Komm endlich her und kuess mich!
ist.“
„Es dauert maximal drei Stunden, den Wagen zusammenzubauen, also müsste ich heute Nachmittag eine Probefahrt machen können, oder?“, fragte Sasha, völlig fixiert auf den Motor unter der Abdeckplane.
„Nein. Das Training beginnt erst morgen früh“, brummte er.
Ihr Kopf drehte sich blitzschnell herum, und sie wirkte geknickt. „Och, aber wenn der Wagen fertig ist …“
„Die Mechaniker arbeiten seit dem Morgengrauen. Der Motor ist seit letztem Dezember nicht benutzt worden. Wir müssen erst gründliche Tests durchführen, bevor er startklar ist. Das wird fast den ganzen Tag in Anspruch nehmen.“
Er wandte sich wieder an Luke. „Ich will die Motordaten und den abschließenden Telemetriebericht sehen, wenn ihr mit den Tests fertig seid.“
„Klar, Boss.“
Als er Sashas Arm nahm und sie von der Werkstatt wegdirigierte, folgte ihnen mancher Blick, doch das kümmerte ihn nicht. Er war nicht wie sein Bruder. Er hatte nicht die Absicht, sich je wieder wegen einer Frau zum Narren zu machen.
Nachdem er ihr die Beifahrertür seines Conquistadors geöffnete hatte, ging er um die Motorhaube herum und setzte sich hinters Steuer.
„Wieso habe ich das Gefühl, dass Sie sauer auf mich sind?“, fragte sie.
Marco knallte die Fahrertür zu. „Das ist kein Gefühl.“
Sie blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Was habe ich getan?“, wollte sie wissen.
Ihre schönen Augen funkelten ihn an. Das Blau darin war so intensiv, so lebendig, dass er ewig hätte hineinschauen können. Das unbehagliche, erotische Verlangen, das er in jenem Hotelzimmer in Budapest verspürt hatte, kehrte zurück.
Tagelang hatte er gegen die immer wiederkehrende Erinnerung angekämpft, die ihm bei den unpassendsten Momenten durch den Kopf schwirrte.
Selbst hier in Leon, wo schlimmere Erinnerungen lauerten, bekam er das Hotelzimmer in Budapest und Sashas lange, fohlenhafte Beine nicht aus dem Kopf.
Andererseits konnte er auch nicht ignorieren, wie hart Sasha arbeitete. Jeden Abend seit ihrer Ankunft in Spanien fand er sie über Telemetrieberichte gebeugt, oder sie sah sich Aufnahmen vergangener Rennen an, vollkommen konzentriert auf das Einzige, was ihr etwas bedeutete.
Das Einzige, was ihr etwas bedeutete …
Die Hände am Steuer, zwang er sich zur Ruhe.
„Marco?“
Wann hatte er ihr erlaubt, ihn zu duzen? Und seit wann war sie für ihn Sasha und nicht mehr Miss Fleming?
Dios , er drehte noch durch.
Mit einer Drehung aus dem Handgelenk startete er den Motor, dessen heiseres Brummen eine beruhigende Wirkung auf ihn hatte. Die Rennwagen für Espiritu zu konstruieren war eine technische Herausforderung gewesen, die er genossen hatte. Im Cervantes Conquistador steckte viel Liebe.
Augenblicklich verlor er sich im Klang des Motors, registrierte das kleinste Geräusch und die Umdrehungen. Wenn er die Augen schloss, konnte er sich sogar den aerodynamischen Luftstrom über dem Chassis vorstellen, sah jede Zündkerze, jeden Kolben, jede Schraube vor sich.
Doch er schloss die Augen nicht, sondern blickte unverwandt geradeaus, die Finger fest um das Lenkrad.
Ihr Blick ruhte weiterhin auf ihm, als er den grünschwarzen Sportwagen beschleunigte und vom Parkplatz fuhr. Das Quietschen der Reifen ließ die Mechaniker auf dem Weg zur Montagehalle erstaunt aufblicken. Marco kümmerte das nicht.
Nach ein paar Minuten, als er sich ruhig genug fühlte, wurde er langsamer. „Es liegt nicht an dir.“
Sie schwieg.
Schulterzuckend deutete er auf den dichten Wald, der sie umgab. „Es ist dieser Ort.“
„Dieser Ort? Die Rennstrecke oder Casa de Leon ?“
Mit zusammengebissenen Zähnen stemmte er sich gegen die Flut der Erinnerungen. „Hier ist meine Mutter vor acht Jahren gestorben.“
Sie rang hörbar nach Luft. „Oh, mein Gott, das tut mir leid. Ich hatte keine Ahnung. Du hättest etwas sagen sollen.“
Er fuhr langsam genug, um ihr einen ernsten Blick zuzuwerfen. „Außerhalb meiner Familie weiß kaum jemand davon. Und so soll es auch bleiben.“ Er wusste nicht, warum er davon angefangen hatte.
Sie nickte sofort. „Natürlich. Du kannst mir vertrauen.“
Welch Ironie. Wenn sie bei der erstbesten Gelegenheit auspackte, war er selbst schuld. Von Erinnerungen verfolgt, trat er das Gaspedal durch, um diesem Ort zu entrinnen.
Sasha schwieg, bis er vor der Villa hielt. Dann fragte sie leise: „Wie ist es passiert?“
Nach einem flüchtigen Blick zur Haustür löste er die klammen Finger vom Steuer. Er wusste, drinnen
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