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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Reed
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wieder anzurufen, aber er ging nicht dran. Ich hab mehrere Nachrichten hinterlassen, und dann bin ich schließlich bei ihm vorbeigefahren, und sein Truck stand nicht da. Dann ist was Komisches passiert. Ich kann es nicht erklären, aber ich wusste einfach, dass Calder irgendwo in Sicherheit war. Ich vertraute darauf, dass er einen guten Grund hatte, nicht ans Telefon zu gehen. Natürlich ist Magnus nie nach Hause gekommen, und früh am nächsten Morgen, als ich mit Calder redete, klang er anders am Telefon. Ich fragte ihn, ob er Magnus gesehen hätte. Er sagte Nein, aber seine Stimme war, ich weiß nicht, schwer und müde, als ob er krank wäre. Ich fragte, was los ist, und er sagte, er hätte etwas wirklich Dummes angestellt.«
    Annie dreht sich der Magen um. Jetzt kommt es.
    »Er hat getrunken.«
    »Ach«, sagt Annie und erkennt an Sidsels Augenflackern, dass sie die Erleichterung in Annies Gesicht liest.
    »Er hat gesagt, er wollte nur einen Drink, um sich entspannen zu können und zu überlegen, was als Nächstes zu tun wäre, aber er hatte eine Flasche aufgemacht und so lange getrunken, bis er ohnmächtig wurde.«
    »Sein Alibi ist also, dass er in der Nacht, als Magnus getötet wurde, ohnmächtig war?«
    »Ja.«
    »Nun, die Polizei scheint nicht anzunehmen, dass es so war.«
    »Sie weiß, dass er den Whiskey gekauft hat, sie glaubt nur, dass er danach zum
Hal’s
hinausgefahren ist und Magnus auf dem Parkplatz erwartet hat.«
    »Woher sollte er denn wissen, dass Magnus im
Hal’s
war?«
    »Das ist natürlich der Teil, der keinen Sinn ergibt. Er hatte gar keine Ahnung, wo Magnus war. Vielleicht dachten sie, ich hätte es ihm erzählt. Vielleicht denken sie, Magnus hätte mir erzählt, wohin er wollte, und ich hätte es Calder gesagt. Keine Ahnung. Dabei hat keiner Calder an dem Abend im
Hal’s
gesehen. Aber irgendwasstimmt da nicht. Die Polizei sagt, irgendwer hätte an dem Abend in Calders Wohnung angerufen, und zwar von der Telefonzelle im
Hal’s

    »Wer?«
    »Das weiß keiner. Calder war nicht zu Hause, darum hat er nicht geantwortet. Die Polizei denkt, es war eine Art Signal.«
    »Wofür?«
    »Um ihm mitzuteilen, dass Magnus da war, nehme ich an.«
    »Wenn Calder also nicht im
Hal’s
und auch nicht zu Hause war, als Sie vorbeifuhren, wo war er denn dann?«
    »Den Whiskey holen. Ich hatte ihn gerade verpasst.«
    Annie reibt sich ihre Schenkel und holt tief Luft.
    »Ich weiß, wie es aussieht, aber er hat Magnus nicht getötet«, sagt Sidsel. »Das habe ich bereits gesagt. Ich habe nur Angst, dass er nicht stark genug ist, um das alles zu verkraften, wenn das endlich alles vorbei ist.«
    »Sie ahnen ja gar nicht, was mein Bruder alles verkraften kann«, sagt Annie. »Ich kenne ihn schon seit dem Tag, an dem er auf die Welt kam.« Zum ersten Mal an diesem Abend hat sie Sidsel etwas voraus, obwohl sie das nicht mit Genugtuung erfüllt.
    »Wahrscheinlich haben Sie recht«, sagt Sidsel, und Annie merkt an ihrer Miene und ihrer Stimme, dass sie das auch glaubt.
    »Kein Wunder, dass die Staatsanwältin die Todesstrafe fordert«, sagt Annie. »Wer glaubt denn so einem Alibi?«
    Sidsel bricht plötzlich in Tränen aus.
    »Es tut mir leid«, sagt Annie. »So habe ich das nicht gemeint. Sehen Sie? Wir sagen das Falsche, selbst in der Muttersprache.«
    Sidsel schlägt die Hände vor das Gesicht, senkt den Kopf, und ihre Schultern beben vor lauter Weinen.
    »Hören Sie.« Annies Hals schmerzt. »Ich werde ihm helfen, einen besseren Anwalt zu finden.«
    Sidsel schießt von ihrem Sessel hoch. »Ich kann nicht länger darüber reden«, sagt sie und wischt sich die Tränen ab. »Bitte. Es ist spät, und ich habe Ihnen nicht einmal etwas angeboten. Kann ich was für uns kochen? Können Sie bleiben?«
    Annie hat seit dem Frühstück nichts mehr gegessen und merkt beim Stichwort kochen, wie hungrig sie ist. »Das wäre nett.«
    »Danke.« Sidsel erhebt sich langsam und anmutig wie eine Tänzerin. Annie erkennt die Traurigkeit in Sidsels Armen, die schwer herunterhängen, als sie die Lebensmittel aufhebt und in die Küche geht. Sie wäscht sich die Hände, nimmt einen Teller aus dem Schrank und stellt ihn auf die Arbeitsplatte. Erst dann denkt sie daran, einen zweiten herauszuholen. Sie muss jahrelang allein gelebt haben. Annie macht es in ihrer eigenen Küche genau umgekehrt, sie holt immer zwei Teller heraus, bevor ihr einfällt, dass sie nur einen braucht.
    Als sie aufsteht, um Sidsel in der Küche Gesellschaft zu

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