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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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Stundenkilometer, denn er hatte drei Polizeiwagen mit angeschaltetem Blaulicht und Martinshorn hinter sich, die ebenfalls Vollgas gaben.
    Als er die vereiste Kurve in dem kleinen Neubaugebiet zu eng nahm, verlor er fast die Kontrolle über seinen Wagen. In letzter Sekunde gelang es ihm jedoch, das Auto wieder auszurichten und seine Wahnsinnsfahrt durch ein Villenviertel in den Außenbezirken von Adolfsberg in Richtung der alten Obstanbaugebiete fortzusetzen.
    Der mit Schnee vermischte Kies spritzte in den Kurven auf. Der Fahrer war sich durchaus im Klaren darüber, dass eine Schule in der Nähe war und jeden Moment ausgelassene Schulkinder auf die Straße springen konnten.
    Doch das war ihm verdammt egal.
    Er gab noch ein bisschen mehr Gas, denn er wusste, was Sache war. Polizistenmörder jagte man wie ein Tier – und nun war er selbst die gejagte Beute! In seiner Vorstellung erschienen ihm die Blaulichter, die ihm auf den Fersen waren, wie Lötlampen, deren einziges Ziel es war, ihn mit ihrem Feuer zu vernichten.
    Er hielt das Steuer in der einen Hand und kratzte sich mit der anderen am Bart; er hatte sich schon viel zu lange nicht mehr in Ruhe rasiert.
    Die vergangenen Tage hatte er sich auf einer hektischen Reise nach Bulgarien und wieder hinauf nach Skandinavien befunden. Das Ganze war ziemlich anstrengend und aufreibend gewesen. Besonders die Rückfahrt war stressig gewesen, wo er doch hinter einer eigens dafür eingebauten Verkleidung in der Karosserie sechs Kilo Amphetamin verwahrt hatte.
    Doch warum sollte er sich überhaupt rasieren?
    Im Lauf der Jahre hatte er es als Vorteil empfunden, etwas ungewöhnlich auszusehen, und er wusste wohl, dass er einem Clown nicht unähnlich war. Bislang hatte es sich insofern positiv ausgewirkt, als ihm fast überall in Europa die Zöllner zugetan waren. Sie winkten ihn relativ selten heraus, als wollten sie jemandem, der allein schon durch sein Aussehen benachteiligt war, nicht noch unnötige Schwierigkeiten bereiten. Und genau dieses Prinzip hatte er sich auf seinen vielen ausgedehnten Geschäftsreisen zunutze gemacht.
    Um ganz sicherzugehen, hatte er diesmal dafür gesorgt, vor Antritt der Fahrt eine Flasche billiges Eau de Cologne im Kofferraum zu versprühen. Denn man hatte ihm gesagt, dass selbst ein Spürhund vom Zoll, der möglicherweise Witterung aufnahm, von dem Geruch des Parfums so abgestoßen werden würde, dass er sich dem Fahrzeug kaum nähern würde.
    Wie auch immer, er hatte jedenfalls alle Grenzkontrollen galant überstanden. Einmal hatte ihm jemand in einer Herrentoilette im dänischen Randers seine Aufwartung gemacht. Doch es handelte sich nicht, wie anfangs vermutet, um einen Fahnder in Zivil, sondern einen Schwulen, der sich von dem billigen Duft angezogen fühlte. Als dieser sein Ekel erregendes Angebot vor ihm ausbreitete, war für ihn das Maß voll gewesen, und er hatte ihn kurzerhand bewusstlos geschlagen, bevor er ihn auf eine der Toiletten verfrachtet und ihn dort sich selbst überlassen hatte.
    Nachdem er daraufhin seine eigene Blase geleert hatte, war er ohne Unterbrechung nach Helsingør durchgefahren. Da die Hamlet von Scandlines Probleme mit dem Bugvisier hatte, war ihm nichts anderes übrig geblieben, als die Überfahrt nach Helsingborg bei der Konkurrenzgesellschaft HH-Ferries anzutreten. Kein Zollbeamter hatte auch nur einen Blick in sein Fahrzeug geworfen, und es war ihm regelrecht schwer gefallen, ein Grinsen zu unterdrücken. Er hatte also vollkommen unbehelligt die Kontrolle passieren können, ohne auch nur das Tempo zu verringern.
    Ruck, zuck – Geld wie Heu! Die Ladung war unter der Hand knapp eine Million wert, und der ganze Zaster gehörte ihm!
    Und dann kam dieser verdammte Bulle am Olympiastadion und wollte seinen Führerschein sehen!
    Klar, dass er abgedrückt hatte.
    Nur, wie zum Teufel sollte er sich dieser Verfolgungsjagd jetzt entziehen?
    Dort!
    Ein Stück entfernt gab es eine kleine Durchfahrtsstraße. Sie führte direkt auf den Österleden, der wiederum weiter unten die Autobahn erreichte. Er musste also nur dorthin kommen. Als er auf einem Zebrastreifen die Kurve zu stark anschnitt, erwischte er mit dem Kotflügel eine ältere Dame. Er hörte, wie das Metallgestell ihres kleinen Einkaufstrolleys zerbrach. Im Augenwinkel konnte er ihn weit durch die Luft fliegen und mit einem Knall auf der Fahrbahn landen sehen. Ein Liter Milch und ein in Plastik verpacktes Brot folgten im Flug. Und die Frau, flog sie hinterher? Nein, da

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