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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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kriminellen Mentalität gehörte oftmals ein großes Maß an Exhibitionismus, das sich in der Regel schnell offenbarte.
    Sicher gab es so manchen geschickten Juwelendieb, der während seiner gesamten kriminellen Laufbahn anonym geblieben und als mythenumwobene Legende in die Geschichte eingegangen war. Die Entlohnung für sein ausdauerndes Schweigen bestand darin, dass er um die Gefängnisstrafe herumkam und sich somit ein Leben in stillem Luxus auf irgendeiner paradiesischen Insel einrichten konnte. Anderen Dieben wiederum reichte allein die stille Genugtuung darüber, die ganze Welt betrogen zu haben.
    Doch dieses Verhalten gehörte eher zu den Ausnahmen im Leben eines Straffälligen. Das Bedürfnis, übermütig mit der eigenen Geschicklichkeit zu prahlen, überwog in den meisten Fällen. Sahlman tippte, dass auch der Mann, der sich ihm so bedrohlich von hinten genähert hatte, dieselbe schicksalsträchtige Mentalität aufwies.
    »Ha!«, brachte dieser jetzt mit jugendlicher Verachtung hervor.
    Sahlman fühlte sich in seiner Vermutung bestätigt und tastete sich auf dem dunklen Terrain der Psychologie weiter voran. »Was heißt hier ›ha‹?«, fragte er sarkastisch, während er inständig hoffte, dass ihm die Zeit, die er mit der Herausforderung des anderen zum Reden gewann, zugute kommen würde.
    »Die glauben, sie wissen alles, ist es nicht so?«, schnaubte der Jüngling.
    »Einiges sollten sie wohl wissen«, betonte Sahlman. »Sie arbeiten ja schließlich hier.«
    »Aber sie haben nicht den Hauch einer Ahnung! Das kann ich dir versichern, alter Knacker!«
    »Wovon haben sie keine Ahnung?«, setzte Sahlman seine Verzögerungstaktik fort, ohne sich anmerken zu lassen, dass es ihn empfindlich störte, wenn man ihn duzte.
    »Sie haben von Tuten und Blasen keine Ahnung!«, beharrte der Suchende. »Die kapieren nicht, wie einfach es ist, hier hineinzukommen. Das heißt, wenn man es wirklich will!«
    »Und wie einfach ist es?«, wollte Sahlman wissen, der tatsächlich neugierig geworden war und im Stillen darauf hoffte, dass dieser große Held endlich das verdammte Licht vor seinen Augen entfernen würde.
    »Hast du nie wall-climbing geguckt? Hast du nie die Typen beobachtet, wie locker sie an den Wänden von Sporthallen hochturnen? Nicht mal, als sie in den Dachkonstruktionen von Knutpunkten geklettert sind?«
    Die Frage war rein rhetorisch, und Sahlman antwortete nicht.
    »Ich kann das ziemlich gut«, setzte er hinzu. »Verdammt gut sogar! Außerdem ist die Fassade mit all den Abschabungen von Baugerüsten, Spalten und sonstigen Einkerbungen wie gemacht dafür. Und was glaubst du, wer eine dunkel gekleidete Figur mitten in der Nacht den Festungsturm Kärnan hochklettern sieht? Bis jetzt jedenfalls noch keiner – nicht zuletzt deswegen, weil ich die Scheinwerfer auf der Südseite außer Funktion gesetzt habe!«
    Sahlman wunderte das kaum. Birgitta hatte ihn ja bereits auf diesen speziellen Umstand hingewiesen.
    »Letztlich war es nur noch eine Bagatelle, die Vormittagsstunden in den Toiletten abzusitzen und die Burg rechtzeitig zur Schließung in Besitz zu nehmen«, klärte der Suchende sein Gegenüber eifrig und prahlerisch auf.
    »Natürlich, und einen Schlüssel haben Sie sicher auch nachgemacht, und solche Dinge, oder?«
    Der Suchende antwortete nicht. Wahrscheinlich begann er Sahlmans Strategie zu durchschauen. Und die Tatsache, dass diesem die Zeit davonlief. Brüsk zwang er seinen Gefangenen in Richtung der Weltkugel, die mitten im Raum stand. Sahlman, der sie nicht bemerkte, stieß mit dem Oberschenkel dagegen, sodass er um ein Haar aufs Neue die Balance verloren hätte.
    »He, können Sie nicht ein bisschen vorsichtiger sein, Bürschchen! Das Letzte, was Sie wollen, ist doch wohl, jemandem Schaden zuzufügen, oder nicht?«, warnte ihn Sahlman.
    »Da solltest du dir nicht so sicher sein! Das, was ich suche, ist es durchaus wert – es ist sogar die Mühe wert, einen Bullen zu töten.«
    »Bullen?«, wiederholte Sahlman. »Wieso nehmen Sie an, dass ich Polizist bin?«
    »Das riecht man doch schon von weitem, Opa. Und außerdem wäre ich jetzt nicht mehr am Leben, wenn du ein anderer gewesen wärst.«
    »Und wer, zum Beispiel?«, wollte Sahlman wissen, ohne darauf einzugehen, dass dieser Mistkerl ihn nicht nur durchschaut hatte, sondern ihn mit seiner Titulierung munter weiter degradierte.
    »Zum Beispiel ein anderer, gut organisierter Schatzsucher«, fuhr ihn der Jüngere an und versetzte ihm einen weiteren

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