Komm und küss mich!: Roman (German Edition)
dann spürte sie, wie er sich steif machte.
Sie spürte, daß Dallie hinter ihnen die Werkstatt betreten hatte, obwohl sie ihn nicht hatte kommen hören. »Skeet, gehst du mal mit Teddy in die Küche? Da ist Schokoladenkuchen für euch.«
Teddy sprang so ruckartig vom Hocker, daß er wohl eher die Flucht vor Dallie ergreifen wollte und weniger auf den Kuchen erpicht war, vermutete sie. Was war zwischen den beiden vorgefallen, daß Teddy so kreuzunglücklich war? Die Geschichten
von Holly Grace hatten ihm doch so gut gefallen. Woher dieser plötzliche Sinneswandel?
»Komm, Mom!« Er griff nach ihrer Hand. »Laß uns Kuchen essen gehen. Los, komm, Skeet!«
Dallie berührte Teddys Arm. »Du gehst mit Skeet. Ich möchte mal kurz mit deiner Mutter sprechen.«
Teddy drückte Francescas Hand noch fester und wandte sich an Skeet. »Wir müssen doch die Schläger polieren, nicht? Hast du doch gesagt. Laß uns weitermachen. Mom kann uns dabei helfen.«
»Das könnt ihr später machen!« sagte Dallie streng. »Ich will jetzt mit deiner Mutter reden.«
Skeet stellte den Schläger ab. »Komm, mein Junge, ich wollte dir sowieso noch ein paar Trophäen zeigen.«
Teddy setzte eine trotzige Miene auf. Er sah von seiner Mutter zu Dallie hin.
So gern Francesca die Konfrontation hinausgeschoben hätte, löste sie sich sanft aus Teddys Griff. »Geh schon voraus, mein Schatz. Ich komme sofort nach.«
»Wehe, wenn du ihr was tust«, brach es aus Teddy hervor. »Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, bring’ ich dich um!«
Francesca war schockiert, Dallie sagte keinen Ton. Er sah Teddy nur an.
»Dallie tut mir nichts«, warf sie schnell ein, »er und ich sind alte Freunde.« Diese Behauptung wäre ihr fast im Hals steckengeblieben. Sie rang sich ein halbherziges Lächeln ab. Skeet zog Teddy zur Treppe, aber ihr Sohn drehte sich noch einmal um und warf Dallie einen drohenden Blick zu.
»Was hast du nur mit ihm gemacht?« verlangte Francesca zu wissen, sobald Teddy außer Hörweite war. »So hat er sich noch nie aufgeführt.«
»Ich lege keinen Wert darauf, mich bei ihm beliebt zu machen«, erwiderte Dallie kühl. »Ich will sein Vater sein, nicht sein bester Freund.«
Diese Antwort löste gleichzeitig Wut und Angst in ihr aus. »Du kannst nicht nach neun Jahren plötzlich auftauchen und die Vaterrolle übernehmen. Erstens will er dich nicht, zweitens lasse ich das nicht zu.«
Es zuckte in seinem Gesicht. »Wie ich dir schon im Steinbruch gesagt habe, Francie – wir können uns irgendwie einigen, oder ein Halsabschneider nimmt die Sache in die Hand. Väter haben heutzutage auch Rechte, oder liest du keine Zeitungen? Wenn du schlau bist, fliegst du die nächsten paar Tage nicht nach Osten. Wir brauchen ein bißchen Zeit, um alles zu regeln.«
Im Grunde war sie schon zum selben Schluß gekommen, doch jetzt starrte sie ihn ungläubig an. »Ich habe nicht die geringste Absicht hierzubleiben. Teddy muß zur Schule! Heute nachmittag fahren wir los.«
»Das halte ich nicht für eine gute Idee, Francie. Du hattest neun Jahre. Du schuldest mir ein paar Tage.«
»Du hast ihn entführt!« rief sie aus. »Ich schulde dir nicht einen einzigen verdammten –«
Er zeigte mit dem Finger auf sie wie das fleischgewordene Plakat von »Onkel Sam braucht dich«. »Wenn du nicht einmal ein paar Tage Zeit hast, war das, was du mir im Steinbruch über das Wichtigste im Leben erzählt hast, wohl nur Bockmist?«
Seine Beredsamkeit brachte sie auf die Palme. »Warum tust du das? Dir geht’s doch gar nicht um Teddy. Du benutzt einen kleinen Jungen, um es mir heimzuzahlen. Weil ich dein Ego verletzt habe.«
»Komm mir bloß nicht mit deiner Schmalspur-Psychologie, Miss Tussipussy«, sagte er verächtlich. »Du hast keinen Schimmer, worum es mir geht.«
Sie funkelte ihn böse an. »Ich weiß nur, daß du ein Kind verstört hast, das einfach jeden Menschen gern hat – besonders Männer.«
»Ach ja? Das überrascht mich nicht. Ich habe noch nie einen Jungen gesehen, dem so sehr die starke Hand des Vaters gefehlt hätte. Warst du so sehr mit deiner Karriere beschäftigt, daß du nicht ein paar Stunden Zeit hattest, um ihn bei den Pfadfindern anzumelden oder so was in der Art?«
Eiskalte Wut war Francescas Reaktion darauf. »Du Mistkerl!« zischte sie und stürzte davon.
»Francie!« Sie ignorierte ihn. Das Herz klopfte ihr wie wild, wie dumm von ihr, Mitgefühl für ihn empfunden zu haben! Und wenn er sämtliche Winkeladvokaten der Welt auf
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