Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
hat. Wahrscheinlich hat er gar nicht mehr gemerkt, ob sie tot war oder lebendig.«
Donovan schwieg einen Moment und leerte ihr Glas. »Was hast du gegen Dr. Kennedy? Ich finde ja auch, dass er ein Arschloch ist, aber davon gibt es jede Menge, und wir machen alle mal Fehler. Und er hat ja auch einige Erfolge vorzuweisen.«
Tartaglia schüttelte den Kopf. »Mag sein. Aber für Kennedy war der Barton-Fall nur ein akademisches Puzzlespiel unter vielen. Er hat vergessen, dass er es mit echten Menschen zu tun hatte, mit Menschen aus Fleisch und Blut, die Familien, Partner, Kinder hatten …« Er verstummte, dann sprach er weiter. »Für ihn war das nur ein Spiel«, sagte er verbittert. »Durch seine Weigerung zu akzeptieren, dass er sich vielleicht irren könnte, haben wir wertvolle Zeit verloren, und meiner Meinung nach hat es die letzten beiden Opfer das Leben gekostet.«
»Du hättest ja nicht auf ihn hören müssen.«
»Stimmt. Aber es ist nicht leicht, klar zu sehen,wenn einem ein sogenannter Experte dazwischenfunkt. Man fängt an, an den eigenen Instinkten zu zweifeln. Außerdem, was, wenn wir uns geirrt hätten? Wie hätten wir denen da oben erklären sollen, warum wir nicht auf ihn gehört haben?«
»Im Nachhinein ist man immer schlauer.«
»Klar, aber Trevor und ich, wir machen uns Vorwürfe. Hätten wir Kennedy nicht beim Wort genommen, hätten wir Barton höchstwahrscheinlich eher gefasst. Und deshalb habe ich beschlossen, diesmal auf meinen Bauch zu hören. Wenn Trevor hier wäre, würde er mir den Rücken stärken, das weiß ich.«
»Du meinst wirklich, Marion Spear könnte ein frühes Opfer von Tom sein?«
»Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Aber im Moment haben wir nicht viel mehr in der Hand. Wir müssen die ersten Opfer finden, die Fehlversuche, bevor Tom sein Vorgehen perfektioniert hat. Solange uns nicht etwas in den Schoß fällt, ist das noch unsere beste Chance, ihn zu kriegen.«
»Wir haben bisher nur in London gesucht. Vielleicht hat Tom woanders mit dem Morden angefangen.«
»Gut möglich. Aber du weißt ja selbst, wie schwierig die Suche war, ohne Zentralregister. Wie die Dinge stehen, bin ich nicht davon überzeugt, dass wir alle Opfer gefunden haben. Aber die Suche über London hinaus zu erweitern, das geht nicht. Wir haben nicht genug Leute, und es gibt auch keine guten Gründe dafür im Moment. Vielleicht kann uns Crimewatch da weiterhelfen. Wir werden bald erfahren, ob es in anderen Landesteilen ähnliche Fälle gab.«
»Meinst du, er begeht die Morde in unterschiedlichen Stadtteilen, damit ihm so schnell niemand auf die Schliche kommt?«
»Den Gedanken hatte ich auch schon. Aber zumindest in dem Punkt wird er es bei dem Medienrummel jetzt nicht mehr so leicht haben.«
Sie ließ sich gegen die Sessellehne sinken, schloss die Augen und rieb sich die Schläfen; plötzlich fühlte sie sich überfordert. In der kurzen Zeit in Clarkes Team hatte sie es schon mit vielen Morden zu tun gehabt. Sie waren alle schrecklich und erschütternd gewesen, meistens Fälle häuslicher Gewalt, die außer Kontrolle geraten war, oder Hass auf ein Familienmitglied, einen Freund oder Kollegen. Nichts, was sie bisher erlebt hatte, hatte sie auf einen Fall wie diesen vorbereitet.
»Er wird nicht aufhören, oder?«, sagte sie nach einer Weile leise.
Tartaglia schüttelte den Kopf. »Die Uhr tickt. Solange wir die Verbindung zwischen Laura, Ellie und Gemma nicht finden, haben wir nur eine Chance, ihn zu kriegen: Wir müssen warten, bis er den nächsten Mord begeht. Und hoffen, dass er bei dem Druck durch die Medien einen Fehler macht.«
Er streckte die Hand nach seinem Glas aus, und im gleichen Moment klingelte das Telefon. Er stand auf, um den Anruf anzunehmen. An seiner Stimme hörte Donovan sofort, dass es nicht Sally-Anne war. Nach einem kurzen Dialog nahm er Zettel und Stift vom Tisch und notierte sich etwas, dann knallte er den Hörer auf die Gabel.
Er streckte die Arme in die Luft und gähnte. »Das war unsere geschätzte Carolyn. Klang äußerst zufrieden mit ihrem Fernsehenauftritt.«
»Mehr wollte sie nicht?«
»Ein Typ hat angerufen, weil er glaubt, Gemmas Mörder gesehen zu haben, wie er am späten Nachmittag aus der Kirche gestürmt ist. Die Zeit passt, es kann also gut sein, dass wir bald eine bessere Beschreibung des Mannes bekommen.«
»Musst du sofort los, um mit ihm zu sprechen?«
Er schüttelte den Kopf. »Gott sei Dank nicht. Wir haben einen Termin morgen früh um acht in
Weitere Kostenlose Bücher