Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
Bedingungen für die Beobachtung von Windströmungen bot. Das Beste waren und blieben aber die täglichen Stunden über magische Fauna und Flora bei Gregor König, der mit Witz und guter Laune geduldig alle Tiere und Pflanzenarten, die es in Akkanka gab, erläuterte.
Während die anderen nach dem Unterricht schnell wieder nach Tennenbode hinaufstiegen, blieb ich, soweit es mein voller Stundenplan und die vielen Übungen, die wir machen mussten, erlaubten, gleich in Akkanka und half Gregor König beim Ausmisten der Drachenställe oder der Vorbereitung seines Unterrichts. Ariel und seine Partnerin Aurora genossen es, wenn ich ihnen die grünen Schuppen bürstete und ihnen Leckerbissen mitbrachte.
Ich nutzte jede Gelegenheit, um mit den Drachen zu fliegen. Es war noch immer ein berauschendes Gefühl, durch die Lüfte zu schießen wie eine Kanonenkugel. Im Gegenteil, die Geschwindigkeit der Drachen hatte mich süchtig gemacht und ich fieberte meinen ersten eigenen Flugversuchen im nächsten Jahr entgegen.
„Kommst du mit Parelsus voran?“, fragte Liana und schenkte sich Tee ein. Ich sah sie an.
„Nein, ich habe ihn nicht mehr getroffen“, entgegnete ich. „Wenn ich geahnt hätte, dass ich für diese Flugshow jeden Nachmittag trainieren muss, hätte ich vielleicht protestiert.“
„Hättest du niemals nicht, Herzchen“, lächelte Lorenz. „Du bist nämlich total vernarrt in diese Ungetüme. Ich habe genau gesehen, dass du die „Drachenwelt“ abonniert hast.“
„Okay!“, gab ich lächelnd zu.
„Was willst du nun eigentlich genau von Parelsus?“, fragte Lorenz.
„Du weißt von meinen Eltern?“, erwiderte ich.
„Klar, das war doch ein großes Ding damals. Patrizierin heiratet Plebejer, bricht den Eid und wird geächtet, weil sie sich öffentlichkeitswirksam gegen ihren Ausschluss aus der Vereinten Magischen Union wehrt, jahrelanger Rechtsstreit folgt und kurz bevor die Höchststrafe verhängt werden kann, kommen sie, ihr Mann und zwei ihrer Kinder bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Großes Drama, ganz großes Drama!“
„Danke für die Zusammenfassung. Du bist doch sonst so feinfühlig“, stellte Liana mit einem kritischen Blick auf meine zerknirschte Miene fest.
„Oh, Entschuldigung!“, beeilte sich Lorenz zu sagen, als er es bemerkte.
„Kein Problem, ich denke, ich bin darüber hinweg. Ich kann mich ohnehin kaum an meine Eltern erinnern“, erklärte ich. „Meine Mutter hat mir einen Brief hinterlassen, eine Art Abschiedsbrief, den ich erst an meinem achtzehnten Geburtstag bekommen habe. Darin schreibt sie, dass ich mich, wenn ich Fragen habe, die noch nicht beantwortet wurden, an Parelsus wenden soll.“
„Und was hast du für Fragen?“ Lorenz sah mich erwartungsvoll an.
„Na, das ist doch klar! Warum sollte mir meine Mutter einen Abschiedsbrief schreiben, wenn sie angeblich nur einen Kurzurlaub bei ihren Freunden in London machen wollte. Sie wusste offenbar, dass sie nicht zurückkommt, aber meine Großmutter will nichts davon hören. Im Gegenteil, sie sagt, ich soll mich von Parelsus fernhalten.“
„Wahnsinn!“ Lorenz Mine war vor Spannung eingefroren. „Du meinst deine Mutter wurde ermordet?“ Aus seinem Mund klangen die Worte, die ich bisher nur gedacht hatte, hart.
Ich zögerte, bis ich langsam antwortete: „Genau, das glaube ich. Aber da sind noch mehr Sachen, die seltsam sind. Jemand hat einen Teil meiner Erinnerungen gelöscht und als ich zur feierlichen Aufnahme im Senatorenhaus war, hat mir der Senator nahegelegt, dass ich nicht das Erbe meiner Mutter antreten soll. Mittlerweile weiß ich, was er meint. Er hat Angst, ich könnte der nächste Rebell der Vereinten Magischen Union werden.“
„Übel!“ Lorenz schnappte nach Luft.
„Genau, das finde ich auch. Ich dachte immer, ich wüsste alles über meine Eltern, aber jetzt stelle ich fest, dass ich eigentlich nur das weiß, was mir meine Großmutter erzählt hat und das scheint nicht viel zu sein.“
„Ein Mord, den jemand verschleiern will. Das ist ein Verbrechen, das wir unbedingt aufdecken müssen.“ Lorenz klang begeistert.
„Naja, ich will euch da nicht mit reinziehen. Wo ein Mord ist, gibt es einen Mörder und selbst, wenn es schon ein paar Jahre her ist, ist es sicherlich immer noch gefährlich.“
„Papperlapapp, ich liebe die Gefahr.“ Lorenz reckte sich. „Als Kind habe ich die Romane von Sherlock Holmes verschlungen, du kannst auf mich zählen“, sagte er entschlossen. Liana hatte unserer
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