Komm und küss mich!: Roman (German Edition)
Turnieren siegen und genug Geld für ein Haus in der Stadt verdienen. Das wäre zwar nicht das internationale Flair, das sie immer angestrebt hatte, aber vom ständigen Hin und Her hatte sie jetzt genug. Wenn Dallie sie liebte, wollte sie glücklich sein. Sie würden zusammen reisen, er würde für sie sorgen, und alles wäre schön und gut.
Irgendwie war das Bild in ihrem Kopf nicht so ganz stimmig, daher nahm sie noch einen kräftigen Schluck aus der Flasche.
»Hey, Dallie! Hast du ein paar Birdies für mich gemacht?« Das war eine Frauenstimme, weich und samtig wie der texanische Altweibersommer.
Francesca spürte, wie eine Veränderung in ihm vorging. Sie hob den Kopf.
Die schönste Frau der Welt stand an ihrem Tisch. Mit einem Aufschrei sprang Dallie hoch und umarmte sie herzlich. Auf Francesca wirkte die Szene wie eine Momentaufnahme: Zwei strahlende blonde Geschöpfe preßten die Köpfe aneinander, zwei Vollblut-Amerikaner in heimischen Jeans und abgetragenen
Cowboystiefeln, der Supermann und die Superfrau, neben denen sie sich klein und gewöhnlich vorkam. Die Frau trug einen Stetson auf der dichten, langen blonden Mähne, die drei obersten Knöpfe ihres Holzfällerhemds trug sie offen, was einen großzügigen Blick auf ihren üppigen Busen gestattete. Ein breiter Ledergürtel war um die schlanke Taille geschlungen, die langen Beine steckten in hautengen Jeans.
Die Frau sah Dallie tief in die Augen und sagte ganz leise: »Dachtest du denn, ich würde dich an Halloween allein lassen, Baby?«
Francesca fiel ein Stein vom Herzen, als sie bemerkte, wie ähnlich sich die beiden sahen. Natürlich. Sie hätte nicht so zu erschrecken brauchen. Natürlich sahen sie sich ähnlich. Die Frau konnte nur Holly Grace sein, Dallies Schwester.
Kurz darauf bestätigte er ihre Identität. »Holly Grace, das ist Francesca Day. Francie, darf ich dir Holly Grace Beaudine vorstellen?«
»Sehr erfreut!« Francesca streckte ihr die Hand entgegen und lächelte sie freundlich an. »Ich hätte Sie überall als Dallies Schwester erkannt. Sie beide sehen sich so ähnlich!«
Holly Grace zupfte an der Krempe ihres Stetson und musterte Francesca eingehend mit ihren klaren blauen Augen.
»Tut mir leid, daß ich dich enttäuschen muß, Süße, aber ich bin nicht Dallies Schwester.«
Francesca sah sie fragend an.
»Ich bin Dallies Frau.«
15
Francesca hörte, wie Dallie ihren Namen rief. Sie rannte noch schneller, ihre Augen waren tränenblind. Ihre Sandalen rutschten auf dem Kies, als sie über den Parkplatz zur Autobahn
lief. Aber ihre Beine waren seinen unterlegen, nach kurzer Zeit hatte er sie eingeholt.
»Kannst du mir mal verraten, was los ist?« schrie er und riß sie an der Schulter herum. »Warum bist du rausgerannt, hast mich angepöbelt und dich vor allen Leuten danebenbenommen? Die hatten schon gedacht, du wärst ein ganz normales Wesen!«
Er brüllte sie an, als ob sie im Unrecht sei, als hätte sie ihn belogen und betrogen. Sie holte aus und schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht.
Er schlug zurück.
Seine Wut reichte zwar aus, sie zu schlagen, aber nicht, ihr weh zu tun. Trotzdem verlor sie das Gleichgewicht und fiel gegen ein Auto. Sie suchte Halt am Seitenspiegel und rieb sich mit der anderen Hand die Wange.
»Mein Gott, Francie, ich habe dich doch nur angetippt.« Er streckte den Arm nach ihr aus.
»Du Bastard!« Sie fuhr herum und schlug ihn zum zweiten Mal, dieses Mal traf sie ihn am Kinn.
Er packte sie an den Armen und schüttelte sie. »Jetzt reg dich ab, hörst du? Reg dich ab, bevor es dir schlechtgeht!«
Sie stieß ihn hart gegen das Schienbein.
»Au! Verdammt!« brüllte er vor Schmerz.
Sie wollte noch einmal zustoßen, aber er stellte ihr das unverletzte Bein in den Weg und brachte sie zu Boden.
»Verdammter Bastard!« kreischte sie. Tränen und Dreck vermischten sich in ihrem Gesicht. »Verdammter Ehebrecher du! Das sollst du büßen!« Sie rappelte sich hoch und wollte wieder auf ihn losgehen. Sollte er ihr doch weh tun, sollte er sie ruhig umbringen. Das wäre gut. Dann wäre der Schmerz wenigstens vorbei, der sich wie tödliches Gift in ihr auszubreiten begann.
»Hör auf, Francie!« brüllte er, als sie auf ihn zutaumelte. »Bleib, wo du bist, oder ich tu dir weh!«
»Du verdammter Bastard«, schluchzte sie und wischte sich die Nase am Handrücken ab. »Du verdammter verheirateter Bastard! Das sollst du mir büßen!« Und dann stürzte sie sich auf ihn – eine verwöhnte kleine
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