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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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lag sie rücklings auf dem Bürgersteig und fuchtelte hysterisch mit den Armen um Hilfe. Verdammtes Weibsstück!
    Aber vielleicht konnte er auf diese Weise einen der Polizeiwagen abhängen. Denn natürlich würden sie sich um alte, hilfsbedürftige Damen kümmern, diese Blaumeisen!
    Er ging ein wenig vom Gas, um nach der Kurve das Pedal wieder durchzutreten und in voller Fahrt davonzubrausen. Der Motor beschleunigte willig, und er konnte im Rückspiegel tatsächlich feststellen, dass er nur noch zwei dieser lodernden Fackeln im Nacken hatte.
    So war es schon besser.
    Mit etwas Glück würden sie schon in der nächsten S-Kurve von der Straße abkommen. Er selbst kannte die Kurven in dieser Gegend im Schlaf, denn er besuchte des Öfteren eine Nutte im Orkanvägen.
    Verdammt, wie ihm der Bart juckte!
    Er warf erneut einen raschen Blick in den Rückspiegel, diesmal jedoch, um festzustellen, ob sich nicht irgendetwas zwischen den Barthaaren eingenistet hatte. Mann, wie entsetzlich es juckte!
    Nun hatte er nur noch einen Wagen mit Blaulicht hinter sich.
    Siegesgewiss hob er die Faust. »Yes!«
    Die anderen Bullen mussten demzufolge in der steilen Kurve da hinten ausgestiegen sein, so hoffte er jedenfalls. Vielleicht waren sie ja direkt in die Obstwiesen gerauscht!
    »Bon voyage!«, winkte er ihnen zum Abschied mit einem letzten Blick in den Rückspiegel hinterher und kratzte sich versonnen am Kinn.
    Der Frontlader der Marke Volvo EL 70 C stand quer über die Straße geparkt, das gelbe, blinkende Warnlicht auf dem Dach.
    Der Fahrer wollte gerade die letzte Fuhre Zementrohre für einen Neubau in der Sommargatan abladen. Er fand es eigenartig, in einer Straße, die Sommargatan hieß, mitten in der Kälte des Winters zu arbeiten. Doch bald würde er für heute fertig sein, sodass er seine Kinder von der Tagesstätte abholen konnte.
    Der Saab hielt auf der geraden Strecke eine Geschwindigkeit von 101 Stundenkilometern, und die Kollision war demnach entsetzlich. Der Frontlader neigte sich. Mehr als dreizehn Tonnen gehärteter Stahl gerieten in Bewegung, die sich zu einem Besorgnis erregenden Schwanken auswuchs. Doch der Laster kippte nicht. Er stabilisierte sich auf seinen schweren 2 X 25-Zoll-Reifen und blieb wie durch ein Wunder stehen.
    Der vordere Teil des Saabs hingegen wurde völlig platt gedrückt. Das ansonsten so robuste Metall wickelte sich wie Weichkäse um die gelb lackierte Breitseite des Frontladers, und als das nachfolgende Polizeiauto mit einer Vollbremsung hielt, konnte man nur noch feststellen, dass sich die Lenkstange durch das Steuer hindurch in den Brustkorb des Fahrers gebohrt hatte. Somit war er regelrecht aufgespießt worden, barmherzigerweise mit tödlicher Folge.
    Barmherzig, weil bereits beide Beine in Kniehöhe von messerscharfen Metallkanten abgeschnitten worden waren, während das eine Auge vom zerbrochenen Rückspiegel ausgestochen und die rechte Gesichtshälfte von den scharfkantigen Scherben der eingedrückten Windschutzscheibe regelrecht abgetrennt worden war.
    Er hätte die Verletzungen nicht einmal bis zum Eintreffen des Rettungswagens überlebt.
    Der schockierte Fahrer des Frontladers kroch auf puddingweichen Beinen aus seiner Maschine, während die Polizisten einen Krankenwagen sowie Verstärkung über Funk anforderten.
    »Ich … ich wollte doch nur«, gab er verwirrt von sich, »… und dann wollte ich die Kinder abholen. Wie konnte das passieren? Wie konnte das passieren? Wie …«
    Der Polizist Roger Carlsson begleitete ihn fürsorglich zum angenehm warmen Polizeiwagen, setzte ihn auf den Rücksitz und hüllte ihn in eine Wolldecke.
    »Versuchen Sie sich zu beruhigen«, sagte er in bestimmtem, aber mitfühlendem Tonfall, während er ihm bestätigend auf die Schulter klopfte. »Sie konnten nichts dafür, es war nicht Ihr Fehler. Bleiben Sie ein bisschen sitzen, Hilfe ist bereits unterwegs.«
    »Aber wie … wie? Und wer holt die Kinder ab?«
    »Versuchen Sie sich zu beruhigen«, wiederholte Carlsson, der bereits mehr als einmal Menschen im Schockzustand geholfen hatte. »Atmen Sie tief und gleichmäßig durch, dann geht es Ihnen bald besser. Wir kümmern uns um alles, alles wird gut.«
    Er vermittelte in diesem Augenblick eine professionelle Ruhe, die er selbst überhaupt nicht empfand. Dieser Unfall war bisher der allerschlimmste, den er je gesehen hatte. Und er hoffte, dass ihm in Zukunft Anblicke wie dieser erspart bleiben würden.
    Er ging zu seinem Kollegen, der in der Nähe des

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