Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
oder?“, flüsterte mir Liana mit ernstem Blick zu.
„Ja, das weiß ich und dass nur Partner aus der eigenen Gesellschaftsschicht erlaubt sind, weiß ich auch schon.“, gab ich ebenso ernst zurück. „Was bist du eigentlich?“
„Plebejer, so wie die meisten, aber über ernste Beziehungen mache ich mir jetzt noch keine Gedanken. Vielleicht lerne ich während des Studiums jemanden kennen. Bis dahin vergeht sicher noch viel Zeit und das mit dem Heiraten kommt auch erst in ein paar Jahren“, sagte Liana, während sie ein paar Gänseblümchen pflückte und begann, ihnen die Blütenblätter auszurupfen.
„Das ändert doch nichts an der Tatsache, dass du vielleicht jemanden heiraten musst, den du gar nicht liebst, weil der Mann, den du liebst aus der falschen Schicht kommt“, bohrte ich weiter.
„Selma, ich lebe in der Gegenwart und was in ein paar Jahren ist, darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken. Vielleicht ist es dann soweit, dass ich heiraten möchte und eine Familie gründen will. Doch im Moment will ich es nicht. Ich will Erfahrungen sammeln und Neues ausprobieren, denn genau jetzt ist die Zeit dafür. Ich brauche noch nichts für die Ewigkeit.“
„Ich glaube, du warst noch nicht richtig verliebt“, erwiderte ich.
„Mag sein.“ Liana zuckte die Schultern. „Ich habe aber ganz ehrlich keine Lust auf Herzschmerz. Du dafür schon, das merke ich doch. Das mit Adam, das gibt nur Ärger.“ Liana schüttelte energisch die zerpflückten Gänseblümchen von ihrem Schoß und stand auf.
„Wahrscheinlich“, sagte ich traurig. „Adam hat ohnehin kein Interesse an mir.“ Denn wenn es so wäre, hätte er sich längst bei mir gemeldet.
„Du dafür umso mehr. Du bist echt verrückt, vergiss ihn endlich! In Tennenbode wirst du andere Jungs kennenlernen.“ Ich nickte brav, um das Thema zu beenden. Liana verstand mich einfach nicht. Ich wollte keinen anderen Jungen. Ich wollte Adam und ich konnte ihn mir auch nicht so einfach aus dem Kopf schlagen. Ich hatte es ja wirklich ernsthaft versucht, aber anstatt schwächer, wurden die Gefühle für ihn immer stärker. Immer noch löste allein der Klang seines Namens dieses berauschende Kribbeln in meinem Bauch aus. Dafür gab es keinen Schalter. Ich war unsterblich verliebt und dieses Gefühl in mir war so warm und so stark, dass ich es nicht unterdrücken konnte. Ich wusste ja selbst, dass es keine Entschuldigung für mein albernes Verhalten gab. Seufzend stand ich ebenfalls auf und gesellte mich wieder zu den anderen an die Geburtstagstafel.
Am Abend zog kühle Luft auf und wir zündeten ein kleines Feuer an. Meine Großmutter hatte ein fantastisches Abendessen gezaubert. Satt und zufrieden saßen wir rund um die Flammen und meine Großmutter erzählte Geschichten von ihrer Zeit auf Tennenbode. Doch es dauerte nicht lange und die Kälte kroch allen in die Glieder, der nahende Herbst kündigte sich mit kühleren Nächten an.
Liana brach mit ihren Eltern auf und kurz darauf verabschiedete sich auch meine Großmutter ins Bett. Ich blieb noch einen Moment vor dem Feuer sitzen, um den Tag Revue passieren zu lassen.
Es war kurz vor Mitternacht und ich genoss die Ruhe, die mich umgab. Außer dem Zirpen der Grillen, dem leichten Rauschen des Windes in den Apfelbäumen und dem Knistern des Feuers konnte ich nichts mehr hören. Ich ließ mich rücklings auf eine der Decken sinken und starrte in den Nachthimmel, der leicht verhangen war und nur ahnen ließ, dass er Tausende Sterne verbarg. Ich sog tief die nächtlichen Gerüche des Gartens ein und versuchte, die vielen Eindrücke des Tages zu sortieren.
„Schläfst du schon?“, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Bevor ich vor Schreck losschreien konnte, hielt mir jemand den Mund zu.
„Ich bin es.“ Ich erkannte Adams tiefe Stimme ganz nah an meinem rechten Ohr und mein Herz machte vor Aufregung einen Sprung. Als er sicher war, dass ich ihn erkannt hatte, nahm er seine Hand wieder von meinen Lippen.
„Tu das nie wieder, ich hab mich zu Tode erschreckt“, schimpfte ich lächelnd und hielt ihm zum Beweis meine zitternden Finger hin. Zu meiner Überraschung ergriff er sie und zog sie an seine Lippen, während er sich so nah neben mich sinken ließ, sodass sich unsere Arme berührten. Er trug eine schwarze Lederhose und eine passende Jacke. Das musste Wingtäubelleder sein, dachte ich, denn es fühlte sich genauso weich an wie die Jacke, die ich heute bekommen hatte. Seine Berührung
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