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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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er gerade träumte.
    Er flog.
    Er erhob sich vom Operationstisch, auf dem er gelegen hatte, schwebte der Länge nach über ihn hinweg und bewegte sich weiter in Richtung Decke.
    Er hatte die Befürchtung, er könnte gegen die Gipsplatten stoßen, wenn er oben ankäme. Doch er brauchte keine Angst zu haben. Sein Körper streifte die Decke nur ganz sachte, glitt dann weiter an ihr entlang und drehte sich um seine eigene Achse. Er verharrte dort mit dem Gesicht nach unten und blieb in dieser Position da oben hängen.
    Das war zweifellos das Wunderlichste, was ihm je passiert war, und er fragte sich, was das Ganze eigentlich sollte.
    Und warum in Gottes Namen kümmerte sich keiner von allen, die unten standen, darum, ihn wieder herunterzuholen? Wollten sie ihn für den Rest des Tages hier hängen lassen?
    Ohne auch nur das geringste Geräusch zu verursachen, schwebte er weiter an der Decke entlang – zum Licht hin, da drüben am Fenster. Es gab eine kleine Luke dort oben, die nicht viel größer als eine Lüftungsklappe war, und er schien auf dem Weg dorthin zu sein.
    Durch diese Luke drang das einzige Tageslicht in den Raum, der ansonsten von starken Lampen intensiv und grell ausgeleuchtet wurde. Gårdeman sehnte sich jedoch nach dem Tageslicht.
    Plötzlich hielt er inne. Zwängte sich sozusagen in die oberste Ecke und bekam unwiderstehliche Lust, über seine eigene absurde Situation zu lachen.
    Hier hing er also nun! In einem Winkel an der Decke wie eine Spinne in Erwartung ihrer Beute. Er lachte aus vollem Hals.
    Doch keiner der Anwesenden im Raum interessierte sich auch nur im Mindesten dafür, dass er sich dort oben so amüsierte, denn sein Lachen war offenbar vollkommen lautlos.
    Das einzige Geräusch, das er hingegen vernahm, war das metallische Klirren von Skalpellen und Arterienklemmen, die ausgewechselt und in sterile rostfreie Schalen gelegt wurden, während um den Tisch herum ein sonderbarer Tanz vollführt wurde.
    Zierliche Krankenschwestern bewegten sich routiniert und leichtfüßig wie Elfen um einige fest positionierte Gestalten, die sich mit breiten Schultern über etwas auftürmten. Ganz bestimmt waren sie mit etwas sehr Wichtigem beschäftigt, doch so sehr er sich auch bemühte, konnte er nicht erkennen, worauf sie ihre Aufmerksamkeit lenkten.
    Außerdem war das grelle elektrische Licht so furchtbar hinderlich, einfach störend und ziemlich abstoßend.
    »Blutdruck?«, wollte eine auffordernde Stimme wissen.
    »40 zu 10. Puls kaum messbar«, zitierte ein grün gekleideter Narkosearzt die Werte auf seinem blinkenden Monitor, der einige Meter entfernt stand.
    »Geben Sie eine Ampulle Ephedrin und eine Einheit Blut.«
    Danach fand die Kommunikation wieder wortlos statt, und das Einzige, was Gårdeman hörte, war das schwache Fauchen des Blasebalgs vom Narkoseapparat.
    »EKG?«, fragte die auffordernde Stimme weiter.
    »Er hat Kammerflimmern«, erklärte der Narkosearzt.
    »Herzmassage, und gib ihm eine weitere Ampulle Ephedrin!«
    »Herzversagen!«, warnte der Mann am Monitor.
    Eine Schwester rollte mit routinemäßigen Bewegungen den Reanimationswagen mit dem Defibrillator heran, und innerhalb von Sekunden war das Team bereit für eine elektrische Herzstimulation.
    Der starke elektrische Stromstoß schickte Spasmen durch den Körper des Patienten. Da der erste von 120 Volt keinen nennenswerten Effekt zeigte, bereitete man sich auf eine Erhöhung der Voltzahl vor.
    »Dyspnoe!«, stellte der Mann am Monitor des Respirationsgerätes fest. »Akute Atemnot!«
    »Künstliche Beatmung und geben Sie ihm eine weitere Einheit Blut – jetzt sofort!«
    »Beeilen Sie sich, sonst verlieren wir ihn!«, mahnte der Narkosearzt.
    Gårdeman leuchtete ein, dass es da unten große Probleme gab. Doch warum beachtete ihn keiner, wo er doch immer noch oben an der Decke hing?
    Ihm gefiel das Licht am Fenster, auch wenn er draußen nichts erkennen konnte. Und das Licht wurde immer hel-1er. Bis ihm ein starker, fast blendender, überirdisch schöner Lichtstrahl entgegenschlug.
    Er fragte sich, ob ein Spiderman, wie er es war, wohl um Erlaubnis fragen müsste, wenn er nach draußen wollte, befand jedoch, dass es bestimmt in Ordnung wäre, wenn er sich einfach auf den Weg machte. Man würde sicher nichts dagegen haben, wenn ein Klettermaxe sich nun einmal von einem solchen Phänomen angezogen fühlte.
    Er streckte seine Hand aus und wollte das Fenster berühren.
    Doch es gab kein Fenster.
    Das Einzige, was existierte, war der

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