nächste Ecke waren, fassten sie sich bei den Händen und rannten los.
    »Ich kann nicht mehr«, rief Magdalena als Erste und presste die Hände auf den Bauch. Dann schlang sie ungestüm ihre Arme um Willi und gab ihm einen Kuss auf beide Wangen. »Danke! Du hast deine Rolle sehr gut gespielt. Ohne dich hätte ich das nicht geschafft. Ich wäre nie auf die Idee mit dem Brett gekommen! Aber es war ganz einfach – man darf nur nicht daran denken, dass unter einem drei Stockwerke Luft liegen!«
    Willi strahlte sie an, und plötzlich zog er sie an sich, drückte sie und küsste sie schüchtern und beinahe verschämt mitten auf den Mund.
    »Nicht, bitte nicht!« Magdalena wand sich aus seinen Armen.
    »Was hast du denn?«, fragte er verständnislos. »Ich hab dich gern. Zu Frau Lindental kannst du jetzt nicht mehr zurück. Ich will dich ja nicht zwingen … aber es wäre wunderbar, wenn du bei mir bliebst.«
    »Ja – aber lass mir noch ein wenig Zeit, du verstehst doch … «, antwortete Magdalena ausweichend.
    Der junge Mann nickte. »Keine Angst, ich werde warten!«, sagte er leise und strich ihr zärtlich über das Haar.
    In Willis kleiner Dachkammer im Stadtteil Wedding richtete sich Magdalena fürs Erste so gut wie möglich ein. Der Raum enthielt nur wenige Möbel, einen Tisch, einen Stuhl und ein Gestell, das als Schrank diente. Das neue Zusammenleben erwies sich als ziemlich beengt. Eine Nische mit fließendem Wasser und einem Petroleumkocher funktionierte gleichzeitig als Koch- und Waschgelegenheit. Die Toiletten waren zwei Etagen tiefer im Flur. Willi hatte sich eine Matratze besorgt und schlief auf dem Boden. Er verhielt sich ihr gegenüber sehr rücksichtsvollund höflich, aber das, was er zum Essen mitbrachte, war oft für zwei Leute zu wenig. Magdalena ging aus Angst vor Entdeckung nicht mehr zur Arbeit und kaum aus dem Haus. Da Lebensmittel rar waren, versuchte sie, aus getrockneten Erbsen, Rübenstückchen, angefaulten Kartoffeln und, wenn es hochkam, ausgekochten Knochen, eine Suppe herzustellen, die sie mit allen möglichen Zutaten für die ganze Woche verlängerte. Willi war nicht wählerisch, aber sie musste sich dazu zwingen, ihr eigenes Gemisch herunterzubringen. Er besorgte ihr genügend Lektüre, und so saß sie die meiste Zeit in dem kleinen Dachzimmer und träumte sich über den Büchern in fremde Welten, um die Gegenwart zu vergessen.
    Als ihre Niederkunft unmittelbar bevorstand, fiel es ihr immer schwerer, schnell genug in den Keller zu laufen, wenn Fliegeralarm ertönte. Manchmal, wenn Willi nicht da war, blieb sie einfach oben, mit einer Art Gleichgültigkeit dem Schicksal gegenüber, das sie unbarmherzig strafte, sie

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