Komm und küss mich!: Roman (German Edition)
Seife, sie sog den Duft in sich auf. Er würde sie nicht hinauswerfen. Das würde sie nicht zulassen. Sonst hätte sie nichts und niemanden mehr auf der Welt. Jetzt hatte sie nur noch Dallie, und sie würde alles tun, um ihn zu halten. Sie schlang die Arme um seinen Hals, berührte seine Wangen ganz sanft mit den Lippen, drückte sich fest an ihn. Sie spürte, wie sein Körper reagierte, und bekam langsam wieder Oberwasser.
»Was soll das werden, wenn es fertig ist? Ein kleines Match unter der Bettdecke?« sagte er ganz ruhig.
»Darauf läuft es doch wohl hinaus, oder?« Sie bemühte sich, gelassen zu klingen. »Du bist zwar ein vollkommener Gentleman, aber schließlich schlafen wir im selben Zimmer.«
»Ich muß dir gestehen, ich finde die Idee überhaupt nicht gut, Francie.«
»Wieso denn nicht?« Sie klimperte mit den Wimpern, drängte sich noch näher an ihn heran, die perfekte Kokette, die nur zum Vergnügen der Männer existiert.
»Das liegt doch auf der Hand.« Er legte die Hand um ihre Taille und tätschelte sie sanft. »Wir mögen uns doch nicht.
Willst du mit einem Mann schlafen, der dich nicht mag, Francie? Der dich am nächsten Morgen verachtet? Das passiert nämlich unweigerlich, wenn du weiter so um mich herumstreichst wie jetzt.«
»Ich glaube dir nicht.« Urplötzlich hatte sie ihre alte Selbstsicherheit wiedergewonnen. »Du magst mich mehr, als du zugeben willst. Sonst wärst du mir die ganze letzte Woche nicht immer ausgewichen und hättest nicht immer an mir vorbeigeguckt.«
»Das ist keine Frage der Sympathie, das kommt von der körperlichen Nähe«, antwortete Dallie mit rauher Stimme. Seine Hand tätschelte immer noch ihre Hüfte. Er beugte sich über sie zum Kuß. Sie entwand sich ihm mit einem verführerischen Lächeln. »Warte einen kleinen Augenblick!« Damit verschwand sie im Bad.
Sie zitterte vor Aufregung, dies war die Gelegenheit, auf die sie so lange gewartet hatte. Jetzt würde sie Dallie an sich binden, er würde sie nicht hinauswerfen. Aber sie hatte noch ein anderes Motiv: Wenn Dallie mit ihr schliefe, wäre sie endlich wieder sie selbst.
Wenn sie doch bloß ihre Natori-Nachthemden hätte! Und Champagner, ein Luxusschlafzimmer mit Seeblick. Ihr Spiegelbild sah grauenhaft aus. Das Haar war zerzaust, das Gesicht zu blaß. Sie brauchte Kleider und Make-up. Sie drückte sich Zahnpasta auf den Zeigefinger und wischte sich den Mund damit aus. Dallie durfte auf keinen Fall ihr billiges Höschen zu Gesicht bekommen. Zitternd zog sie Jeans und Unterwäsche aus. Sie würde das Licht ausschalten.
Sie wickelte sich in ein Handtuch. Als nächstes rasierte sie die Beine mit Dallies Apparat. Jetzt fühlte sie sich schon wesentlich manierlicher. Sie frischte den Lippenstift auf und betupfte den Mund mit Toilettenpapier, um beim Küssen nicht zu schmieren. Im Küssen war sie ja unschlagbar, ein tröstlicher Gedanke.
Und wenn sie ihm doch nicht gefiele? Wenn sie versagen
würde, so wie bei Evan Varian oder dem Bildhauer in Marrakesch? Was wäre, wenn … da schoß ihr ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf. Vielleicht hatte sie Körpergeruch? Sie griff nach dem Femme-Flakon und besprühte sich zwischen den Beinen.
»Was zum Teufel, machst du denn da?«
Sie fuhr herum. Dallie stand in der Tür, eine Hand in die Seite gestemmt. Wie lange stand er schon da? Was hatte er gesehen? »Nichts. Ich … ich … mache gar nichts.«
Er starrte auf die Flasche in ihrer Hand. »Hast du denn überhaupt nichts an dir, was echt ist?«
»Wie meinst du das?«
»Betreibst du etwa Marktforschung, Francie? Willst du ausprobieren, was für neue Anwendungsmöglichkeiten es gibt, ja?«
Er trat näher und beugte sich über sie. »Designer-Jeans, Designer-Schuhe, Designer-Koffer. Und jetzt hat unsere Miß Tussipussy sogar eine Designer-Möse.«
»Dallie!«
»Du bist die Konsumentin in Reinkultur, Süße – der Traum der Werbefritzen. Willst du noch kleine goldene Initialen da unten anbringen?«
»Das ist nicht witzig.« Ihr war ganz heiß vor Scham.
Er schüttelte den Kopf. »Los, Francie, steig in deine Klamotten! Ich glaube, ich muß dich heute abend doch mitnehmen, obwohl ich’s ungern tue.«
»Und woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel?« fauchte sie.
»Ich glaube, ich muß dir mal zeigen, wie das Leben wirklich ist, sonst sehe ich schwarz für dich.«
12
Das Restaurant war zwar dem »Blue Choctaw« bei weitem vorzuziehen, für einen Debütantinnenball hätte Francesca allerdings ein
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