Komm fass mich an - Erotischer Roman
seufzte Hope. Sie hatte sich Kinder gewünscht, mit einem Ehemann, der sie liebte, und es sah auch gar nicht mal schlecht aus für ihren Wunschtraum. Bis Jonathan dabei erwischt worden war, wie er mit gezinkten Karten spielte. Brutal zusammengeschlagen, erlag er seinen inneren Verletzungen - er war nicht mal mehr aus dem Koma aufgewacht. Von ihren Träumen hatte sie sich verabschieden dürfen, aber nicht von ihrem Mann.
Seitdem lebte sie mit Belle und den anderen zusammen. Und so würde es vermutlich bleiben. Womöglich bis zu ihrem Tod. Sie wurde gebraucht. Sie wurde geliebt. Sie hatte wundervolle Freundinnen, die Familie, die sie nie hatte.
Ihr Essen war inzwischen kalt geworden.
Das Diner unten war sicher schon vorbei. Jed war nicht aufgetaucht.
Möglich, dass er sich anders entschieden hatte. Und sie nicht kompromittieren wollte. Vielleicht spielte er auch mit dem Gedanken, sie morgen in der Stadt in aller Öffentlichkeit zu blamieren.
Nein, so etwas passte nicht zu Jed. Dafür hätte sie ihre Hand ins Feuer gelegt.
Und dann sah sie ihn. Jed Devine. Er parkte vor dem Eingangsportal und stieg aus seinem Wagen.
Bei seinem Anblick zerriss es ihr das Herz. Groß und maskulin, hatte er sie mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt. Wie eine feine Dame eben. Bei ihrem gemeinsamen Lunch hatte er sie mit Fragen gelöchert, als wollte er sie auf Herz und Nieren prüfen. Sie hatte ausweichend geantwortet und deshalb ein rabenschwarzes Gewissen, aber was blieb ihr anderes übrig?
Als er seine Fahrermütze abnahm, zauberten die letzten Sonnenstrahlen rötliche Reflexe auf sein volles Haar. Er
drückte dem jungen Pagen - Lizzie hatte den Jungen halb verhungert in den Slums von Seattle aufgelesen - großzügig ein Trinkgeld in die Hand.
War es möglich, dass dieser zuvorkommende, galante Herr hergekommen war, um sie auf die eiskalte Tour abzuservieren? Nein, dazu war er nicht fähig.
Belle und Felicity hatten ihr geraten, sich nicht blicken zu lassen, solange Jed bei ihnen Gast war. Kein schlechter Tipp, denn dann konnte sie ihn weiterhin in seinem Laden besuchen und seine Kinder sehen. Aber nein! Bei so viel Heuchelei würde sie eingehen wie eine Primel, falls sie nicht schon vorher im Fegefeuer schmoren müsste.
Und wie sollte sie damit umgehen, dass er sich da unten mit einer ihrer Freundinnen vergnügte? Die Vorstellung war ihr unerträglich.
Jed wäre entsetzt, wenn er erfahren müsste, womit sie ihren Lebensunterhalt verdiente. Zumal er eine Mutter für seine lieben Kleinen suchte und keine stadtbekannte Animierdame!
Deshalb war er hier, um sie zu warnen, sich nie wieder bei ihm blicken zu lassen. Um das zu klären, genügte gewiss ein kurzes Gespräch. Am besten in der Privatsphäre ihres Zimmers.
Sie lief in Belles Apartment. Ihre Chefin legte gerade letzte Hand an ihre Frisur. Sie kleidete sich stets elegant für das Diner und zog sich dann zurück, es sei denn, sie hatte einen geschäftlichen Termin in ihrem Büro.
»Schick mir Jed aufs Zimmer«, meinte sie, als Belle aufblickte. »Ich möchte allein mit ihm sprechen. Wenn er hergekommen ist, um mich vor allen Leuten zu blamieren, dann ist er schief gewickelt. Er hat mir auch so schon genug wehgetan.«
Belle biss sich auf die Unterlippe. Ihre Augen umwölkten sich mitfühlend. »Bist du sicher?«
»Ganz sicher.«
»Demnach bringst du es besser schleunigst hinter dich«, sagte Belle weich und fasste Hopes Hand. »Ich schick ihn dir nach oben.«
»Danke.« Ihr Magen rotierte, und sie presste automatisch die flache Hand darauf. Sie drückte die Wirbelsäule durch und stakste auf wackligen Beinen zurück in ihr Zimmer.
Um zu warten.
Gottlob wurde sie bald erlöst. Kurz darauf klopfte es und sie öffnete die Tür, hielt den Atem an.
Jeds Augen weiteten sich verblüfft, als sie aus heiterem Himmel vor ihm stand. Sein Gesicht nahm die Farbe einer reifen Tomate an. »Hope?«
Er wich zurück, erkennbar geschockt.
»Jed, komm rein.« Das Flattern in ihrer Magengrube verstärkte sich zunehmend. Sie winkte ihn herein.
Er wirkte unschlüssig, bevor er zögernd ihr Zimmer betrat und sich darin umsah. Es schien, als würde er seine Umgebung gar nicht wahrnehmen. Sein Blick glitt abermals zu ihr, bevor er sich umständlich räusperte.
»Was machst du denn hier?«, fragte er und bekam erneut rote Ohren. »Bist du die Haushälterin?«
Das war’s. Sie könnte lügen, ihn in dem Glauben lassen …
»Nein.« Sie schob sich dicht vor ihn, inhalierte seinen
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