Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod
und machte sich erbötig, die verzweifelte Frau durch einen Beamten nach Hause begleiten zu lassen.
„Sie sind sehr gütig", lehnte Betty Fleming ab, „aber mein getreuer Diener wartet draußen."
Kaum hatte Mrs. Fleming das Zimmer verlassen, sahen sich die beiden Beamten bedeutsam an.
„Den einen hätten wir", flüsterte Inspektor Halley, „na, Kommissar Morry, dann werden wir den anderen auch bald haben. Habe ich Ihnen nicht gestern noch erklärt, daß wir bis spätestens heute Abend die Schurken ermittelt hätten!"
Nach diesem Ausruf wandte er sich ab und wollte das Zimmer verlassen.
„Hallo, Inspektor, Moment mal", rief ihn Morry zu sich heran, „warum auf einmal so eilig, was haben Sie vor."
„Ich bin in spätestens einer Stunde zurück, Herr Kommissar", entgegnete hastig Inspektor Halley, „ich will nur diesen Burschen holen und Ihnen vorführen. Wenn wir ihn beide im Kreuzverhör haben, wird es keine halbe Stunde dauern, und er wird alles gestehen."
„Auf keinen Fall gehen Sie allein", stieß entschlossen Morry aus, „denn ich glaube kaum, daß sich Mac Rivers so einfach verhaften lassen wird. Er weiß ganz genau, was ihn erwartet. Unter Umständen sogar der Strang. Ich begleite Sie und werde aus Sicherheitsgründen noch zwei weitere Beamte mitnehmen. Sie kennen doch das Haus, Halley, es hat zwei Ausgänge, und wir müssen mit allen Eventualitäten rechnen. Also kurz, ein Mann auf den Hof, der andere vor den Kellerausgang, und wir beide suchen den Halunken auf."
Es war zwölf Uhr mittags, als die Beamten das Ziel ihrer Fahrt erreichten. Eine Ecke vorher stiegen sie aus dem Wagen, und jetzt wußte jeder von ihnen, wie er zu handeln hatte. In Abständen näherten sie sich vereinzelt dem Haus, und während die beiden Kriminalbeamten ihre Pasten bezogen, begaben sich Morry und Inspektor Halley zur zweiten Etage. Schon wollte Inspektor Halley klingeln, als er wie von einem harten Schlag getroffen, zurücktaumelte. Fassungslos sah der Beamte seinen Vorgesetzten an und schüttelte unwillkürlich den Kopf, als würde er an dessen Verstand zweifeln.
„Zum Teufel", flüsterte Morry erregt, „riechen Sie denn nichts, Halley... Gas!"
Vergeblich bemühten sich die beiden Männer, das komplizierte Sicherheitsschloß zu öffnen. Es gelang ihnen nicht! Auf einen stummen Wink Morrys hin warfen sich nun die beiden Beamten mehrere Male mit ihren Körpern gegen die Tür, bis diese nach einigen Versuchen berstend nachgab. Sofort stürzte Inspektor Halley zum Fenster, riß beide Flügel weit auf, während Morry in die Küche stürmte und den Gashahn abdrehte. Verwundert blickte Kommissar Morry umher. Er hatte nicht erwartet, solch eine elegante Wohnung vorzufinden. Aber nur eine Zehntelsekunde währten diese Gedanken, dann stieß er die Tür auf, die ins Schlafzimmer führte, und als Inspektor Halley folgen wollte, hob er die Hand, so daß der Inspektor wie gebannt stehenblieb.
Der Lärm hatte die Hausbewohner aus ihrer Ruhe gescheucht. Vor allen Dingen waren es einige Frauen, die sich zögernd der Wohnung des immer freundlichen Mac Rivers näherten, aber sofort zurückschreckten, als sie den intensiven Gasgeruch wahrnahmen. Nur einen kurzen Blick warf Inspektor Halley auf den Toten, dann wandte er sich wortlos ab und hatte in den nächsten Minuten damit zu tun, die erregten Mieter des Hauses zu beruhigen. Danach eilte er die Treppen hinunter, um die anderen Beamten zu benachrichtigen, die den Auftrag bekamen, sich mit der Mordkommission in Verbindung zu setzen. In der Zwischenzeit beschäftigte sich Morry mit dem Toten. Er rührte nichts an, sondern beobachtete ruhig und sachlich den friedliche Daliegenden. Nach der ganzen Sachlage mußte Selbstmord vorliegen. Aber dennoch stutzte der Kommissar, denn in seiner langjährigen Praxis hatte er es noch nicht erlebt, daß ein Schwerverbrecher freiwillig aus dem Leben geschieden war. Na ja, vielleicht war Mac Riveris eine Ausnahme, hatte mehr Untaten begangen, als er wußte, und darum den letzten Schritt getan. Das würde sich aber noch alles aufklären. Nun aber bewegten Morry plötzlich ganz andere Gedanken. Zwei Männer waren es, die den Raubüberfall auf Winston Fleming durchgeführt hatten. Der eine lebte nicht mehr... welch ein eigenartiger Zufall, aber dennoch; wo war die Beute?
Sachgemäß durchsuchte er das Zimmer. Nach einigen Minuten gab er es auf und wandte sich dem anderen Raum zu. Sinnend überprüfte er jeden einzelnen Gegenstand des elegant
Weitere Kostenlose Bücher