Kokoschanskys Freitag
Tatsächlich war ein Personalausweis dabei, ausgestellt auf Manfred Opalan, dreiundzwanzig Jahre alt und im vierten Wiener Bezi rk zu Hause. Herauszufinden, in welches Krankenhaus dieser Mann eingeliefert wurde, ist ein Klacks.
Kaum ist Kokoschansky zu Hause, ruft Sonja an. Schon beabsichtigt er seine Tirade wegen Tirol abzulassen, doch sie bittet ihn hastig, Günther vom Kindergarten abzuholen, da sie wegen des Attentats nicht aus dem Spi tal wegkann, wo alle Hände gebraucht werden. Also hebt er sich seine Vorwürfe für einen späteren Zeitpunkt auf.
Der Kleine hat sich sich riesig gefreut, als ihn sein Papa abholt hat, und nun schlummert er selig, während Kokoschansky auf Lena wartet. Natürlich muss sie Überstunden schieben und hat keine Ahnung, wann sie wirk lich nach Hause kann. Koko telefoniert mehrmals kurz mit ihr, sie klingt ziemlich fertig, aber sie ist wohlauf.
***
Die gesamte schwarzafrikanische Gruppe hat sich im Probenraum versammelt. Jedem von ihnen ist klar, dass sie sich strafbar gemacht und das Gesetz selbst in die Hand genommen haben. Freiheitsberaubung, Entführung, tätl iche Gewalt, da kommt einiges zusammen. Doch dieses Risiko einzugehen ist es ihnen wert. Die drei Gefangenen, junge Burschen, kaum einer älter als f ünfundzwanzig, sitzen gefesselt, geknebelt und mit verbundenen Augen auf Stühlen. Keiner der Schwarzen spricht ein Wort, sie verständigen sich untereinander nur mit Gesten und Handzeichen. Die Show, die sie vor den dreien abzuziehen gedenken, soll ihnen nackte Todesangst einjagen und sie gesprächig machen. Einige haben sich ihre Gesichter wild bemalt. Auf einem T isch liegen verschiedene Dolche, ein Fleischerbeil und eine Machete.
Ihren drei Opfern haben sie die Taschen geleert. Die Beweise, dass es sich nicht um drei blöde Jungen handelt, die einfach nur schwarzen Frauen anpöbeln, liegen bereits auf dem Tisch. Zwei Schlagringe, ein Spring- und ein Butterflymesser, ein Signalstift und eine geladene Gaspistole.
Freitag gibt das Zeichen den dreien die Augenbinden und Knebel abzunehmen. Mit allem haben diese gerechnet, jedoch niemals damit, einem Haufen verhasster Schwarzer gegenüberzusitzen.
„Willkommen bei unserem Fest, Nazis“, begrüßt sie der Taxifahrer und grinst bis über beide Ohren. „Willkommen bei unserem Ochotschombejambo-Fest.“
Zur Untermalung trommelt Rocco einen wilden Wirbel auf Congas.
„Dieses Fest ist uns heilig“, erklärt Freitag mit ernster Miene, während sich die anderen kaum ihr Lachen verkneifen können. „Weil wir damit unsere Ahnen ehren und besänftigen. In unserem Stamm ist es eine uralte Tradition dabei ein Menschenopfer zu bringen. Früher, in Afrika, haben wir uns immer eines von einem verfeindeten Nachbarstamm geholt. In Österr eich machen wir es aber mit Weißen, am besten mit Nazischweinen, wie euch. Ihr werdet nun ein bisschen von unserer Kultur kennenlernen.“
Längst ist jegliche Farbe aus den Gesichtern der drei entschwunden, sie sind weiß wie Kalk.
„Zuerst singen und tanzen wir.“ Theatralisch nimmt Freitag die Machete in die Hand, hält sie in die Höhe, überprüft dann mit dem Finger die Schärfe der Schneide. „Nach jedem Tanz hacken wir euch einen Körperteil ab. Entweder einen Fuß oder eine Hand. Das losen wir untereinander aus. Eure einzelnen Stücke kommen in einen großen Topf, der draußen in der Küche steht. Unsere Frauen werden aus euch, schön scharf und pikant gewürzt, ein leckeres Mahl zubereiten. Mann, mir knurrt jetzt schon der Magen! Wie lange ist das her, dass ich Menschenfleisch gegessen habe!“
„Ihr seid wahnsinnig!“, stößt einer der drei hervor und schlottert dabei am ganzen Körper. „Wir gehen zur Polizei, zeigen euch an. Dann seid ihr dran.“
„Wollt ihr dort in euren Einzelteilen auftauchen?“, lacht Rocco und baut sich vor ihnen auf. Sein Gesicht hat er mit dicken weißen Strichen zu einer Furcht erregenden Fratze verunstaltet. „Wie soll das gehen, wenn wir euch verspeist und später ausgeschissen haben? Die Machete tut nicht besonders weh. Ein kurzer Hieb, ein kurzer Schmerz und ihr habt es überstanden. Na ja, ein bisschen wird es schon bluten, aber das brauchen wir für die Soße.“
„Aber vorher“, meldet sich ein weiterer Schwarzer zu Wort, „vögeln wir euch ordentlich durch. Auch das gehört zur Tradition des Ochotschombe jambo-Festes. Und es ist bekannt, dass jeder von uns mindestens“, er deutet mit den Händen einen guten halben Meter an,
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