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Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Titel: Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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klanglos von der Bildfläche verschwand. Der Mann konnte ja noch gar nicht gewußt haben, daß sie ihm auf der Spur waren, und selbst wenn man ihn verhaftet hätte, wäre er mit einigen Jahren Zuchthaus davongekommen. Es stand einwandfrei fest, daß er den Juwelier nicht ermordet hatte... warum also die Flucht aus dem Leben. Der Komplice Mac Rivers war ein brutaler Mörder. Warum also sollte er nicht auch den anderen ins Jenseits befördert haben? Gleichzeitig würde er damit die ganze Beute einheimsen, und es gab keinen Menschen, der ihn belasten konnte. Bis jetzt wenigstens noch nicht. Das war eine Möglichkeit, die nicht von der Hand zu weisen war. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, daß man einen Mitwisser beseitigte, um selbst ruhig leben zu können.
    Morry sprang auf. Die Zeit eilte dahin, es mußte etwas getan werden. Mit einem Ruck zog Morry die Schreibtischschublade auf und holte das lange, mexikanische Wurfmesser heraus.
    Ein Meister auf diesem Gebiet mußte die furchtbare Waffe geschleudert haben. Wer nur kannte diese stählerne Klinge so beherrschen, daß er auf eine Entfernung von zehn Metern genau das Ziel traf. Für seine Begriffe kam dafür nur ein Artist in Frage. Jetzt hieß es, auf diesem Gebiet Nachforschungen anzustellen. Am späten Nachmittag versammelte Morry seine besten Beamten um sich und gab ihnen neue Instruktionen mit auf den Weg.
    Wie die Wühlmäuse durchzogen die Männer Scotland Yards die große Stadt. Überall waren sie, in dem Verbrecherviertel Soho und Whitechapel, sämtliche Vergnügungsparks durchpflügten sie, und spät in der Nacht stürmte Hilfsinspektor Weber in das Zimmer seines Vorgesetzten, und seine leuchtenden Augen verrieten Kommissar Morry, daß er ein handfestes Ergebnis mitbrachte.
    „Reden Sie schon, Weber", rief er ihm atemlos zu und füllte dem Erschöpften ein Glas mit Whisky.
    Hastig leerte es der junge Beamte und stammelte dann: „Im Zirkus Burdy tritt jeden Abend ein Alfonso Tornado auf — — — ein Messerwerfer allergrößten Formats. Weiter habe ich herausgebracht, daß er lange, mexikanische Wurfmesser benutzt und sie auf seine Partnerin schleudert, die an einer Drehscheibe hängt."
    „Mexikanische Wurfmesser", echote Kommissar Morry gedankenschwer, „das wäre eine Möglichkeit. Lassen Sie darüber nichts verlauten, Weber. Sprechen Sie zu keinem Ihrer Kollegen, denn jetzt werden wir die Spur verfolgen. Beobachten Sie unauffällig diesen Alfonso Tornado — — auf jeden Fall müssen Sie herausbekommen, wer seine Partnerin ist, wo sie wohnt, denn meistens sind diese Damen gesprächiger, als man ahnt. Ich werde mir morgen Abend den Gentleman einmal ansehen. Na, dann trinken Sie ruhig noch einen, Weber, Sie haben es verdient."
    Mit hochrotem Gesicht verließ der junge Beamte seinen Vorgesetzten, von dem man Wunderdinge berichtete. Bisher hatte er immer das Gefühl gehabt, in Kommissar Morry einen kalten, unpersönlichen Vorgesetzten zu sehen, aber diese wenigen Minuten bewiesen ihm, daß der berühmte Kommissar das Herz auf dem richtigen Fleck hatte.

    *

    Im Schatten des eleganten Zirkuswagens stand Kommissar Morry. Noch tiefer duckte er sich, als leise eine Tür ins Schloß gedrückt wurde. Mit einem großen Umhang bekleidet, verließ Alfonso Tornado seinen Wagen und begab sich zu dem riesigen Zirkuszelt hinüber. In einer guten Stunde erst war sein Auftritt, und er wollte noch einmal schnell seine Partnerin aufsuchen, um mit ihr einen neuen Trick zu besprechen, der ihm plötzlich eingefallen war. Das leichte Schloß war für Kommissar Morry ohne Schwierigkeiten zu öffnen. Eine Sekunde blieb er stehen und blickte hastig umher. Das Licht brannte noch, also würde der Artist jeden Augenblick wieder zurückkehren. In der Ecke des elegant eingerichteten Wohnwagens bemerkte er einen kleinen Schrank. Schon stand Morry davor und öffnete ihn behutsam. Da sah er sie — — — die langen, mexikanischen Wurfmesser. Sie befanden sich in einem Futteral — es waren vierzehn Taschen, und zwei waren davon leer. Morry hatte das Gefühl, als ob er einen Schlag erhalten hätte, so sehr beeindruckte ihn die Erkenntnis, in dem Artisten den mutmaßlichen Mörder Winston Flemings zu sehen. Behutsam zog er ein Wurfmesser heraus, ja, es war derselbe Knauf mit der nicht alltäglichen Ziselierung. Morry konnte sich nicht damit aufhalten, die Fingerabdrücke des Mannes zu sichern, denn jeden Augenblick konnte der Artist zurückkehren: So ließ er hastig das Messer

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