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Komm her, Kleiner

Komm her, Kleiner

Titel: Komm her, Kleiner
Autoren: Lola Lindberg
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Gefühl, das mich zu ihrem Diener und zum Helden machte, war intensiver als jedes schweißgetränkte Abspritzen, das ich je erlebt habe.
    Ich weiß nicht, was ich in diesem Bett erlebt habe. Ich weiß nur, dass ich es nie vergessen werde, selbst dann nicht, wenn alles andere längst aus meiner Erinnerung verschwunden sein wird.
    Ich stehe auf und ziehe mich leise an. Als ich schon an der Tür bin, bleibe ich stehen. Ich fühle mich leicht wie schon lange nicht mehr, und mein Kopf ist auf eine angenehme Art vollkommen leer. Noch einmal drehe ich mich um, bin mit zwei Schritten wieder am Bett. Obwohl es vollkommen dunkel ist, bin ich mir sicher, die richtige Stelle zu finden, als ich mich vorbeuge und vorsichtig einen Kuss auf Marias Haut hauche, auf diesen geheimen Ort am Ende ihres Rückens über der schmalen Falte ihres Pos.

Anders als erwartet
     
    Ich ziehe mir mein T-Shirt über den Kopf und lasse es neben mir zu Boden fallen. Die Sonne brennt auf meine nackten Schultern. Seit ich ein kleiner Junge war, liebe ich das Gefühl, wenn die Haut langsam warm wird und sich das Glühen immer weiter ausbreitet. Fast ist es so, als würde die Wärme direkt in meine Muskeln fahren und sie sanft massieren.
    Einen Moment lang stehe ich einfach so da, lege das Kinn auf die Brust, atme gleichmäßig tief ein und aus und genieße. Dann lasse ich die Schultern kreisen, beuge mich nach vorne und fische den Lappen aus dem Wassereimer. Ich bin nicht nur hier auf dem Balkon, um den ersten schönen Sommertag seit Ewigkeiten zu genießen. Die Fenster müssen geputzt werden. Dringend.
    Ich habe schon schlimmere Dinge für Geld gemacht: Als Schüler Zeitungen ausgetragen beispielsweise, bei Wind und Wetter. Während der ersten Studienjahre musste ich mich als Aushilfe in einem Kopierladen über Wasser halten. Später kam dann der Job als Gelegenheitstrainer in einem kleinen Fitnessclub. Für mich war das eine Offenbarung – endlich konnte ich das machen, was ich sowieso am liebsten tat, und bekam auch noch Geld dafür.
    Die meiste Zeit meiner Jugend habe ich vor dem Fernseher verbracht, mit einer dicken Brille auf der Nase, einem unmöglichen Haarschnitt auf dem Kopf und jeder Menge Minderwertigkeitskomplexe, weil Mädchen mich nicht mal richtig angesehen haben, wenn sie meine Schularbeiten abschreiben wollten. Als ich 18 war, habe ich angefangen zu trainieren. Kontaktlinsen zu tragen. Und der Haarschnitt war plötzlich auch ultramodern. Sport kann Ihr Leben verändern , hieß mal ein Werbeslogan. Den kann ich problemlos unterschreiben.
    „Junge, verdienst du da denn genug?“, fragte meine Mutter mich oft stirnrunzelnd.
    „Passt schon. Vor allen Dingen kann ich da abends trainieren, solange ich will.“
    „Micha, nein, wirklich!“ Wieder dieser typische Mutterblick: Wird der Junge denn nie erwachsen? „Ein schöner Körper ist sicher eine feine Sache, aber du musst doch auch von etwas leben!“
    Dass gerade der schöne Körper dafür sorgte, dass ich ganz gut über die Runden kam, habe ich ihr lieber nicht erzählt. Meine Mutter ist eine Seele von Mensch, aber nie aus dem kleinen Provinznest herausgekommen, in dem schon ihre Eltern geboren wurden und in dem sie nun seit über 30 Jahren mit meinem Vater verheiratet ist. Sie findet es aufregend, wenn neuer Klatsch über die Frau des Bäckers bekannt wird. Sie hätte es wahrscheinlich nicht besonders spannend gefunden, dass ihr Sohn nachts als Go-go-Tänzer ziemlich gut verdiente. Und das tat ich. Gemeinsam mit zwei anderen Typen und fünf Mädels bin ich jede Nacht in eine andere Dorfdisco gekarrt worden.
    Am Anfang fand ich es wunderbar: zu spüren, wie die eigenen Bewegungen mit den donnernden Bässen zu verschmelzen scheinen. Den richtigen Move zu finden, mit stampfenden Füßen, rotierenden Armen, vorschnellendem Becken. Dieses seltsame Gefühl, halbnackt in einem Raum voller angezogener Menschen zu gehen – und schon wenig später das selbstverliebte Prickeln, wenn man sich vor der staunenden Masse präsentiert. Merken, wie die Hitze den ganzen Körper durchdringt, der Schweiß jede Bewegung doppelt fließend erscheinen lässt, und man auf der Bühne die begehrlichen Blicke der Vorstadtfrauen spürt: der pure Egokick.
    Die Tänzerinnen waren tabu. Also haben die Jungs und ich in den Pausen manchmal ein paar Mädels aus dem Publikum gefickt. Aussuchen, ranwinken, mitnehmen. Wir fühlten uns wie die Könige des Universums, auch wenn eine schnelle Nummer, im Stehen und meist in
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