Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
Vom Netzwerk:
wunderbare weiße Schein da draußen, und er wollte ein Teil davon werden. Jetzt, wo er in der Lage war zu fliegen, musste er zusehen, dass er hinaus in dieses wunderbare Licht käme.
    »Los, machen Sie schon!«, ermahnte die auffordernde Stimme jetzt etwas eindringlicher. »Sehen Sie zu, dass Sie das Herz wieder in Gang bekommen!«
    Ein neuer Stromstoß, diesmal 360 Volt stark, erreichte über den Defibrillator den Körper des Patienten.
    Sie waren plötzlich so laut und irritierend, diese grün gekleideten Figuren da unten. Er hielt inne, zog sich ein wenig vom Fenster zurück und vergewisserte sich ein letztes Mal, womit sie in diesem unwirtlich erleuchteten Raum eigentlich beschäftigt waren.
    Einer der breitschultrigen Giganten richtete sich unerwartet auf, warf irgendetwas mit einem lauten Klirren in eine der Schalen und drehte sich um. Mit den Händen auf Brusthöhe vor sich ausgestreckt konferierte er einen Augenblick lang mit einer der zierlichen Schwestern neben ihm.
    Die Latexhandschuhe, die er trug, waren glänzend rot, und sein grüner Operationskittel war mit Blut befleckt.
    Gårdeman nutzte die Situation, um einen Blick auf den armen Teufel da unten zu werfen, der ihnen offensichtlich extreme Schwierigkeiten bereitete.
    Er staunte nicht schlecht, als er sich selbst – Ulf Gårdeman – völlig bleich und leblos auf dem Operationstisch liegen sah. Ein enormes, mit Blut getränktes Loch gähnte obszön in der Bauchgegend, direkt unter dem Herzen. Schläuche ragten aus seinem Mund, während Elektroden und Injektionsnadeln sich um die Fläche in seinen Armbeugen stritten.
    Es sah nicht gut aus. Absolut nicht gut. Selbst er als Laie musste einsehen, dass die gelblich blasse Farbe, die sein Gesicht angenommen hatte, nicht gesund aussah.
    Doch das Licht?
    Er wollte doch zum Licht, dafür hatte er sich bereits entschieden.
    Allein der Gedanke daran machte ihn glücklich.
    Es sah so viel versprechend, so beruhigend aus.
    Dort … da erschien es wieder!
    »Er ist wieder im Sinusrhythmus!«
    Die laute Stimme drängte sich ihm unangenehm schneidend auf.
    Er wollte … er sehnte sich so nach …
    »Jaa! Wir haben ihn! Den Ausreißer haben wir endlich eingefangen!«
    Das Licht verschwand.
    Nein!
    Es sollte nicht verschwinden!
    Er wollte nicht, dass es …
    Es war so schön … so überirdisch friedvoll.
    Nein!!!
    Ein weißer Nebel führte ihn fort von dem tröstenden Licht und hüllte ihn in eine graue Dämmerung. Er hinderte ihn daran, frei zu schweben. Führte ihn schließlich wieder nach unten, hinunter in eine unangenehme Dunkelheit.
    »Okay, wir haben ihn wieder in einem stabilen Herzrhythmus!«, konstatierte der Narkosearzt zufrieden.
    Der breitschultrige Mann mit der auffordernden Stimme war sich seiner Sache ebenfalls sicher. Allen Erwartungen zum Trotz war die Operation gelungen, und sein Patient befand sich wieder außer Lebensgefahr.
    Er nahm die letzten Stiche einer sauberen Naht vor: ein kleines handwerkliches Kunststück, das sich in Form einer knallroten Narbe quer über Gårdemans Bauch zog, und übertrug dem restlichen Team die Verantwortung für die Nachsorge.
    »Vielen Dank, Sie haben allesamt gute Arbeit geleistet!« Er warf einen letzten Blick auf seinen Patienten auf dem Operationstisch, stellte fest, dass die Gesichtsfarbe inzwischen eine weitaus gesündere Nuance angenommen hatte, und fragte sich, wo der Kerl wohl gesteckt hatte.
    Für den kurzen Zeitraum, in dem er klinisch tot gewesen war.
     
    »Wie können Sie ernsthaft daran glauben, dass Sie unbeschadet hier herauskommen mit dem … ja, was immer Sie hier auch suchen mögen?!«, fragte Knut Sahlman in einem polizeilich autoritären Tonfall.
    Der Suchende ließ unablässig den graublauen Strahl seiner Spezialtaschenlampe über Sahlmans Gesicht gleiten, sodass dieser nicht das Geringste sehen konnte. Doch hören konnte er. Er hörte, wie der Mann angesichts der hilflosen Worte seines Opfers vergnügt gluckste.
    »Es gibt nur einen Ausgang, und der ist bewacht«, log Sahlman tapfer.
    »Nur einen Ausgang?«, lachte der Suchende. »Soso, das denken Sie vielleicht!«
    Sahlman hatte es tatsächlich gedacht, oder besser gesagt, Eingeweihte hatten es ihm versichert.
    »Es ist in der Tat so. Und das wissen alle hier«, versuchte er es noch einmal, diesmal in der Überzeugung, unauffällig sein Grundwissen in Verbrechenspsychologie zum Einsatz gebracht zu haben.
    Seiner Auffassung nach wurde man nicht aus purem Zufall zum Verbrecher. Zur

Weitere Kostenlose Bücher