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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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unter­­halten sich angeregt. Dabei besteht per Handy Kontakt mit Rocco. Es ist wie verhext. Er hat keine Ahnung, wie viele Kilometer sie bereits seit dem Start ihrer Aktion herumgefahren sind. Wien wird doch nicht plötzlich ausländerfreundlich geworden sein. Oder haben sämtliche Rassisten sich eines Besseren besonnen? Unvorstellbar! Allerdings bleibt die Tatsache, dass sich keine Ratte dieser Ausländerhasser blicken lässt, egal wo die geheimen, schwarzen Rächer in dieser Stadt auftauchen.
    Roccos Handy läutet. SuzyQ erzählt von drei Typen, die auf sie zukommen. Allein am Gang glaubt sie zu erkennen, dass sie auf Streit aus sind. Nun sieht Rocco die Männer auch in seinem Rückspiegel. Er sagt noch SuzyQ, dass sie keine Angst zu haben brauchen. Die Frauen wissen, was sie zu tun haben. Sich anpöbeln lassen und dann in Richtung Kastenwagen zurück­ziehen. Die Uhr am Armaturenbrett zeigt einundzwanzig Uhr drei ßig. Rocco schiebt die hintere Scheibe im Führerhaus auf, dreht sich leicht um und sagt nur, es könnte etwas werden. Die Männer nehmen die Baseball ­ schläger aus dem Gitarrenkoffer, ein Prügel wird zu Rocco durchgereicht.
    Ihr anfängliches ungutes Gefühl gibt SuzyQ recht. Sie nimmt Lizzy an der Hand und beide gehen langsam in Richtung Kastenwagen. Einer der drei verstellt ihnen den Weg.
    „Olalala! Je später der Abend, desto fescher die Weiber! Hey Kumpels, seht mal! Zwei geile schwarze Bräute! Die sollen ja so einiges im Bett drauf h aben, wie man hört!“
    SuzyQ und Lizzy haben den Krebsgang angetreten, doch weit kommen sie nicht und prallen mit den beiden anderen Figuren zusammen.
    „Na, dann wollen wir ...“
    Mehr können die Männer nicht mehr von sich geben. Unbemerkt haben sich die Beschützer der Mädchen herangeschlichen. Den Rest erledigt der Hüne Rocco ohne einen Baseballschläger zu gebrauchen. Drei schnelle, harte Hiebe auf die Köpfe wie Bud Spencer in seiner Glanzzeit und die Männer sacken wie leere Säcke in sich zusammen. Die bewusstlosen Typen werden in den Wagen geschubst, die Schiebetür zugezogen. Rocco springt hinters Lenkrad, SuzyQ und Lizzy nehmen neben ihm Platz. Auf der Straße scheint niemand etwas mitbekommen zu haben. Rocco fährt in einem ge mächlichen Tempo um nicht aufzufallen. Seit sie in ihrer Mission unterw egs sind, hat er vorsorglich die Kennzeichen reichlich mit Dreck verschmiert, sodass sie ziemlich unleserlich sind. Im Wageninnern haben inzwischen die beiden anderen ihre drei Gefangenen mit Kabelbindern an Händen und Füßen gefesselt und ihre Münder mit Lassoband zugeklebt.
    Rocco verständigt Freitag. „Wir treffen uns im Probenraum“.
    Der Code für ein erfolgreiches Unternehmen.
    ***
    Fast zwei Stunden braucht Kokoschansky, um aus der Innenstadt heraus­ zukommen. Ständig kommt es zu Verkehrssperrungen, um Rettungsautos mit Schwerverletzten in die Krankenhäuser zu lotsen. Und fast noch einmal so viel Zeit ist notwendig, bis er endlich in seiner Wohnung eintrifft. Die Opferbilanz ist erschütternd: zweiundvierzig Menschen – Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder. Auch Touristen aus Deutschland, Italien und Frankr eich zählen zu den Todesopfern.
    Die bisherige Ermittlungsarbeit der Polizei ist ein Meisterstück. Es waren zwei junge Somalierinnen, einundzwanzig und neunzehn Jahre alt, die Sprengstoffgürtel unter ihrer Kleidung trugen und die, zumindest ist das die bisherige Erkenntnis der Sprengstoffsachverständigen und Technik­spezialisten, von ferne per Handy zur Explosion gebracht wurden. Die Mas­senmörderinen waren auf zwei Waggons verteilt. Als die U-Bahn in die Station Stephansplatz einfuhr, erfolgte das tödliche Signal. Die Absicht dahinter war, so viel auf dem Bahnsteig wartende Menschen, wie möglich, mit in den Tod zu reißen. Leider ging die Rechnung voll auf. Natürlich waren die beiden Täterinnen auf der Stelle tot. Insgesamt wurden drei Wag gons total zerfetzt. Ein Feuerwehrmann fand erst drei Stunden später den Kopf einer der Somalierinnen unter einem Berg von zerrissenen Metall­teilen. Zum Glück brach kein Feuer aus, sonst wären noch mehr Tote zu beklagen. Auffallende Parallelen zu Moskau, dennoch glaubt Kokoschansky eher an ein Ablenkungsmanöver. Das Kommando Doku Umarow ist fiktiv . Was haben Wien und Österreich mit dem Kaukasus zu tun?
    Während er im Stau stand, hatte der Journalist ausreichend Gelegenheit das entwendete Medaillon zu untersuchen und die Brieftasche in Augenschein zu nehmen.

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